Zeitgeist.

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Kapitel 9

POV JAN

IX

Ich sank an der Haustür hinab, in die Tiefen des Ozeans meiner Selbst.
Hinter ihr spielte sich ein Szenario, des Unterschieds von Tag und Nacht ab.
Doch, auch wenn es zwei völlig verschiedene Welten waren, welche schier unermesslich voneinander entfernt schienen, so war ich doch in beiden gefangen.
Kraftlos lehnte ich meinen schlaffen Körper an das kalte Holz der Tür.
Ich spürte ihre leblose, harte Existenz und ich spürte die Seine.
Jasper.
Das Hämmern, seiner Fäuste, gegen die, mir so schwach und zerbrechlich erscheinende Türe, wurde immer lauter.
Sie verfielen im Œuvre der Stille und krochen dann schmerzlich wiederhallend tief in mein Inneres.Ohne jegliche Sentimentalität, ohne jeglichen Schimmer einer Chance der Rettung.
Angst durchströmte, wie ein reißender Fluss meinen Körper und verharrte dort klaffend in Venen und Adern.
Was, wenn die Türe aus den Angel springt, und mir somit jeglicher Schutz ungreifbar entgleitet?
Mein Magen krampfte sich bei diesen, in mir aufkommenden Worten,  schmerzzerreißend zusammen.
Plötzlich umhüllte mich ein seidenes Tuch, der Stille, wie Nebelschwaden, am grellen Morgen.
Nicht einmal mein Tourette hatte beim Hagel aus Lärm und Angst, welcher auf mich nieder geprasselt war, ein einziges Zeichen seiner Existenz offenbart.
Dann, ein ohrenbetäubendes, hallendes
"Jan, ich weiß, dass du da bist! Mach die Dreckstür auf!"
Mein Magen schien nun die Form einer Spirale immitieren zu wollen.
Ich hatte diese Stimme über Jahre hinweg nicht mehr gehört.
Sie nicht mehr hören wollen.
Ich hatte über die Zeit hinweg dafür gekämpft, sie für immer aus den Tiefen meines Gewissens, ins Ungewisse zu befreien.
All die Jahre war ich nachts im Traum von dieser Stimme heimgesucht und geweckt worden.Begleitet, von einem brennenden Gefühl, aus Schmerz und Verzweiflung, welches sich wie ein Waldbrand erstreckt hatte.
Über die Jahre hatte der Klang, dieser Stimme keinen Einfluss der Macht und der Angst mehr auf mich ausüben können, und doch fraß er sich nun in Nebenhöhlen und Knochenmark.Schmerzhaft und unverhinderbar.
Ich schrie.Zumindest hatte es für einen Moment den Anschein.
Doch diese Stimme war nicht die Meine.Es war mein Inneres, das brüllte.Aus Angst und Furcht, und aus dem Willen heraus nach Freiheit und Erlösung.Mit rauer,hallender Kehle.
Doch auf einmal mischte sich, in diese hallende, mich in ein Gefängnis, der Angst sperrende Stimme, eine Zweite.
Eine unvergessliche, so viele Erinnerungen, Sicherheit und Geborgenheit bergende Stimme.
Und dann, so plötzlich, wie die Exekutive, eines Blitzes, war es totenstill.

Thunderstorm daydreams|Gewitter im Kopf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt