∆Kapitel 15: Steve would be not amused∆

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Karma war vor Langeweile längst eingeschlafen, Touka musste also alleine Wache halten. Es war bereits drei Uhr morgens, und bisher war nichts geschehen. Light hatte wohl die beste Aufgabe von allen, selbst wenn er nichts fand. Immerhin war er nicht drauf und dran, jeden Moment einzuschlafen.

Bis auf Karmas lautem Schnarchen war es totenstill. Umso mehr erschrak die Ghula, als es am anderen Ende des Ladens leise klingelte. Mutig griff sie nach Karmas Quinke und schlich etwas weiter in den Gang hinein. "Wer ist da?", rief sie standhaft. Es kam keine Antwort, dafür aber flog ein Gurkenglas durch die Luft, gefolgt von Spargel und Rotkohl. Da bekommt "Spargeltarzan" eine ganz neue Bedeutung...

Touka zeigte keinerlei Angst, sie näherte sich dem Unruhestifter. Ein junger Mann mit weißen Haaren und weitgehend schwarzer Kleidung stand mit dem Rücken zu ihr am Regal. Der violette Nebel um ihn herum war kaum zu übersehen. "Ken!", rief sie und schwang die Quinke. Würde sie es schaffen, ihn jetzt umzubringen? Ihre Hände begannen zu schwitzen, als er sich umdrehte. Sein Ghulauge leuchtete eher lila als rot. Seelenruhig stand er da und fixierte die Ghula. "Verdammt, was hat der Scheißkerl mit dir getan?" Mit langsamen Schritten näherte sich der vom Ayakashi besessene Halbghul ihr, in seinem größtenteils durch die Maske bedecktes Gesicht waren keinerlei böse Absichten zu erkennen. Er hob seine Hand und knackte mit seinem Finger. "Touka", flüsterte er leise, seine Stimme leicht verzerrt. Plötzlich lehnte er seinen Oberkörper nach hinten und breitete schreiend die Arme aus. Zurück in seiner ursprünglichen Position, sah er Touka bösartig an. "Du riechst gut", meinte er nun etwas lauter. Seine Stimme war kaum wiederzuerkennen.

Ken sprang ohne eine Vorwarnung auf sie zu, doch sie duckte sich unter ihm hinweg. Touka wirbelte herum und wollte gerade auf den Weißhaarigen zu stürmen, da stellte ihr jemand ein Bein. Vom Boden aus erblickte sie die blauen Haare Nagisas, einige Reihen weiter. Voll Mordlust wurde sie beobachtet. Abwehrend hielt sie sich die Quinke vor dem Körper und bewegte sich nach hinten. Direkt unter einer offenen Stelle im Dach blieb sie stehen. Das war ihre einzige Fluchtmöglichkeit.

Bevor sie jedoch sprang, sah sie die Silhouette eines schwarzhaarigen Mannes. In einer komischen Hocke beobachtete er das Geschehen von oben, der Nebel war auch an ihm zu erkennen. Am meisten Angst machte Touka seine Augen. Gelblich und violett waren sie, außerdem weit und bedrohlich aufgerissen. Er wandte seinen Blick von der Ghula ab und sprang in die Dunkelheit, gefolgt von Ken und Nagisa. "Verdammt", fluchte sie und schlenderte zu Karma. Der Rotschopf schien von alledem nichts mitbekommen zu haben, er schlief wie ein Stein.

Touka sah sich im Antik überrascht um. Nishiki stand hinter dem Tresen und kochte frischen Kaffee, während Shuu die Tische abwischte. Ein sehr seltener Anblick. Karma stöhnte genervt auf. "Der lebt immernoch?", fragte er und ließ sich auf einem der Barhocker sinken. "Scheiß Nishiki? Was zum Geier hast du plötzlich wieder hier zu suchen?", knurrte Touka und nahm den Kaffee des Blonden an. Dieser zuckte mit den Schultern. "Ich wollte nur Mal wieder vorbeischauen, wie es bei euch so läuft." Misstrauisch musterte er Karma, gab aber keinen Kommentar zu ihm ab. "Wo ist eigentlich Ken? Hat Kira ihn schon?"
Shuu sah vom Tisch auf. "Ich will doch mal fest hoffen, dass dies nicht der Fall ist!", meinte er betroffen. Wenn du jetzt dein Taschentuch rausholst, knall' ich dir höchstpersönlich eine, und zwar so, dass du nicht mehr weißt,wo oben und unten ist!

"Noch eine Frage: Wieso sind wir jetzt mitten in der Nacht-"
Weiter kam Karma nicht, das ausgehende Licht hatte die ganze Aufmerksamkeit von ihm genommen. "Das ist doch wieder scheiß Nishikis Schuld!", grummelte Touka und ging zum Sicherungskasten, um zu gucken was das Problem war. "Natürlich bin ich schuld, nie ist es scheiß Toukas schuld!", entgegnete Nishiki und warf die Hände in die Luft. "Halt die Klappe, scheiß Nishiki", meinte sie nur noch und seufzte. "Zündet wer draußen 'ne Kerze an? Und am besten auch hier drinnen?"

Nishiki nörgelte weiter. "Ich mach' das für scheiß Touka, ich hab' ja sonst nichts besseres zu tun!" Karma und Shuu sahen sich mit großen Augen an. Der Ghul sollte sich durch einige Besuche eigentlich an das Arbeitsklima gewöhnt haben, aber die beiden Ghule in Aktion zu sehen, war jedes Mal aufs neue verblüffend.
Er beschloss, Nishiki zu helfen, auch wenn es amüsant anzusehen war, wie er an der Kerze verzweifelt. Beide standen im Türrahmen, die Tür sperrangelweit offen. "Tja, da ist wohl der Strom ausgefallen", kicherte Shuu und nahm dabei vornehm die Hand vor dem Mund.  "Natürlich findest du das lustig. Hast ja sonst nichts besseres zum lachen. Du solltest dich Mal mit deinem Taschentuch filmen", meinte Touka bissig und lehnte sich an den Barhocker.

Es sah so aus, als wenn der größte im Raum etwas entgegnen wollte, seine Augen weiteten sich und wie bei einem Anfall sackte er in sich zusammen. Er schlug frontal mit dem Kopf auf. Karma schien sichtlich bestürzt und sah die anderen beiden ratlos an. Touka hingegen stemmte lediglich die Hände in die Hüfte und schloss die Augen. "Shuu, hör' auf die Drama-Queen zu spielen, deinen Tod kauft dir eh niemand mehr ab."
Der Ghul regte sich nicht. "Shuu, du übertreibst. Steh auf."
Wieder kam keine Reaktion. Nun begann sich Touka, einen Kopf zu machen. Vorsichtig näherte sie sich ihm und sank auf die Knie. "Shuu, das ist echt nicht lustig", meinte sie und rüttelte an dem leblosen Körper. Nicht einmal eine Atmung war zu erkennen. Touka legte zwei Finger an seinem Hals an. Erstaunt und schockiert rutschte sie zurück. "K-kein P-puls..."
"Wie jetzt, er ist tot? Jetzt endgültig?", hakte Karma nach und hockte sich ebenfalls hin.

Nach einem weiteren dumpfen Aufschlag stellte Touka fest, dass auch Nishiki zu Boden gestürzt war. Sofort stürmte sie auf ihn zu. Seine Augen waren halb geschlossen, aus seinem Mund erklangen letzte Wörter. "Scheiß... T-touka..." Dann folgte ein Lächeln. "Nicht du auch noch, scheiß Nishiki!", flehte sie und hielt den toten Körper des Blonden im Arm. Sanft tippte Karma ihr auf die Schulter und deutete zur Tür.
Im Türrahmen stand eine männliche Person, ihr Gesicht durch das fehlende Licht nicht identifizierbar. In seiner Hand lag ein schwarzes Notizbuch, in der anderen ein Stift. Triumphierend glänzten seine Augen, auf seinen Lippen war ein boshaftes Grinsen zu erkennen.

Touka kam nur eine Möglichkeit in den Sinn.
"Kira..."

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt