4| lange zugfahrt

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Nachdem Elton und ich noch über diverse Themen gesprochen hatten beschloss ich mich wieder meiner Musik zu widmen was ich eigentlich von Anfang an tun wollte. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft die von grün zu braun wechselte und beruhigte mich sofort. Ich bin wirklich stolz auf mich, ich habe schon zwei nette Menschen innerhalb kürzester Zeit kennengelernt. Eigentlich brauche ich dafür ein ganzes Jahr. Ich darf nicht immer so misstrauisch sein das ist nicht gut für mich und meine Psyche. Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf und schloss meine Augen für eine Weile. Ich dachte einfach an nichts, sondern konzentrierte mich auf das ruckeln des Zuges und auf meine Musik die mir durch die Ohren flötete. Ich war gerade einfach glücklich, und genoss die Atmosphäre. Lange hatte ich mich zuhause in meinem Zimmer barrikadiert und wollte nicht nach draußen gehen, weil meine Wunde noch zu frisch war. Aber ich will das nicht mehr. Ich will einen neu Anfang und welcher Ort wäre passender wenn nicht die neue Schule auf die ich gehe ? Es kennt mich dort niemand und so kann ich einfach nochmal komplett von vorne anfangen ohne mir irgendwelche komischen Blicke die ich zugeworfen bekomme oder die Beileides Kommentare die jeder mir zuspricht.

Ich war so in meiner eigenen Gedanken Welt versunken das ich nicht mitbekam das wir schon längst an am Ziel angekommen waren. Nur ein leichtes rütteln an meiner Schulter verriet mir das da wohl jemand ist der etwas von mir will. Ich öffnete meine Augen und sah in Haselnussbraune Augen. Elton lächelt mich liebevoll an und nahm die Hände von meiner Schulter.

,,schön das du endlich wach bist. Wir stehen und alle sind schon ausgestiegen. Ich dachte mir eventuell, dass auch du aussteigen willst bevor der Zug weiter fährt."

Ich sah Elton mit verschlafenen Augen an. Er war mein Retter in der not. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich noch liegen geblieben und hätte weiter geträumt und geschlafen.

,,Dankeschön, das ist wirklich lieb von dir."

Ich lächelte ihn liebevoll an und lief ihm nun hinterher zum Ausgang. Meine Tasche hatte mir Elton schon runter geholt so dass ich sie nur noch greifen und nach draußen zerren musste. Ich stieg die Treppen des Zuges hinab und sah mich erstmal um. Wir waren an einem Bahnhof jetzt ist nur die Frage wo der Shuttle war der uns an die Schule brachte. Ich stand also eine Weile neben meiner Tasche und sah mich genauer um. Der Bahnhof hier ist viel größer und moderner als unser Bahnhof in Texas. Aber wenn ich so darüber nachdenke bin ich froh das unser Bahnhof so klein ist, denn so behält man noch den Überblick. Ich wüsste hier überhaupt nich wo welcher Zug fährt und wo welches Gleiß ist. Ich dachte noch eine Weile über die vor und Nachteile dieses Bahnhofes nach, wurde jedoch von der Seite aus angerempelt wodurch ich mein Gleichgewicht verlor und mein Gesicht beinahe Bekanntschaft mit dem Boden machte. Reflexartig kniff ich meine Augen zusammen und machte mich schon auf den Aufprall bereit. Doch er kam nicht, stattdessen hielten mich zwei arme fest und richteten mich wieder auf. Erst als ich wieder fest auf meinen Füßen stand traute
Ich mich meine Augen wieder zu öffnen. Vor meinen Augen stand Elton. Ich glaube er ist wirklich so etwas wie mein Retter in der Not.

,,Oh, danke Elton ich wollte nicht wirklich mein Gesicht auf dem Boden sehen."

Elton lachte wodurch seine weißen Zähne zum Vorschein kamen.

,,Kein Problem Alyssa. Das habe ich doch gern gemacht. Aber der Typ der dich angerempelt hat fand das wohl sehr witzig."

Ich sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und drehte mich nun in die Richtung in die auch Elton die ganze Zeit misstrauisch schaut. Dort stand ein Typ mit seinen Freunden die sich gegenseitig in einem Schubskreis umherwarfen und irgendwelche Sachen gröllten. Wow, worauf habe ich mich hier eigentlich nur eingelassen. Ich hätte einfach zuhause bei Tante Amy bleiben sollen und wirklich in dem Supermarkt anfangen sollen zu arbeiten. Das war von Anfang an mein Plan gewesen und desto näher wir der Schule kamen desto größer wuchs mein Verlangen einfach wieder in den Zug zu springen und zurück nach Hause zu fahren.

Ich seufzte schwer und sah Elton an der mich misstrauisch musterte. Ich kannte den Blick nur zu gut. Er hatte Mitleid mit mir und ich hasste diesen Blick, ich brauche kein Mitleid nur weil ich meine Eltern verloren hatte und seitdem eben anders geworden bin. Ich will das Mitleid der anderen auch gar nicht denn sie kennen und kannten mich überhaupt kein bisschen.

,,Also Begeisterung sieht anders aus oder ?"

Elton lächelt mich spitzbübisch an und zeigte seine weißen Zähne.

Ich legte meinen Kopf zur Seite und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ich kann beim besten Willen einfach nicht deuten was in seinem Kopf vorgeht.

,,Naja, so wirklich begeistert bin ich von all dem noch nie gewesen. Ich wollte eigentlich garnicht aufs College gehen aber nun stehe ich hier und werde von einem Haufen Testosteron gesteuerten Jungs über den Haufen geworfen. Ich muss sagen es gibt nichts besseres."

Elton fing laut an zu lachen, weshalb sich einige zu uns umdrehten und sofort spürte ich wie meine Wangen hitzig wurden. Ich hasste es rot zu werden. Egal um was es geht ich werde immer rot, eine Zeitlang dachten meine Eltern ich hätte einfach nur hohen Blutdruck aber nein es ist einfach ein Teil von mir mit dem ich nun Leben muss.

,,Hör auf so laut zu lachen, es gucken schon alle zu uns rüber."

Ich schlug Elton gespielt beleidigt gegen den Oberarm und schüttelte meine Haare ins Gesicht damit man meine roten Wangen nicht bemerkt.

,,Ach Alyssa, du bist süß wenn du dich schämst. Du brauchst dein Gesicht garnicht hinter deinen Haaren zu verstecken."

Das spürte wie meine jetzt schon roten Wangen hitziger wurden und Mund bestimmt einen dunkel roten Ton angenommen hatten.

,,Mensch Elton, lass das. Es dauert immer Ewigkeiten bis meine roten Wangen mal wieder die Farbe eines gesunden Menschen annahmen."

Elton allerdings interessierte das eher wenig, denn er lachte nun noch lauter weshalb sich noch mehr Leute zu uns umdrehten. Okay na toll jetzt haben wir wohl die volle Aufmerksamkeit der ganzen Menschen die hier stehen. Okay das war übertrieben, denn die Hälfte der Leute die hier stehen interessiert es einen dreck ob Elton gerade am ersticken ist oder am lachen.

,,Elton, es ist okay. Wir haben alle gelacht es langt langsam."

Ich verschränkte meine Arme und sah Elton durch meine zusammengekniffenen Augen an. Er wischte sich noch seine letzten lach Tränen weg und hielt sich noch immer den Bauch.

,,Ach Alyssa, ich weiß wir werden einen wunderschönen College Aufenthalt haben. Und das nur dank dir weil du einfach total niedlich und lustig bist."

Ich sah ihn empört an. Er kennt mich doch kaum wie kann er denn sowas zu mir sagen ? So viel zu dem Thema Neuanfang. Eigentlich wollte ich die unsichtbare Alyssa bleiben die einfach wie jeder normale Mensch ein normales Leben führt und die niemand so wirklich kennt. Leider konnte ich mir das genau jetzt wieder aus dem Kopf streichen, denn fast alle Menschen die hier stehen sahen uns an und fingen an zu tuscheln. Ich hoffte einfach nur inständig das mich niemand mehr bemitleidet oder mich traurig ansah, der Rest war mir momentan wirklich egal. Ich war Hunde müde und wollte einfach nur in mein Zimmer und mich aufs Bett schmeißen. Kaum hatte ich die Gedanken innerlich ausgesprochen da kam auch schon der lang ersehnte Shuttle Bus der uns ans College fährt. Ich sah Elton nochmal schräg an, da er sich immer noch den Bauch rieb, nahm meine Tasche und lief auf den Bus zu. Da hat er jetzt selbst schuld, wenn er mich auslachen muss hat er das auch verdient. Ich konnte aber nicht wirklich böse auf Elton sein, das könnte ich nie nur wenn jemand mal lacht. Aber es war mir einfach total unangenehm weil uns fast alle angesehen hatten. Im Bus setzte ich mich an einen Platz am Fenster und steckte mir die Kopfhörer in Ohren. Jetzt widme ich mich wirklich mal meiner Musik und versuche mich seelisch und moralisch auf die Brooklyn University vorzubereiten.

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