∆Kapitel 1: Das ist Mord∆

430 35 26
                                    

Die Sachen flogen nur so aus dem Kleiderschrank. Das Gepäck musste schließlich gepackt werden. Light stand mit seinem Koffer im Raum und sah Ryuzaki dabei zu, wie er Unmengen an unnützen Zeug in seinen Koffer stopfte. Überraschenderweise musste er feststellen, dass der Schwarzhaarige mehr als nur ein weißes Langarmshirt und eine weite Jeans besaß. Socken und mehr als ein Schuhpaar hatte er jedoch nicht.

"Ryuzaki, wir gehen in keinen Luxusurlaub", erinnerte Light ihn. Ryuzaki sah zu Light, den er mit den Handschellen wieder etwas weiter in den Raum zog. "Und was hast du alles eingepackt?"
"Nichts nennenswertes, ein paar frische Klamotten, Bücher zum Lesen..."
"Auch ein Tagebuch?", fragte er eindringlich und fixierte ihn. Light öffnete überrascht die Augen etwas weiter. "Tagebücher sind für Mädchen", lachte er schließlich.

"Wie kommen wir eigentlich dort hin?", fragte Light und brach das Schweigen. "Watari wird und sicher fahren", erklärte Ryuzaki und versuchte, seinen Koffer zu schließen. Er hatte eindeutig zu viel eingepackt. "Komm, ich helfe dir", seufzte Light und zog mit aller Kraft am Reißverschluss. Ryuzaki drückte mit seinem Gewicht den Koffer zusammen, sodass Light es leichter hatte. Mit vereinten Kräften hatten sie es geschafft. Light wischte sich mit der Hand über die Stirn. "Hast du alles?", fragte der Schwarzhaarige und schob seinen Koffer zur Tür. "Ich hab alles", bestätigte er.

Sie nickten sich zu, dann machten sie sich auf dem Weg nach unten. Matsuda aber stellte sich ihnen entgegen. "Das Auto wartet, wir müssen los", stellte Light klar. "Light, du musst dich noch von Misa-Misa verabschieden!" Der Student knurrte: "Sag ihr einfach, dass ich keine Zeit dafür habe!"

"Hab ich schon... Dann hat sie einen hysterischen Schreianfall be-" Weiter kam der junge Polizist nicht. Misa kam kreischend auf Light zugesprintet. "Light mein Schatz, komm heil wieder zurück, und lass dir ja nicht zu lange Zeit." Die Blondine hatte Light fest umklammert. "Matsuda, kümmere dich um sie", meinte Ryuzaki gleichgültig und zig den Brünetten mit sich. "Light muss jetzt los."

Unten hatte Watari schon alles bereitgestellt. Die beiden jungen Männer übergaben dem Alten ihr Gepäck und stiegen hinten ein. "Ryuzaki, du sitzt ja ganz normal", stellte Light erstaunt fest. "Im Auto macht sich diese Position am besten. Außerdem fahren wir etwas länger", erklärte der Schwarzhaarige. Watari brauchte nicht lange zum verstauen. Er stieg vorne ein und fuhr los. Eine geschlagene halbe Stunde schwiegen die drei.

"Light, ich weiß genau, dass du Kira bist. Streite es nicht ab", sprach Ryuzaki plötzlich. Light bekam eine Gänsehaut, Ryuks Gelächter schallte in seinem Kopf. Wie lange ist er sich schon so sicher?

Da er darauf keine große Reaktion zum Vorschein brachte, fuhr der Detektiv fort: "Dass du mir nichts entgegen wirfst, sehe ich als Geständnis an. Danke."
"Seit wann bist du dir da so sicher?", hakte Light nach. Jetzt die Tatsache abzustreiten, wäre eine sinnlose Idee.

"Seitdem wir einander gekettet sind", beantwortete Ryuzaki die Frage. Beide schwiegen wieder, bis Light dieses Schweigen brach: "Wann wirst du es den anderen erzählen?" Ryuzaki musterte Light genau. Niedergeschlagen sah er zu Boden, als wenn er seine Taten aufrichtig bereuen würde, doch er schenkte dem keinerlei Vertrauen.

"Vorerst überhaupt nicht."
Light gab einen überraschten Ton von sich und blickte ihm in die schwarzen, nichtssagenden Augen. Gerade wollte Light nachfragen, wieso, doch der Schwarzhaarige nahm die Antwort ihm vorweg. Oder genauer ausgedrückt, er verschob die Antwort auf einen späteren Zeitpunkt.

~•~

Der Blauschopf Nagisa musterte die Fahrkarten. Es waren Freischeine für ganz Japan. "Karma, weißt du wie wir in den zwanzigsten Bezirk kommen?" Der Rothaarige sah nachdenklich auf die Gleise vor ihnen. Gerade war ein Zug wieder abgefahren.

"Ich würde sagen, wir gucken online", schlug er vor. Nagisa fischte sein Handy aus seiner Hosentasche und entsperrte es, bis er feststellte, dass Karma ihn um einiges vorraus war. "Wir nehmen den Zug gleich und fahren zehn Stationen. Dann nehmen wir von dort aus einen Bus", las der größere vor.

"Sicher, dass wir mit den Öffentlichen fahren sollten? Was ist, wenn Kira unsere Namen bereits kennt", sprach Nagisa seine Befürchtungen aus. Karma tätschelte ihn den Kopf. "Schieb' mal keine Panik. Wenn Kira versuchen sollte, uns da drin zu töten, wird er eh entlarvt."

Seinen Optimismus müsste man haben...
Nagisa zuckte mit den Schultern, dennoch hatte er Angst.
Der Bahnsteig füllte sich mit Unmengen an Menschen, was nicht nur daran lag, dass gerade ein überfüllter Zug einfuhr.
Nun fühlte sich der Blauhaarige noch unwohler. Bisher konnte er immer auf die Hilfestellungen seines Klassenlehrers zählen, diesmal war Koro-Sensei aber nicht da.

Der Zug war auch weiterhin voll geblieben. Überall waren fremde Gesichter. Gefährlich dreinschauende Gesichter. Jeder von ihnen konnte der Feind sein. Nagisa machte sich kleiner, als er eigentlich schon war, das bemerkte er aber nicht. "Wir sind bewaffnet. Du kannst dich jederzeit verteidigen", flüsterte Karma ihm zu. "Wir werden noch genug Blut vergießen müssen. Wir sollten nicht mehr als nötig tun", flüsterte der Blauhaarige zurück. Karma schnaubte. "Spielverderber."

Die beiden Schüler spazierten durch die Straßen des zwanzigsten Bezirkes, dem zukünftigen Schlachtfeld, auf dem sie gegen die Ghule und Kira kämpfen würden. "Haben wir eigentlich eine Unterkunft?", fragte Nagisa plötzlich. Er wollte nicht unbedingt hier auf der Straße schlafen. Karma sah den kleineren überrascht an. "Hat Koro-Sensei dafür keinen Freifahrtschein bereitgestellt?" Nagisa wühlte die Fahrkarten durch. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln konnten sie ohne Probleme überall hin, aber das Übernachten wird schwierig.

"Sieh mal!", rief der Blauschopf und zeigte auf ein kleines Café. Es sah aus wie eines der hübschen traditionellen Cafés, es hatte eine gewisse Ausstrahlung. "Da könnten wir doch mal nachfragen, oder?" Gerade kam einer der Mitarbeiter aus dem Gebäude gestürmt, samt eines wutverzerrten Gesichts. Vor ihm lief ein gehässig grinsender Mann. Karma schien etwas in seinem Gesicht entdeckt zu haben, er blieb stehen. Nagisa sah verwundert vom Mitarbeiter wieder zu dem Rothaarigen.

Karma sah lässig nach hinten, zog mit der rechten Hand seine Pistole und richtete sie ungeniert auf den Flüchtenden. Bevor Nagisa etwas einwerfen konnte, drückte der Schüler ab. Ein lauter Knall ertönte, und nur ein Bruchteil einer Sekunde später kam der Flüchtende frontal mit dem Boden in Kontakt. Karma hatte ihn sauber am Kopf getroffen. Grinsend steckte er die Pistole weg und sah zum Mitarbeiter. Dieser blickte erschrocken zurück. Er und Nagisa öffneten zeitgleich die Münder und brachten synchron den selben Satz hinaus.

~•~

Auch Light hatte die Szene vom Fenster ihres Hotelzimmers gesehen, kurz davor hatte er Ryuzaki dazugeholt. Gebannt starrten sie zu der Leiche, dann musterten sie den Rothaarigen. Auch die beiden brachten haargenau denselben Satz zustande.

"Das... ist Mord."

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt