∆Kapitel 2: Home Sweet Home∆

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Mit offenem Mund starrte Ken nach draußen. Der Betrüger, der lediglich seinen Kaffee nicht bezahlt hatte, wurde auf offener Straße erschossen. Von einem rothaarigen Mittelschüler, schätzte der Weißhaarige. Ob es daran lag, dass er ein Ghul war? Oder waren die Killer, die den Ghulen an den Kragen wollten, offiziell angekommen?

Touka, die genervt den letzten Tisch abgewischt hatte, gesellte sich nun zu Ken ans Fenster. "Hab' ich irgendwas spannendes verpasst?" Der junge Student schwieg. Mittlerweile hatte Touka selber gesehen, was passiert war. Das schlimmste von allen war aber, dass sich die beiden Schüler dem Antik näherten. Nishiki schlich sich zum Eingang.

"Das war kein Mord, ich hab' schließlich nicht geplant, den Typen umzubringen", lachte der Rothaarige frech. "Trotzdem war das unnötig", entgegnete der Blauhaarige. Ken rückte seine Augenklappe zurecht und räusperte sich. Eigentlich wollte er die Gäste willkommen heißen, doch Nishiki kam ihm zuvor, und zwar viel enthusiastischer.

"Herzlich Willkommen im Antik! Was darf es sein?"
Der Blauhaarige sah überrascht nach oben. Der Größenunterschied zwischen dem Blonden und dem Blauschopf war gigantisch. "Wir wollten fragen, ob wir für ein paar Nächte hier übernachten können", fragte der kleinste. Nishiki nickte und führte die beiden hoch. Touka knurrte nur wütend.

Als der Blonde mit einem breiten Grinsen nach unten kam, erntete er von Ken und Touka gleichermaßen einen vernichtenden Blick. "Was denn? Hab ich was falsch gemacht?", fragte er ahnungslos. "Hast du nicht gesehen, was der Rotschopf da getan hat?", polterte sie los. Sie war sogar kurz davor, Nishiki eine deftige Backpfeife zu verpassen. Die beiden können auch nicht einmal freundlich zueinander sein, dachte Ken belustigt.

"Nishiki, kann es sein, dass das die beiden Killer sind?", fragte der Weißhaarige, als die Streithähne sich endlich beruhigt hatten. Der Blonde starrte Ken erschrocken an. "Scheiße."
"Ja, scheiße! Und daran bist du Schuld du Vollpfosten!", schrie Touka und hätte sich erneut auf Nishiki gestürzt, wäre Ken nicht dazwischen gesprungen.

"Das macht uns das ganze ein wenig einfacher", versuchte er die beiden zu beruhigen. Touka polterte aber nun auf Ken los: "Und viel gefährlicher! Wir haben den Feind bei uns Zuhause!"
"Also wenn ihr mich fragt...", setzte Nishiki ruhig an. "Niemand fragt dich", flüsterte Touka, doch der Blonde hörte sie nicht und setzte seine Rede fort: "...dann gehöre ich nicht zu den Auserwählten und bin dann Mal weg."

Fassungslos starrten die beiden Ghule ihm hinterher, als er das Antik verließ. "Der will uns doch wohl verarschen." Die Stimme der Ghula klang leise und überrascht, anders wie sonst immer.

"Ist hier unten alles in Ordnung?"
Der Blauschopf kam die Treppe langsam herunter geschlichen. Ken wirbelte herum. "Ja... Alles in Ordnung. Was gibt's?"
Touka sah Ken böse an. "Ernsthaft?"
"Ich wollte nur sagen, dass wir nicht genug Geld haben, um hier zu übernachten", sprach er leise und entschuldigend. "Eigentlich wollte Herr Nishio mit uns einen Kompromiss aushandeln..."

"Die Brillenschlange hat sich verpisst", antwortete Touka schnippisch. "Und was wird aus dem Kompromiss?" fragte der kleine hoffnungsvoll. "Der ist geplatzt."
Ken sah die hoffnungsvoll glänzenden Augen des Schülers, wie sie ihren Glanz verloren. Er hatte Mitleid mit ihnen. Sie waren alleine hergereist und wenn sie nicht im Antik übernachteten, müssten sie auf die Straße. Das war nicht das Prinzip dieses Cafés. Hier wird niemand auf die Straße gesetzt.

"Nein, ist er nicht", sagte Ken selbstsicher. Wenn Blicke töten könnten, hätte der von Touka ihn in tausend Stücke zerfetzt. "Helft doch im Café aus! Kaffee kochen und Tische abwischen ist nicht schwer, und da Herr Nishio gerade verschwunden ist, könnten wir eure Hilfe gut gebrauchen." Ken lächelte. Er konnte einfach nicht anders, als er diese Freude in den Augen des Blauhaarigen sah.

Touka schnaubte, aber sie gab jegliche Wiedersprüche auf. "Meinetwegen. Sag deinem Kumpel bescheid. Und entschuldige uns bitte." Nach diesen Worten zog sie den Weißhaarigen in das Büro von Herr Yoshimura, ihrem Vorgesetzten. Dieser war momentan außer Haus, was wohl oder übel besser für alle Beteiligten war.

"Ken, was sollte das!" Sie klatschte ihm eine, aber diese Backpfeife wirkte nicht so stark wie die, die sie Nishiki jetzt wahrscheinlich gegeben hätte. "So kommen wir den beiden näher, so können wir die beiden einfacher besiegen", verteidigte er sich. "Der Rotschopf hat 'ne Schusswaffe, das hast du doch selber gesehen. Und wo eine Waffe ist, sind noch mehr."
"Aber die beiden sind keine Ghule! Und wie soll der kleine von gerade eben jemanden umbringen? Er sieht zu unschuldig aus", entgegnete Ken.
"Beurteile nicht das Aussehen. Du kennst den nicht!"

Ken sah zu Boden. Irgendwie musste er der Ghula Recht zusprechen. "Wir müssen uns auch noch einfallen lassen, wie wir den Kira-Fall lösen", erinnerte er Touka schließlich. Sie schien für einen Moment nachzudenken. "Wenn die beiden schon Mal hier sind, könnten die uns ganz nützlich sein."
"Sag ich doch!", rief Ken lachend aus. Touka hingegen schüttelte nur den Kopf. "Nein, Ken. Du hattest bloß Mitleid mit dem Jungen. Jetzt komm."

Die beiden Jungs warteten geduldig am Tisch. "Bevor wir mit dem eigentlichen Job anfangen, wäre es besser, wenn wir uns beim Namen nennen können", meinte Ken zu den beiden. Der kleine stand auf. "Ich heiße Nagis- Au!"
"Woher sollen wir wissen, dass ihr nicht Kira seid?", fragte der Rotschopf, der gerade ausgetreten hatte. "Woher sollen wir wissen, dass IHR nicht Kira seid?", entgegnete Touka und äffte den größeren Schüler nach.
"Berechtigter Einwand." Während der kleine sich am Hinterkopf kratzte, sah der größere die Ghule aus unheimlichen Augen an.

"Wie wäre es mit Vornamen?", schlug Ken vor. "Kira braucht ja den ganzen Namen, um zu töten. Damit wir sicher gehen können."
Die Schüler nickten. "Ich bin Nagisa, und das da ist Karma." Karma verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Das hätte ich auch alleine gekonnt, vielen Dank", schnaubte er.

"Ich bin Ken, und das ist-" Ken wurde unterbrochen. "Ich kann das auch alleine! Ich bin Touka." Über Karmas Lippen fuhr ein kurzes, amüsiertes Grinsen. "Dann lasst uns anfangen! Kaffee kochen, Tische abwischen, abwaschen, kellnern. Wird nicht zu viel verlangt sein, oder?", meinte Touka. "Oh, und ihr braucht die Arbeitskleidung."
Ken zuckte zusammen. Er hatte selber seine Arbeitskleidung vergessen.

"Und noch etwas. Wie alle neuen Mitarbeiter hier...", begann Ken und sah auffordernd zu seiner Kollegin. Diese nickte ihm zu, und beide sagten aus einem Munde:

"Seid ihr herzlich Willkommen daheim!"

Killer in the Mirror | A Crossover FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt