17. Tu m'appelles

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Du rufst mich
ich bin nicht weit weg, immer die Deinige
um Freud und Leid mit dir zu teilen
Um dir Schutz unter meinen Flügeln zu gewähren
wenn du mich rufst, mich rufst, mich rufst

Ich schwör' dir, kein Weg ist zu weit für mich
Ein Wort ist genug
Ich komm überall hin, sobald ich hör'
Dass du mich rufst

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"Kimie-chaaaaaan! Wie geht es dir?!"
Erschrocken von der Intensität halte ich das Telefon etwas vom Ohr weg, da Dazai mir nahezu ins Ohr brüllt. Er wirkt vergnügt wie eh und je und ich frage mich, ob etwas besonders Gutes passiert ist.
Es ist inzwischen etwa eine Woche vergangen, seit Chris und ich uns getrennt haben. Seitdem haben wir nicht mehr miteinander geredet und Dazai war da, wo er nur konnte. Obwohl ich eigentlich nach einem Tag bereits über den Damm war und Chris nicht mehr nachtrauerte. Ja, ich ärgere mich immer noch, dass ich nicht früher schon so schlau war wie jetzt, doch welche Rolle spielt das jetzt schon noch? Ich bin frei und ich habe Dazai, meinen Fictional Crush Husbando, der einfach real ist und in Japan lebt und täglich mit mir telefoniert. Was brauche ich also noch mehr?

"Gut, gut! Und dir? Du klingst so vergnügt!", antworte ich belustigt, während ich die Gesprächslautstärke runterschraube. Dazai beginnt noch vergnügter zu kichern. "Habe Kunikida-kun eben vor eine seeeeeeehr schwere Entscheidung gestellt und ihn damit ordentlich gequält. ~", erwidert er sarkastisch und ich muss lauthals lachen. Kunikida hat es mit Dazai schon nicht leicht, umgekehrt aber auch nicht. "Aber sag mal.", beginnt Dazai mit einem verheißungsvollen Unterton. "Duuuu hast letzte Nacht was von einem Geburtstag geträumt! Hast du zufällig demnächst Geburtstag?~" Sofort schlage ich mir stöhnend die Hand vor den Kopf. Für die Träume, die ich nachts habe, kann ich ja nun wirklich nichts! "Ja, habe ich. Am 17., bevor du fragst.", antworte ich etwas genervt. Primär nervt es mich, dass ihm dank meiner ausgiebigen Träume aber auch nichts vorenthalten bleibt. Sekundär dass Dazai irgendetwas zu planen scheint. Dabei war der Traum super harmlos! Ich habe nur geträumt, wie wir zusammen feiern und... er eben dabei ist. Warte mal. Will er etwa herkommen?! Ach was nein... Oder doch...? Ich bin mir unsicher.
"Ohhh wieso sagst du das denn nicht gleich?! Hättest du nichts geträumt, hätte ich dir gar nicht gratulieren können!", ruft er völlig empört aus. Er klingt so übertheatralisch. "Ach naja, so schlimm wäre das ja nun auch nicht gewesen.", erwidere ich etwas verlegen und kratze mich am Kopf. Er jedoch sieht das gänzlich anders. "Ieeeee, das wäre eine Katastrophe gewesen! Gerade in dieser schweren Zeit ist dies doch genau, was du brauchst!", antwortet er schauspielerisch dramatisierend und bringt mich dann doch zum lachen. "Ach Dazai, die Sache mit Chris ist doch längst gegessen!", winke ich nur ab. Eigentlich möchte ich nicht, dass er sich darüber noch weiter Sorgen macht, denn mir geht es ehrlich gut. Besser als vorher. Resigniert verstummt mein heimlicher Schwarm, als würde er über meine Worte nachdenken. "Na gut, Themenwechsel.", sagt er schließlich, diesmal ruhiger. "Da du studierst, hast du doch sicher noch sowas wie Ferien, oder?"

Sein Themenwechsel irritiert mich, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie er nun auf diese Frage kommt. "Ja, habe ich. In Deutschland ist das so: du hast von Mitte Februar bis Mitte April Ferien sowie von Mitte Juli bis Mitte Oktober.", erkläre ich, denn ich kann mir bereits denken, dass er eh nachfragen würde. Ich wollte gerade fragen, wie es in Japan ist, da fällt mir Dazai bereits völlig begeistert ins Wort. "SO LANGE?! Du hast ja super lange frei!!! Was machst du denn in der ganzen Zeit?! Wegfahren???" Ich verkneife mir ein Kichern. Dazai weiß genau, wann er ernst sein muss, wenn er das nicht muss, ist er allerdings wie ein Kind, welches stets Gemütsumschwünge hat. Aber ich gönne es ihm ja. Er musste so früh bereits erwachsen sein und hatte ähnlich wie ich keine Chance das Kind zu sein, welches er gerne gewesen wäre. "Schön wärs, Dazai! Entweder schreibst du Hausarbeiten, arbeitest für die Uni vor soweit du kannst, bereitest Dinge fertig nach oder machst Praktika." Daraufhin beginnt Dazai zu schmollen. "Das klingt wiederum anstrengend. Nach... Arbeit. Und was davon musst du diese Ferien machen?" Irgendwie stelle ich mir gerade vor, wie er den Kopf wie ein kleines Kind auf die Tischplatte legt und vor sich her schmollt. Die Vorstellung ist irgendwie... süß! Doch ich seufze. "Diese Ferien steht Praktikum an. Bin aber beim Fernsehen, das könnte also sogar ganz cool werden!"
Ein wenig aufgeregt bin ich ja. Zwar liegt mein Praktikum arg an der Grenze des akzeptierten, doch es wurde mir bewilligt, was mich wirklich freut. Ich hoffe stark, dass das Praktikum endlich ein wenig Farbe in mein Leben bringen wird. Auch Dazai scheint sich zu interessieren. "Fernsehen? Du gehst also gleich aufs Ganze.~", erwidert er spielerisch leicht. Und nun ist auch in mir das Kind geweckt. "Ja aber natürlich! Das bringt hoffentlich mal etwas Schwung in die Sache! Auch wenn es schwierig war, das ganze bewilligt zu bekommen.", sage ich triumphierend und stemme den Arm in die Hüfte, als könnte Dazai mich sehen. Ziemlich bescheuert eigentlich. Aber er kann es sich offensichtlich lebhaft vorstellen. "Ich würde es dir gönnen bei dem langweiligen Zeug, was du sonst so lernst. Aber wie lang musst du das Praktikum machen?"
Inzwischen laufe ich bereits in meinem Zimmer auf und ab. Chris hat sich nie so ernsthaft für mein Leben und das, was mir bevorsteht interessiert. Es ist so erfrischend! "Oh, also um genau zu sein... Ich beginne Anfang Februar und muss bis Mitte März arbeiten. 6 Wochen also.", antworte ich hibbelig. Dazai scheint das zum Lachen zu bringen. "Und dann hast du bis Mitte April frei?~" Mit einem Grinsen im Gesicht antworte ich. "Jap! Dann kann ich endlich einmal machen, was ich möchte!", verkünde ich feierlich. Ich freue mich wirklich auf die Ferien. Das Praktikum könnte wirklich gut werden und in der restlichen freien Zeit habe ich die Gelegenheit, all meinen Hobbys nachzugehen. Mein Arbeitsvertrag läuft ebenfalls stets nur semesterweise und wenn ich Dazai jemals besuchen wollen sollte, brauche ich definitiv einen besser bezahlten Job. Eine Verlängerung des Vertrages macht somit keinen Sinn, denn damit könnte ich mir das niemals leisten.
Denn natürlich habe ich seine Frage aus der Silvesternacht nicht vergessen. Auch nicht aufgrund der Trennung von Chris. Er möchte, dass ich ihn besuche. Auch wenn er die Frage anders gestellt hast, so ist sie mir doch eindeutig einleuchtend. Noch immer schlägt mein Herz höher, wenn ich daran zurückdenke. Und den Kopf in den Sand zu stecken bringt mir nichts, so wie ich es erst tun wollte. Ich muss lediglich etwas an meinem Leben verändern, dann kann ich das auch hinbekommen.

A Daydream Away ~ Nur einen Tagtraum entfernt (Dazai Osamu x OC Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt