Kapitel 17
POV TIM
XVII
Meine Umgebung begann sich für einen Moment um die eigene Achse zu drehen.
Das gelbe Sofa aus Kort, welches soeben noch neben mir stand, schien nun hinter mir seinen Platz gefunden zu haben.
Ich presste meine Augen aufeinander und ließ mich in der aufkommende Dunkelheit versinken.
Dann riss ich sie erneut auf.
Die Sonne, welche auf das Parkett fiel blendete mich, doch als ich mich, mit aufkommendem Schwindel-Gefühl, mehrmals um die eigene Achse drehte, stellte ich mit Erleichterung fest, dass sowohl das gelbe Kort-Sofa, wie auch der Rest der Einrichtung seinen gewohnten Platz wiedergefunden hatte.
Ich musste lächerlich aussehen, wie ich hier mit einem Hirngespenst vor der Tür, der Mutter meines besten Freundes auftauchte, mit müden Augen und ungekämmten Haaren.
Wie ich mich wie verrückt an Phantasie und Vermutungen klammerte und den Verstand verlor.
Mir den Kopf darüber zerbrach, ob es meinem besten Freund gut ging, während er munter am anderen Ende des Telefons erzählte, was ihm so in den letzten Wochen widerfahren war und sicher auch, dass er sich einen Sonnenbrand gefangen hatte.
Jan ging es gut, das hatte er selbst geschrieben.Ich folgte der Stimme, welche sich-so kam es mir vor-in den dünnen Wänden der Wohnung verlor.
Mein Blick fiel um die Ecke und blieb auf Marion hängen, welche aus dem Küchenfenster einem vorbeifahrenden Benz hinterher sah. Das, aufs Dach geschnallte Equipment-vermutlich für einen Ausflug-erzitterte, als der Mercedes um eine Ecke bog. Von diesem geleitet, blieb ihr Blick nun an mir hängen.
Sie setzte den Hörer an ihre Brust, um ihre Stimme zu dämpfen.
"Willst du ihn auch mal sprechen?", ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
Jenes Lächeln einer glücklichen, unbesorgten Mutter, welche wusste, dass es ihrem Sohn auf einer Plantage irgendwo auf Australien gut ging; dass von dem tiefen Vertrauen zeugte, dass Einzige, worüber sich ihr Sohn beschweren konnte, war ein Sonnenbrand im Nacken und die gierigen Möwen am Hafen.
Und ich würde den Teufeln tun, ihr dieses Lächeln, wegen einem Hirngespinst zu stehlen.
Ich nickte und nahm das Telefon, welches sie mir entgegenreichte.
Der Hörer bebte unter meinen zitternden Fingern.
Wie in Zeitlupe setzte ich ihn an mein Ohr.
Ein gleichmäßiges Rauschen machte sich breit.
"Hallo?", meine Stimme zitterte und hallte leise wieder zu mir zurück. "Jan? Ich bin's."
Das Rauschen wurde von gedämpfter Stille abgelöst.
"Jan? Bist du noch dran?", ein leiser Atemzug knisterte in meinen Ohren und mein Herz machte einen Sprung.
Tim, ich lebe. Es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen.-all das steckte in diesem kaum hörbaren Atemzug.
"Tim.", mein Herz begann zu rasen.
Viel zu oft hatte ich mir vorgestellt diese Stimme noch einmal hören zu können. "Hey. Wie geht's dir?"
Ich konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken. "Ganz gut. Du fehlst mir, Jan."
Das Rauschen machte sich wieder in meinen Ohren breit.
"Du mir auch. Unglaublich sehr.", auf meinen Wangen sammelten sich Tränen an. "Hast du meine Briefe bekommen?"
Ich nickte und bejahte seine Fragen dann mit brüchiger Stimme.
"Es tut mir wirklich leid, dass ich so ein Idiot war un"
"Schon gut.", unterbrach ich ihn. "Lass uns darüber reden, sobald du zurück bist, in Ordnung?"
Nun meldete sich auch Gisela mit einem "Ey. Nein" und ich bildete mir ein zu hören, wie er in diesem Moment seinen Kopf zurückwarf.
"In Ordnung. Ich sollte in den nächsten Wochen fertig sein mit der Ernte. Dann komme ich zurück.", eine Träne sank von meinem Kinn hinab auf mein Shirt. "Also fang besser schonmal an eine würdige Willkommensfeier zu planen.", fügte er noch mit ironischem Unterton hinzu.
"Das werde ich, versprochen.", ein Bild, wie ich am Flughafen mit einem großen "Welcome back"- Schild auf ihn warten würde machte sich in meinem Kopf breit.
"Ich muss jetzt leider auflegen, Tim. Aber ich werde dich bald anrufen, in Ordnung? Mein Handy wurde mir hier in der ersten Woche gestohlen, deshalb kann es etwas dauern, bis ich wieder ein Münztelefon finde. Doch ich melde mich wieder, okay?"
"Versprochen?"
"Ganz sicher.", dass Rauschen machte sich wieder breit. Ich setze das Telefon von meinem Ohr ab, als plötzlich Jans leise, kaum hörbare Stimme noch einmal am anderen Ende, der Leitung aufflackerte.
"Ich liebe dich."
Dann hallte das rhythmische Piepsen aus dem Telefon hervor.
DU LIEST GERADE
Thunderstorm daydreams|Gewitter im Kopf
FanfictionAm Anfang erschuf Gott die Welt. Am zweiten Tage schöpfte er den Himmel, von dem Donner und Blitz in ohrenbetäubenden Lichtern auf unsere Erde hinabprasseln. Eines Tages fanden Donner und Blitz den Weg in meinem Kopf und ein riesiges Gewitter entsta...