19. Everybody Hurts

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It feels like nothing really matters anymore
When you're gone
I can't breathe
And I know you never meant to make me feel this way
This can't be happening
Now I see (now I see)
Now I see

Everybody hurts some days
It's okay to be afraid
Everybody hurts
Everybody screams
Everybody feels this way
And it's okay

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Panik bricht in mir aus. Oh Gott. Wer ist zuerst eingeschlafen?! Vermutlich ich, oder? Oder doch er? Wann haben wir noch mal telefoniert?! Warte warte, es war Abend bei mir und Nacht bei ihm... Vielleicht ist doch er zuerst eingeschlafen. Aber wie habe ich es geschafft, durchzuschlafen?! Was ist hier passiert?! Hat er sich etwas angetan??? Oh Gott, bitte nicht!!!
Eilig und zittrig öffne ich meine WhatsApp Nachrichten und schreibe ihm um zu testen, ob er da und wach ist. Bei mir ist es 8 Uhr früh... Müsste bei ihm doch schon Nachmittag sein, oder?! Er war noch nicht auf WhatsApp... Verdammt.

"Dazai! Bist du wach?! Geht es dir gut??? Bitte antworte!"
Ich versuche, nicht allzu panisch zu klingen. Tue ich sehr wahrscheinlich aber. Doch meine Nachricht wird zwar gesendet, jedoch nicht zugestellt. Scheiße. Das macht die Sache jetzt nicht besser. Ich springe auf und laufe hastig auf und ab, versuche krampfhaft, mich zu beruhigen. Ich weiß noch nicht einmal mehr, was für einen Wochentag wir haben! Wieder herrscht Chaos in meinem Kopf. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Hat er vielleicht nur kein Internet?! Ok Kim, komm wieder runter! Geh erst einmal ins Bad, auf Toilette, duschen, Essen... Routine, das wird dich beruhigen. Denke ich. Also versuche ich besonders ruhig ins Badezimmer zu gehen, doch meine äußerliche Ruhe macht mich innerlich nur noch nervöser. Ich weiß jedoch, dass es nichts bringt. Es ist zwecklos, mir den Kopf zu zerbrechen. Wenn ich zurück in meinem Zimmer bin, werde ich versuchen, ihn anzurufen. Und sicherlich wird sich dann alles klären. Er wird sich nichts angetan haben. Immer wieder rede ich mir diesen Satz ein, bei jeder Tätigkeit, die ich angehe. Mein Blick ist starr und monoton geradeaus gerichtet.
Während ich mir ein Müsli zubereite, wandern meine Gedanken zurück zu Dazais Selbstmordgedanken von letzter Nacht. 'Doch lieber eine Kugel in den Kopf...' In meinem Traum lag wirklich eine Pistole auf seinem Tisch. Was, wenn er... Meine Hände zittern so sehr, dass ich die Packung mit beiden Händen festhalten muss, um nicht das halbe Müsli zu verschütten. Es muss ihm gutgehen. Es muss ihm einfach gutgehen. Insgeheim will der Idiot doch gar nicht sterben... Das fühle ich. Er ist einfach ungeduldig, hat keinen Bock aufs Leben und sieht keinen Sinn darin. Aber er braucht mich... Hat er gesagt. Kann ich ihm das glauben? Wenn ich an Weihnachten und Silvester denke, sollte ich das. Trotzdem war er betrunken, wie viel Wahrheit steckt in den Worten eines betrunkenen Mannes?

Mit klopfendem Herzen gehe ich zurück in mein Zimmer. Natürlich fällt mein Blick sofort auf das Telefon, doch ich finde keine Antwort vor. Jedoch wurde meine Nachricht inzwischen zugestellt. Hatte er also wirklich nur keinen Empfang und ist irgendwo unterwegs? Ich halte diese Ungewissheit nicht aus und wähle schweren Herzens seine Nummer. Hitze steigt in meinen Kopf, bis mir schwindelig wird. Es klingelt einmal. Zweimal. Dreimal. Mit jedem Mal steigt der Druck in mir. Nach dem sechsten Mal hebt dann doch jemand ab und meine Welt bleibt stehen. "Ohayo?", fragt eine müde, verkaterte Stimme und mir fällt ein Stein vom Herzen. "DAZAI! GOTT SEI DANK GEHT ES DIR GUT!", brülle ich halb wütend, halb erleichtert ins Telefon. "Oi, oi, oi, nicht so laut, Kimie-chan! Mir brummt der Schädel...", mault er leise. "Ach, was erwartest du denn auch, nachdem du dich komplett betrunken hast?!", fauche ich ihn böse an. Ich bin so erleichtert, dass er nicht auf dumme Gedanken gekommen ist und lebt. Dennoch wird er sich nun eine Standpauke anhören müssen. "Nicht. So. Laut. Kimie-chan!", antwortet er mit schmerzerfüllt klingender Stimme. "Wieso bist du überhaupt so aufgebracht?", fragt er dann verwundert, während ich im Hintergrund klirrendes Glas höre. Er räumt wohl die Flaschen auf, die auf dem Boden gelegen haben. Allerdings meine ich, mich verhört zu haben. "Bitte, das fragst du noch nachdem, was du letzte Nacht alles gesagt hast?!", werfe ich ihm erschüttert an den Kopf, woraufhin das Klirren der Gläser schlagartig verstummt. "Warte, wir haben letzte Nacht telefoniert?" Ich kann den Unterton in seiner Stimme kaum deuten. Wenn ich tippen müsste, würde ich sagen, es ist eine Mischung aus Verwirrung, Schock und... was könnte die letzte Nuance sein? In mir macht sich aber auch ein Funke Trauer breit. Er scheint einen Blackout zu haben... Was bedeuten würde, dass er sich nicht an das erinnert, was ich... letzte Nacht so mühevoll herausgebracht habe...
"Erinnerst du dich nicht?", hacke ich nach und versuche den Anflug von Enttäuschung zu unterdrücken. Dazai überlegt. "Das letzte, woran ich mich erinnere, ist wie ich getrunken habe... Und dann... bin ich aufgewacht, weil ich vom Stuhl gefallen bin. Und mein Telefon war auf den Boden gefallen und ausgeschaltet..." Er erinnert sich wirklich nicht. Aber zumindest erklärt das, wieso meine Nachricht nicht zugestellt wurde. Als das Handy fiel, ist es bestimmt ausgegangen. Er wird eingeschlafen sein wie ich und es ist ihm aus der Hand gerutscht. Das würde nur Sinn ergeben. Bedrückt schaue ich auf die Haferflocken in meinem Müsli. Vielleicht ist es besser so, wenn er sich nicht erinnert. Doch Dazai scheint das nicht kalt zu lassen.
"Kimie-chan, du bist garantiert nicht nur so aufgebracht, weil ich getrunken habe, oder?", fragt er mit einem Hauch von Panik in der Stimme. Soll ich es ihm sagen? Ich weiß nicht, ob dies das Richtige wäre... Also schweige ich für einen Moment. "Kimie-chan...", hackt er erneut nach, diesmal fordernder. Zugegeben, es setzt mich unter Druck, aber ich bringe es nicht fertig, ihm das zu sagen. "Ist vielleicht besser, wenn du dich nicht daran erinnerst.", murmle ich nur leise als Antwort. Seine Worte gehen mir wieder durch den Kopf. Wie er von Hängen und Gift und dem Zeug redete und ich spüre wieder den Schmerz in meiner Brust, den ich schon letzte Nacht empfunden habe. Dazai sagt ebenfalls für eine Minute nichts, ehe er wirklich eindringlich wird. "Kimie-chan, ich habe deine Nachricht gelesen. Was zur Hölle ist letzte Nacht am Telefon passiert?" Es erstaunt mich, wie eindringlich er darauf eingeht. als ob er es sich nicht bereits denken könne. Und dieser Hauch von Panik... Wovor hat er Angst? Der Schmerz sitzt noch immer, aber irgendetwas muss ich sagen. "Dazai... Ich..." Ich breche den Satz wieder ab. Dazai jedoch scheint gehört zu haben, was sich in meiner Stimme verbarg. "Was habe ich zu dir gesagt, Kimie-chan!", fragt er wieder, doch dieses Mal klingt er wirklich panisch. Seine Stimme bebt förmlich vor Angst. Und es klang weniger wie eine Frage, sondern mehr nach einer Aufforderung. Ich seufze einmal. Ich wollte diese Worte verdrängen. Diese Worte, die mir trotz seiner weinerlichen, Zuneigung suchenden Art so das Herz gebrochen haben. Er spürt es. Er spürt genau, dass er mir wehgetan hat. Deswegen reagiert er so. Natürlich war er nicht er selbst, das ist mir klar. Und doch... Gesagtes kann man nicht rückgängig machen. "Was habe ich gemacht verdammt noch mal, rede mit mir!" Inzwischen ist seine Stimme bebend laut und hat etwas drohendes an sich. Er wird nicht ruhen, ehe ich nicht mit der Sprache rausrücke. "Du...", setze ich kleinlaut an. Wie er wohl gerade dreinschaut? Ob er gerade das Wohnzimmer auf und ab läuft und sich panisch durch die Haare fährt? "Was habe ich gesagt, sag es doch bitte endlich!", ruft er verzweifelt, panisch, angsterfüllt zugleich. Als würde es ihn wahnsinnig machen. Ich habe wohl keine Wahl. Ich schließe die Augen und hole einmal tief Luft, um es in einem Zug zu sagen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2020 ⏰

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A Daydream Away ~ Nur einen Tagtraum entfernt (Dazai Osamu x OC Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt