13. I Call Your Name Again

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On these days when I'm alone and can not see you
I want to know that these feelings are true!

We are so close I could touch you if I reached out my hand
But I'm way too afraid to take this one little step!
So when I close my eyes, this sadness simply overwhelms my heart
I call your name again
I call your name again

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Der erste Weihnachtsfeiertag brach an wie eigentlich jedes Jahr. Für Chris war nach dem Sex letzte Nacht wieder alles wie immer, aber anders kennt man ihn ja nicht. Ich hatte auch ehrlich gesagt keine Lust, das ganze noch in irgendeiner Weise anzusprechen. Das Essen ist ebenfalls wie immer, aber am ersten Weihnachtsfeiertag ist das völlig okay. Bei mir daheim würde es jetzt auch nur Entenbrust mit Rotkohl und Kartoffeln geben, hier ist es eben eine Gans. Gänsebraten kenne ich auch noch aus meiner Kindheit. Als mein Großvater noch lebte, hat Mama manchmal Gans zubereitet, wenn er zu Weihnachten zu uns kam. Und Chris Mutter kann das auch sehr gut! Nicht so gut wie meine Mama, aber auch gut. Streiten wir mal nicht über Kochkünste. Ich bin ja ohnehin schon froh, dass es bisher noch keinen Streit gibt. Wobei das auch nur relativ betrachtet richtig ist...

Am Morgen, während ich nebenher mit Dazai schrieb, klingelte plötzlich Chris Telefon. Ich dachte mir nicht viel dabei und um genau zu sein interessierte es mich auch nicht sonderlich. Was Dazai so treibt ist für mich bei weitem relevanter als das, was auf Chris Telefon abgeht. Dachte ich zumindest. Chris ging ans Telefon und es stellte sich heraus, dass es seine Kindheitsfreundin Belle war. Bereits in jenem Moment, in dem ich das mitbekam, klingelten die Alarmglocken bei mir und ich begann, zu lauschen. Mir wurde mulmig zumute und irgendwie bahnte sich das Gefühl an, dass es an der Stelle noch Streit geben würde. Und tatsächlich. Was ich da hörte klang arg danach, als wollte er sich heute noch mit ihr treffen. An sich ist es für mich ja kein Problem, wenn mein Freund seine Freunde treffen möchte - an Weihnachten allerdings habe ich damit ein gehöriges Problem. Schon zu Ostern hat er mich mit seiner kompletten Familie allein gelassen und ich durfte mir den gesamten Tag anhören, wo Chris denn bliebe. Das hat mir bereits gereicht. Und jetzt soll sich das an Weihnachten wiederholen? Auf gar keinen Fall! Nicht schon wieder! Wut brodelte in mir auf und ich wartete ungeduldig darauf, dass er das Telefonat beendete. Dazai schrieb ich lediglich nebenbei, dass ich hier etwas zu regeln hätte. Und kurze Zeit später legte Chris auch endlich auf und kam zu mir.
"Und, worum gings?", fragte ich scheinheilig. Erst einmal testen, ob er es mir von selbst erzählen würde. Es fiel mir schwer, meine Wut im Zaum zu halten. Und Chris Antwort war genauso leichtfertig, wie ich erwartet hatte. "Oh Belle will sich heute treffen nach dem Essen." Mal wieder behandelte er das Thema, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Diese Art hasse ich an ihm am meisten. Wissend stütze ich den Kopf auf meine Hand und sah ihn etwas von oben herab an. Der sollte ruhig merken, dass ich sauer war. "Aha. Einfach so?", sagte ich spitz, um ihm eine letzte Chance zu geben, von selbst das Problem zu erkennen. Doch er sah mich nur fragend an, er verstand eindeutig nicht, wo das Problem lag. Nun gut. Andere Taktik. "Und was ist mit mir?", fragte ich total beiläufig. Chris bemerkte nicht im geringsten, was in Wahrheit in mir vorging. "Was soll mit dir sein?" Ungläubig kippte mein Kopf nach vorn. Die Frage hatte er nicht ernsthaft gestellt, oder? "Naja, ich darf hier mal wieder mit deiner Familie allein zu Hause bleiben und mir anhören wo du steckst oder was?", entgegnete ich nun schon bissiger. Chris kann mich wirklich leicht zur Weißglut treiben, ohne es zu merken. Denn genau dies war mal wieder der Fall. Der zuckte nur mit den Achseln. "Du würdest dich ja eh wieder langweilen und frieren."
Für einen Moment wusste ich nicht mehr, was ich erwidern sollte. Enttäuschung machte sich in mir breit, gleichzeitig wuchs aber auch die Wut. Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht mich zu fragen, ob ich mitwollte. Abgesehen davon, dass ich es nicht wollte, denn das Problem lag an anderer Stelle. Und genau diese würde ich nun auch anbringen. "Bist du eigentlich dumm oder so? Es ist Weihnachten! Du kannst dich nicht einfach an Weihnachten verpissen und mich hier allein lassen, das ist nicht okay!", erwiderte ich nun wirklich wütend. Würde ich nicht wütend reagieren, würde ich heulen. Und das wollte ich nun wirklich nicht, aber ich kenne mich leider zu genau. Und natürlich begann Chris, Gegenargumente zu bringen. Selbstverständlich die gute alte Nummer. "Sorry aber dich hab ich hier jeden Tag, Belle sehe ich gerade jetzt wegen dem Auslandsjahr bestimmt nur einmal!", antwortete er entrüstet, doch so leicht ließ ich ihm das nicht durchgehen. "Chris, ich habe nichts dagegen dass du dich mit Belle triffst. Ich habe etwas dagegen dass du das ausgerechnet an Weihnachten tun musst! Weihnachten ist ein Familienfest, da trifft man sich nicht einfach mit Freunden! Das kannst du von mir aus am 27. tun aber nicht an Weihnachten!" Verdammt, ich konnte die Tränen bereits spüren. Sie schnürten mir die Kehle zu und ich rang mit mir, sie nicht weiter durchzulassen. Doch Chris schaffte es auf ein neues, einen oben auf zu setzen.
"Sorry aber mir ist das relativ egal. Ich sehe Weihnachten nicht so eng."
Es war wie ein tiefer Stich ins Herz. Wir waren schon immer verschieden, ja. Aber auch verschiedene Menschen können zusammen glücklich sein, wenn man aufeinander zugehen würde. Und ich verlangte wirklich nicht von ihm, dass er sich gar nicht mit ihr traf. Aber ich sah es absolut nicht ein, wieso ich Weihnachten seinetwegen hier sein sollte, nur damit er mich dann mit seiner Familie allein ließe. Ich riss mich zusammen und stand auf. "Tut mir leid, aber nein. Es ist für mich nicht okay. Mach das bitte irgendeinen Tag, der nicht Weihnachten ist!"
Mit diesen Worten verließ ich wutentbrannt sein Zimmer und flüchtete ins Bad. Die Tränen musste nun wirklich niemand sehen. Ich schloss die Tür hinter mir ab und setzte mich ans Fenster, sah über das weite Feld hinweg bis zur Autobahn hinüber. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, doch zu meiner Überraschung fiel ein wenig Schnee. Es war der erste in diesem Jahr. Die Tränen kullerten meine Wangen hinab und ich überlegte fieberhaft, wie ich mich bis zum Mittagessen beruhigen sollte. Ich spürte die Nervosität und Angst, dass er es dennoch tun würde, tief in meinem Innern brodeln. Doch ich wusste, auch Dazai würde mir nicht helfen können. Und auch niemand aus meinem Freundeskreis. Das hier musste ich allein und mit mir selbst ausmachen. So wie immer.

A Daydream Away ~ Nur einen Tagtraum entfernt (Dazai Osamu x OC Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt