Kapitel 15
POV TIM
XV
"Vielen Dank für diese Meldung. Ich schalte zurück ins Studio und heiße Sie dort herzlich Willkommen zu der Wettervorhersage für dieses Wochenende. Die Sonne kämpft sich aus dem Westen hervor und man kann sich auf ein paar warme Stunden unter blauem Himmel freuen. Also machen Sie ihr Grill-Zeug bereit, denn es gibt keinen Grund zur Sorge mehr: Der lange Frühling findet nun endlich ein Ende und der lang ersehnte Sommer macht sich breit. Passend dazu spielen wir nun für Sie "don't worry be happy" und wünschen Ihnen noch eine angenehme Fahrt!", und ehe ich überhaupt reagieren konnte, wurde die euphorische Stimme des Moderators von einer, längst vergessen geglaubten Melodie abgewechselt, welche mich wie eine brausende Welle unter sich begrub.
Ich hatte keine Kraft mehr gehabt in seine Augen zu blicken und wusste nicht, woher ich sie nahm, als ich wie ferngesteuert aufstand und mich der Tür zuwandte. Mein Körper fühlte sich nicht mehr wie ein Teil meiner Selbst an. Das Alles fühlte sich nicht mehr wie ein Teil meiner Selbst an. Meine, vor Kurzem noch so sicher geglaubte, fest umklammerte Zukunft mit Jan entrann meinem strarren, sich nicht lösen wollenden Griff nun wie ein Schwall Sand. Meine Augen brannten unter dem, über mir zerbrochenen Ozean, welchen ich einst unser Eigen nannte, als ich mich ein letztes Mal zu ihm umdrehte, in der Hoffnung meine Spiegelung in seinen tiefdunklen Augen erkennen zu können, in dem Wunsch das alles war nur ein Spiel und er war mein Spieler. In dem Ersehnen ich könnte etwas anderes sehen, als sein, vor mir kauerndes Selbst. Oder was davon übrig geblieben war.
Die Zimmerecke, in welche er sich gedrängt hatte schien ihn verschlingen zu wollen. Wie in einem schlechten Hollywood-Film taten sich vor meinem inneren Auge zwei knochige Hände auf, welche aus dem Putz hervorbrachen und nach ihm griffen, ihn entrissen. Doch das Leben war nun mal kein Hollywood-Film. Es gab keinen Guten, der den Bösen besiegte, kein "bis das der Tod uns scheidet", keine Wunder und vor Allem kein happy end. Es gab nur die Gegenwart trivial und ohne schwarz-weiß-Filter, ohne unterlegte Musik, ohne Erzählerstimme. Nur die Gegenwart eines letzten Blickes und der, ins Schloss fallenden Tür."Don't worry be happy", hallte es übersteuert aus dem kleinen Lautsprecher des Fahrstuhls. Mein Herz raste, während ich versuchte mir jedes Detail dieses kümmerlichen, belanglosen Aufzugs aufs genauste einzuprägen in dem Wissen, dass es meine letzte Fahrt mit ihm sein wird; dass dies meine letzten Augenblicke mit Jan waren. Und obwohl ich all das wusste, vertraute ich nicht darauf.
Ich fühlte mich, wie in einem Albtraum gefangen,dessen Story die Seiten eines schlecht umgesetzten Horror-Film-Drehbuches füllen konnte, aber sicher nicht mein Leben. Neben der grässlichen, in den wenigen Metern des Lifts schallenden Musik hallten seine Worte unaufhörlich in mir nach. Plötzlich wurde es ganz still. Der Fahrstuhl wurde auf einmal zu einem bebenden Stoppen gezwungen und es hörte sich so an, als hätte Jemand die leiernde Melodie Bobby McFerrins qualvoll erdrosselt. Mein Blick blieb auf seinem Weg zum Tasten-Feld, um in jeglicher Unbeholfenheit darauf ein zu trommeln, auf dem daneben montierten Spiegel hängen und ebenso wie er hatte auch ich bereits bessere Zeiten hinter mir. Meine aufgequollene Augen-Partie war in ein tiefes rot gehüllt und über meine blassen Wangen rangen immer wieder einzelne Tränen. Der Versuch sie zu stoppen war zum Scheitern verurteilt. Mit einem Mal setzte der Aufzug sich wieder ruckelnd in Bewegung und auch der Lautsprecher gab seine Musik zum Besten.Don't worry be happy.
Die sekundär in mir aufgekommene Hoffnung Jan wäre in den Flur geeilt und hätte auf den Stopp-Knopf gedrückt, zerplatzte in jenem Moment vor meinen Augen in tausende Teile, als der Lift seinen Weg nach unten fortsetzte.
Don't worry be happy.
Vielleicht hat ihn die Panik gepackt der Fahrstuhl würde nicht rechtzeitig reagieren und er war gerade dabei einen neuen Rekord im "Stufen-runterrennen" auf zu stellen.
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Thunderstorm daydreams|Gewitter im Kopf
FanficAm Anfang erschuf Gott die Welt. Am zweiten Tage schöpfte er den Himmel, von dem Donner und Blitz in ohrenbetäubenden Lichtern auf unsere Erde hinabprasseln. Eines Tages fanden Donner und Blitz den Weg in meinem Kopf und ein riesiges Gewitter entsta...