Kapitel 6

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Freitag 06.09.2019

Ich kann das nicht mehr, denke ich mir während ich mal wieder mein Apartment von Matt's Dreck reinige. Ich bin arbeiten, muss hier kochen und putzen. Ich bin doch keine Bedienstete. Es reicht mir langsam. Und das noch vor der Arbeit. Sicher ist Matt irgendwo in irgendeiner Bar eingeschlafen oder auf der Straße. Ich bin es leid.

Ich mache mich anschließend fertig für die Arbeit und eile auch schon los. Bevor Matt doch nach Hause kommt.

Ich habe meinen weinroten Mantel aus dem Schrank geholt und ein Strickkleid darunter angezogen. Ich sollte anfangen mein Leben neu zu gestalten und damit will ich anfangen.

Im Büro angekommen klopfe ich leise an Dan's Tür. Er bittet mich sofort herein.

,,Alles gut Ally?'' fragt er schnell. Ich nicke und lächle ihn an. ,,Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.'' fange ich an. Er setzt sich auf seinen Drehstuhl und nickt mir zu.

Ich setze mich ebenfalls hin und kaue auf meiner Unterlippe. Soll ich es wirklich wagen? Ja! Zu lange habe ich mich rumschubsen lassen. So haben mich meine Eltern nicht erzogen.

,,Ich habe nächste Woche ein Besichtigungstermin für eine Wohnung.'' spreche ich es endlich aus. Ein riesiger Steinbrocken fällt von meinem Herzen ab.

,,Das klingt hervorragend. Ich liebe diese Idee. Brauchst du Frei? Bekommst du!'' fängt Dan sofort an zu rufen. Er lacht glücklich und steht schwungvoll vom Stuhl auf, um mich in den Arm zu nehmen.

,,Nicht nur das, könntest du mitkommen? Und sicher gehen, dass ich hingehe?'' frage ich leise. Er grinst noch stärker und nickt stolz mit seinem Kopf.

,,Danke Dan.'' nuschle ich in seine Schulter und umarme ihn zurück.

,,So und nun an die Arbeit.'' lacht er und schubst mich leicht aus seinem Büro raus. Lachend schlendere ich in mein eigenes Büro.

Es ist noch leer. Also ist Luis noch nicht da. Okay. Ich schalte meinen Computer an und sehe in meinen Terminplaner. Heute kommt Hazel zur Vertragsunterschreibung. Ich schaue noch einmal nach, ob ich auch den Konferenzraum belegt habe. Ja, ich stehe drin. Sehr gut.

Noch einmal gehe ich meine Notizen durch, um gut vorbereitet zu sein. Die Tür des Büros geht auf und Luis kommt reinspaziert. Auch heute sieht er wieder umwerfend aus. Er trägt ein hellblaues Hemd was er in seine schwarze Jeans gesteckt hat. Er hatte den oberen Knopf des Hemdes aufgelassen. Keine Brustbehaarung. Warte warum achte ich auf so etwas?

Ich spüre wie sofort das Blut in meinen Kopf schießt. ,,Guten Morgen.'' begrüßt mich Luis mit einem schrägen Grinsen. ,,Hallo.'' begrüße ich ihn zurück. Auch er setzt sich an seinen Schreibtisch und packt sein Manuskript aus. ,,Kannst du am Montag noch einmal über die nächsten Kapitel lesen?'' fragt er beiläufig. ,,Ja na klar. Wie ist nun eigentlich der Titel?'' frage ich und schaue ihn direkt an. Sofort werden meine Handflächen feucht vor Schweiß. ,,Ich weiß es leider noch nicht. Wie findest du die Handlung bisher?'' fragt er neugierig und grinst mich vorsichtig an.

,,Es gefällt mir. Dein Schreibstil und die Hauptfiguren harmonieren wundschön miteinander.'' gebe ich ihm wahrheitsgemäß und so sachlich wie nur möglich.

,,Vielen Dank.'' antwortet er leicht überfordert. Er lächelt mich breit an.

Es klopft an der Bürotür und Beth schielt leicht durch. ,,Eine Miss Forks sitzt im Konferenzraum B.'' benachrichtigt sie mich. Ich bedanke mich bei ihr und sammle meine Notizen zusammen. ,,Kann ich vielleicht mit kommen?'' fragt er mich als ich schon fast aus der Tür raus bin. Ich nicke und halte die Tür noch kurz auf bis er mit mir durch geht.

Die Besprechung verlief unbeschreiblich super. Hazel unterschrieb den Vertrag und ich handelte mit ihr und Luis eine Marketingstrategie aus um ihr Buch sobald es gedruckt ist, zu verkaufen.

,,Gehen Sie mit mir zum Mittagessen?'' fragt mich Luis nach der Besprechung. Ich bejahe seine Frage und hole noch meine Sachen.

Wir sind in ein kleines chinesisches Restaurant gegangen. Während wir essen unterhalten wir uns über Hazel und über sein Buch. ,,Wie bist du auf die Handlung deines Buches gekommen?'' frage ich ihn zwischen zwei Bissen in mein Hühnchen. ,,Du wirst es mir zwar nicht glauben, aber ich habe davon mal geträumt. Und somit habe ich eine Geschichte draus gemacht.'' erklärt er. Ich muss leise lachen und sehe wie er in mein Lachen mit einsteigt.

,,Wie kommts, dass du so gut mit Stäbchen essen kannst? Ich kenne wenige aus New York die das so hinbekommen.'' fragt er mich. Ich grinse in mich hinein. ,,Naja, ich mag asiatisches Essen und wollte schon immer mal dort hin. Und ich finde, so großartiges Essen sollte man ordentlich essen. So wie es sich gehört.'' erzähle ich ihm. Er hört mir grinsend zu und nickt zwischendurch immer wieder.

,,Sie sollten mal mit nach Korea kommen. Es wird Ihnen sicher dort gefallen.'' sagt er ganz ruhig und gelassen.

Kurz bleibt mir eine Nudel in der Luftröhre hängen. Ich versuche mein Husten zu unterdrücken. ,,Tut mir leid. So sollte es nicht rüberkommen.'' erklärt er schnell und schlägt sachte auf meinen Rücken.

,,Alles gut. Aber ich habe kein Geld für Korea. Oder für etwas hier in der Nähe.'' sage ich und lache über meinen eigenen kleinen Witz. Der jetzt irgendwie gar nicht mehr so witzig ist. Doch Luis lachte, wenn auch nur, damit ich mich nicht schlecht fühle.

Als ich nach Hause komme ist Matt auf dem Sofa eingeschlafen. Überall klebt Essen und Dosen liegen rum. Ich mache mich im Badezimmer fertig und lege mich nach dem Abschließen der Schlafzimmertür, ins Bett. Warum will Luis mit mir verreisen? Und dann auch noch nach Korea? Ob er von dort herstammt? Dies würde wenigstens sein asiatisches Aussehen erklären.

Ich denke einfach, er hat es gesagt, um Konversation zu betreiben. Als ob er mit mir irgendwo hinreisen würde. Wir kennen uns kaum.


reading menWo Geschichten leben. Entdecke jetzt