∆Kapitel 24: Saving from Death∆

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Mit einem Kampfschrei, den man lieber nicht hinter sich hören würde, stürzte sich Touka auf Ken. Die Ghula hatte hier deutlich bessere Chancen, Federkrallenghule sind schließlich um einiges schneller. "Du verdammter Scheißkerl!", schrie sie und schlug auf Kens Kopf ein. Der Weißhaarige rollte sich schwerfällig auf den Rücken und breitete schwer atmend die Arme aus. Touka stützte sich auf und wollte gerade wieder auf ihn einschlagen. Nur das erschöpfte Lächeln durch seine zerfetzte Maske hielt sie davon ab.

"Touka", flüsterte er heiser. Seine Stimme klang fast wieder wie er selbst, nur ganz leicht war sie noch verzerrt. Sie holte mit ihrem Bein aus und trat ihn mit gewaltiger Kraft in seine Weichteile, sodass er zusammenkrampfte. "Du Mistkerl", fluchte sie mit zittriger Stimme, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie sank auf ihre Knie und sah Ken lächelnd an. Sie lächelte so gut wie nie. Touka entfernte die Fetzen auf seinem Gesicht, darunter verbarg sich ein großer, violetter Fleck, wie ein Muttermal. Jedes Mal, wenn sich dieser Fleck ausbreitete, kniff der weißhaarige Ghul die Augen zusammen.

"Wir müssen einen Schrein finden!", sagte sie und zog ihn hektisch auf die Beine. Er verlor sein Gleichgewicht und ließ sich von Touka stützen. Sie sah sich suchend um. "Wo ist denn hier ein Schrein?"
"Ich weiß, wo einer ist!"
Touka wirbelte herum und sah in die strahlend blauen Augen Yatos.
"Du Scheißkerl lässt uns beim Brand einfach alleine? Ich mach' dich fertig!", brüllte die Ghula und schon ihre Ärmel hoch. Vorsichtig ließ sie Ken zu Boden gleiten, dann stampfte sie auf den Gott zu. Auf halben Weg hielt sie inne, ein Stechen an ihrem Nacken bereitete ihr große Schmerzen.
"Ihr seid beide von Yasumi befallen", stellte Yato fest, sein Gesichtsausdruck auf einmal toternst. "Wir müssen uns beeilen, folgt mir!"

~•~

Karma legte eine Geschwindigkeit und Ausdauer an den Tag, von der er überhaupt nicht wusste, dass er sie besaß. Allerdings wusste er auch nicht, wie schnell Nagisa eigentlich sprinten konnte. Die Verfolgungsjagd schien aussichtslos für den Rothaarigen, jedoch blieb Nagisa plötzlich reglos stehen. Karma krachte in ihn hinein. Der Blauhaarige lag am Boden, wenn man nicht seine Atmung erkennen könnte, hätte man wohl gedacht, er wäre tot.

"Nagisa?", fragte er nach. Zwei Finger tasteten den Hals ab und suchten nach der Pulsader. Karma atmete erleichtert auf, als er das sanfte Klopfen spürte. Prompt hob Karma ihn hoch und trug ihm im Braut-Stil durch die Gegend. Schließlich begann er, orientierungslos umher zu rennen.
Ein blonder Junge kam ihm entgegen. "Bleibt stehen!", rief er und winkte die Schüler zu sich heran. "Schwerer Fall von Yasumi", bemerkte er und sah Karma besorgt in die Augen. "Folgt mir, ich bringe euch zu 'nem Schrein."
"Wer bist du überhaupt?", rief Karma dem Jungen hinterher, dann setzte er sich selber in Bewegung.
"Mein Name ist Yukine, Yato hat mich geschickt."

~•~

Dieses Gefühl des Versagens, dieses schlechte Gewissen, all das machte Light innerlich fertig. Wütend schlug er noch einmal auf den Boden ein, dann rappelte er sich auf. Er konnte L nirgends mehr erkennen. "Ryuzaki! Sag mir bitte, dass du hier irgendwo bist!", rief er verzweifelt.
Ungläubig starrte er zur gegenüberliegenden Laterne, zu dem Detektiven. L taumelte erschöpft auf Light zu. Er klammerte sich an seinen Schultern fest, seine Beine aber gaben nach. Nur der Braunhaarige stützte ihn noch, hielt ihn in seinem Arm.

"Ryuzaki", flüsterte Light. Tränen rollten vereinzelt über sein Gesicht, tropften auf das des Älteren. "Light... Es tut mir leid", hauchte er und sah ihn aus großen, schwarzen Augen an. Light strich ihm die Strähne aus dem Gesicht. Die eine Hälfte war violett verfärbt, je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde er.
"Ich lasse dich nicht gehen, nicht nocheinmal."
Nach diesen Worten legte der Student seine Lippen auf die des Detektiven. L erwiederte teilweise überrascht, teilweise zu sehr erschöpft.

Die Verderbnisflecken gingen in einem schmerzhaften Stechen über, färbten sein Gesicht langsam ebenso violett. Light schien diesen Schmerz vollkommen auszublenden, er war nur auf L fokussiert. Er bewegte seine Lippen in einem langsamen Tempo, darauf bedacht, den Schwarzhaarigen in diesem Zustand nicht zu überfordern.
Schließlich löste er den Kuss und sah ihn liebevoll an.

"Ich unterbreche euch ungern, einfach weil ihr beide absolut niedlich seid, aber wenn ihr nicht sterben wollt, dann solltet ihr besser mitkommen."
Light erschrak und zuckte zusammen, beinahe hätte er L losgelassen. "D-dein Körper", stotterte er und deutete auf eine Stelle neben des braunhaarigen Mädchens. Genervt seufzte sie, als sie ihren eigenen Körper reglos am Boden liegen sah. "Keine Sorge, das passiert andauernd. Yato kümmert sich bestimmt bald darum."
"Du kennst Yato?", fragte Light, standhafter als gerade eben. Die Brünette nickte. "Ich soll euch zum Schrein führen", meinte sie und lächelte.

Das Schimpfen von Touka war schon aus einiger Entfernung zu hören, und das beruhigte Light. Als der Schrein in Sichtweite war, entdeckte er Touka, wie sie am die Brust von niemand geringeren als Ken Kaneki lehnte. An der anderen Ecke erkannte er Karma, wie er den kleineren Nagisa umarmte und nicht mehr loszulassen schien.
"Hiyori!", rief Yato und winkte dem Mädchen zu.
Light folgte ihr die Treppe hinauf. "Und jetzt wascht euch beide da drin", grinste der Gott und zeigte auf ein winziges Becken, was an einen Futtertrog erinnerte.

"Da drin?", wiederholte der Braunhaarige. Hiyori nickte eifrig. "Wenn ihr wollt, bekommt ihr noch eine Flasche", meinte sie.
"Da steht Yato, dann hast du 'ne Flasche", scherzte ein blonder Junge, woraufhin Yato gekränkt dreinblickte. "Yukine, das war nicht nett von dir, entschuldige dich!", verlangte Hiyori und funkelte den Kleineren an.

Light atmete tief ein, als er das wohltuende Wasser über die Flecken spülte. Der Schmerz verschwand sofort. Belustigt sah er L zu, wie er vergeblich versuchte, mit dem Wasser sein Gesicht zu waschen. Light blieben zwei Möglichkeiten: Entweder drückte er für einen kurzen Augenblick den Kopf des Detektiven unter Wasser, oder er wusch ihm selber das Gesicht. Light entschied sich für Letzteres, konnte aber die Vorstellung vom Ersten nicht verdrängen.

"Leg' deinen Nacken an den Rand", meinte Light und hielt L fest. Dann führte er eine hamdvoll Wasser über seinen Kopf und ließ es über sein Gesicht strömen. L wimmerte leise. "Danke", hauchte er und lächelte.
"Jetzt, wo wir alle wieder wir selber sind", hob Ken an und sah sie alle der Reihe nach an.
"...wird alles wieder gut, nicht wahr?"

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt