15. Anywhere Else But Here

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I'm staring at the clock
I'm wondering why I'm still here
And my head's about to pop
Thinking that you best stay clear

How did I get stuck
In this predicament I don't know
I wanna throw this repetition
Out the window
I'm getting tired
Of wondering why I'm still here

And I wish that I could
Make myself disappear
Get myself outta here

I'd rather be anywhere else
Anywhere else
Anywhere else but here

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Still sitze ich in der Menschenrunde, die ich bereits letztes Jahr sehen musste. Die gleiche Menschenrunde, die auch letztes Jahr schon dieses dämliche Trinkspiel gespielt hat. Die Menschenrunde, die mir wie ein zerstreutes Häufchen Elend vorkommt, weil kein richtiger Gruppenzusammenhalt besteht. Während die eine Hälfte in der Küche hockt, hockt der Rest hier, im Wohnzimmer. Mein Interesse widme ich primär den Katzen, die zusammengekuschelt auf einem Karton liegen. Ich habe wirklich keine Lust hierauf. Ich mochte diese Trinkspiele letztes Mal schon nicht. Es läuft genau wie damals. Ich kam am Bahnhof an, Chris holte mich, wir liefen eine Stunde hierher, damit ich mich komplett überfordert von all den Menschen fühlen konnte. Zu laut, nicht meine Musik, nicht mein Humor. Wir haben gegessen und seitdem wird getrunken, verbunden mit diesem dummen Spiel. Was mache ich eigentlich hier. Wieso bin ich hergekommen?

Ich habe wirklich überlegt, es nicht zu tun. Und nachdem ich mich bei Dazai so ausgeweint hatte, nachdem er mich im Traum so liebevoll im Arm gehalten hat... Hätte es mir danach nicht so viel leichter fallen sollen? So leicht, wie wegzulaufen? Aber das war es nicht. Mein Entschluss stand eigentlich schon fest, doch als Chris mir sagte, wie sehr er sich freue, wie sehr sich angeblich die anderen hier freuen würden... Wieso bin ich schwach geworden. Habe beschlossen, ihm noch eine letzte Chance zu geben. Aber wenn er es nun wieder verkackt... Dann beende ich es. Denn dann kann mein Herz nicht mehr, endgültig nicht mehr.
Dazai kann meinen Entschluss nicht nachvollziehen. Wie sollte er auch, wenn mir selbst das Ganze ein Rätsel ist. Ich hätte es sogar verstanden wenn er gesagt hätte, dass er mir nach diesem Entschluss nicht mehr aufhelfen wird. Aber das tat er nicht. Stattdessen wünschte er mir einfach nur viel Kraft für diese zwei Tage. Als wäre es nichts. Er verhält sich wie immer. Ich verdiene Dazais Behandlung gar nicht. Wenn das hier wieder schief geht, wird er nur wieder mit mir leiden, oder wegen mir...

Es ist bereits 23 Uhr, nur noch eine Stunde bis Mitternacht. Chris erzählt Marie irgendeinen Blödsinn, aber ich höre ihnen nicht zu. Das traurige ist... Eigentlich ist Marie ja ganz nett. Wenn man sich normal mit ihr unterhält, kommt man auch mit ihr klar. Solange man nicht über Emotionen redet, denn dann wird sie ein eiskalter Stein. Emotionen kann sie nicht nachvollziehen, dementsprechend kommt sie auch rüber. Aber obwohl sie an sich ja ganz nett ist, meide ich sie wegen ihrem Emotionsproblem. Naja. Und wegen Chris halt. Zu meiner Überraschung lässt er mich nicht außen vor, bindet mich ein, zeigt mir jedoch weiterhin herzlich wenig Zuneigung. Ich wünschte mir so sehr, dass er vor seinen Freunden auch mal zeigt, dass ich seine Freundin bin. Aber was habe ich hier schon wieder für Hoffnungen. Sowas hat er ja noch nie gemacht. Aber seit Dazai in mein Leben trat wird mir eben auch bewusst, was mir alles fehlt.
Mit geschürzten Lippen streichle ich weiter die Katzen, die sich das nur zu gern gefallen lassen. Insgeheim denke ich an Dazai, bei ihm ist bereits Neujahr und er schläft. Lange Party hat er jedenfalls nicht gemacht. Wir haben kurz gesprochen, als bei ihm Mitternacht war. Und irgendwie wirkte er, als läge ihm etwas auf dem Herzen, aber er traute sich nicht so recht, es auszusprechen. Das lässt mich nicht los. Aber egal wie oft ich darüber nachdenke, ich komme einfach nicht darauf, was es sein könnte. Ob er es mir beim nächsten Gespräch sagt? Oder ob ich es schaffe, ihn danach zu fragen?
Die gesamte letzte Stunde über setze ich ein gekonntes Lächeln auf, betreibe artig Smalltalk und kämpfe mit mir, ob ich Chris bezüglich Zuneigung nötigen soll oder nicht. Eigentlich hätte ich gern einen Neujahrskuss... doch von Chris werde ich den wohl nicht bekommen. Letztes Jahr gab es auch nur einen trockenen Kuss auf den Mund, was durchaus kläglich war... Und wieder keimt in mir die Frage auf, wieso ich das alles nicht beende. Die Beziehung gibt mir nicht, was ich mir wünsche, so viel ist mir mittlerweile klar. Und wie oft habe ich Chris bereits gesagt, dass sich etwas ändern muss, aber nichts geschieht? Zu oft. Leider.
Plötzlich höre ich Gläser klirren und schaue auf. Marie und ihre Freundinnen holen Gläser, damit wir anstoßen können. Immerhin hat Chris daran gedacht, mir etwas alkoholfreies zum anstoßen zu besorgen. Auch wenn ich bei den Problemen in meinem Kopf so langsam Alkohol gebrauchen könnte. Aber nein, Alkohol ist niemals eine Lösung und bessert auch nichts. Ich geselle mich zu den anderen und gieße ebenfalls Getränke ein. Einer der Kerle, dessen Namen ich nicht kenne, stellt einen Timer, damit wir runterzählen können, doch die meisten sind sowieso schon völlig zu. Irgendwie werde ich nervös, vermutlich, weil ich meine Enttäuschung bereits spüren kann. Dann schlägt bereits die letzte Minute des Jahres an.

A Daydream Away ~ Nur einen Tagtraum entfernt (Dazai Osamu x OC Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt