Kapitel 11

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Mittwoch 04.12.2019

Gerade will ich zur Mittagspause gehen, als ich sehe wie ein Gewitter über New York tobt. Na großartig, kein Kuchen zum Mittag, denke ich mir und grabe in einer Schublade in meiner Kommode im Büro. ,,Ha, Nudeln.'' rufe ich leise aus als ich endlich die Instantnudeln gefunden habe. Schnell eile ich in die Küche, um sie mit heißem Wasser aufzubrühen.

Wieder zurück im Büro beobachtet mich Luis von seinem Stuhl aus. Er grinse ich kurz an während ich das Päckchen mit Ketchup, was ich vorhin aus dem Kühlschrank gestohlen habe, knete. Als ich es auf meine Nudeln quetschen will, wird es mir plötzlich aus der Hand geschlagen. Leicht verängstigt schaue ich nach oben.

Luis sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. ,,Was soll das werden?'' fragt er leicht aufgebracht. ,,Ich will was essen.'' gebe ich ihn trocken als Antwort. Er schnalzt verachten mit der Zunge, was mich leicht zum Lachen bringt. ,,Was ist denn los?'' frage ich ihn verwirrt.

,,Du beschmutzt dein Essen mit diesem ekligen Zeug!'' ruft er. Langsam bekommt er wieder ein leichtes Grinsen auf seine schönen weichen Lippen. ,,Es rettet mir manchmal echt mein Essen.'' versuche ich ihn zu überzeugen.

Er steht auf und hebt das Päckchen auf, um es dann bei ihm in den Mülleimer zu werfen. Dann kommt er auf mich zu und nimmt mir auch noch die Nudeln weg. ,,Ey was wird das denn jetzt?'' frage ich leicht aufgebracht. ,,Ich hatte nichts zum Frühstück, und nun nimmst du mir auch noch mein Mittag weg?'' rede ich einfach weiter. Doch er ignoriert mich und verlässt das Büro.

,,Arschloch.'' sage ich laut und hoffe er hat es noch gehört.

Dann hat sich das wohl auch erledigt. Nicht mal eine Nudel konnte ich zu mir nehmen. Ich trinke ein Schluck aus meiner Wasserflasche, um den Hunger zu stillen, doch irgendwie will das nicht so ganz funktionieren.

Die Tür vom Büro geht wieder auf und Luis kommt mit einem Holztablett aus der Küche wieder, auf dem Plastikboxen stehen.

,,So nun essen wir erst einmal etwas richtiges.'' sagt er und stellt das Tablett auf meinem Schreibtisch ab. Er holt sich seinen Stuhl zu mir ran und setzt sich neben mich. Unsere Stühle stehen direkt aneinander, so dass sich unsere Beine berühren können. Er öffnet die ganzen Dosen und köstlicher Dampf steigt auf. ,,Hier, probiere die Krabben.'' sagt er und reicht mir mit seinen Stäbchen etwas von dem köstlich riechenden Krabbenfleisch. Ich bedanke mich leise und beginne zu essen. Luis grinst mich breit an, was ihn gleich 10 Jahre jünger macht. Ich beobachte ihn, wie er den Reis mit den Stäbchen zu seinem Mund führt. Diese Lippen. Ich spüre wieder diese bekannte Hitze in meinen Wangen. Ally, regt dich ab.

,,Warum starrst du mich so an?'' holt mich Luis aus meinen Gedanken. Ich schüttle schnell mit meinem Kopf und esse zügig weiter. ,,Sehr gut, du sollten ordentlich essen. Auch bevor du auf die Arbeit gehst. Du bist sonst viel zu schwach.'' sagt er zu mir und sieht mich liebevoll an. Ehe ich begreifen kann was er vorhat, fühle ich seine Hand die sich leicht wie eine Feder auf meinem Kopf legt. Er sieht mir in die Augen während er meinen Kopf streichelt. Ich kann nicht anders als ihn anzustarren. Noch nie hat das jemand getan. Es kommt einen vielleicht nicht so vor, doch diese kleine Geste verursacht in mir gerade einen Sturm, wie er da draußen tobt. Mir ist heiß und doch friere ich. Mein Mund ist staubtrocken und doch habe ich das Gefühl zu ertrinken. In seinen Augen zu ertrinken. Ich habe das plötzlich das Bedürfnis meine Augen zu schließen, um diesen Moment mehr zu genießen.

Sanft schiebt er eine Strähne hinter mein Ohr, ehe er sich wieder nach vorne richtet, um mir noch etwas von dem Krabbenfleisch und dem Gemüse auf meinen Reis abzulegen. Ich nicke ihm kurz zur Dankbarkeit zu und esse meinen Teller leer.

Ich helfe ihm nach dem Essen noch die Boxen in der Küche abzuwaschen. Doch trotz, dass wir leichten Small Talk über sein Buch halten, kann ich ihn nicht mehr ansehen ohne dass mir mein Herz stehen bleibt.

Ich habe mich gerade von Matt getrennt. Da kann ich mich doch nicht gleich an den nächsten werfen. Noch dazu an einen Arbeitskollegen. Nein, so eine bin ich nicht. Auf gar keinen Fall.

Schnell eile ich zu Beth runter, um ihr von meiner verrückten Pause zu berichten. Sie quiekt das gesamte Büro zusammen. Schnell schiebe ich sie hinter die Trennwand und deute ihr, leise zu sein. ,,Also wenn der nichts von dir will, esse ich einen Besen.'' kommentiert sie auf meine kleine Story. ,,Ja aber ich habe doch erst meinen Freund verlassen. Das geht zu schnell.'' quängle ich rum. Beth schnaubt nur belustigt auf. ,,Ally, der Mann will schon was von die, seit du damals im Pyjama in den Konferenzraum gekommen bist.'' redet sie streng auf mich ein. ,,Erinnere mich bloß nicht dran.'' lache ich und denke an meine Kleidung damals zurück. Beth muss lachen, in das ich laut mit einsteige.

,,Wenn er es ernst meint, wird er warten bis du soweit bist.'' sagt mir Beth noch ehe ich mich wieder langsam in mein Büro begebe.

Ob sie damit wirklich recht hat?


reading menWo Geschichten leben. Entdecke jetzt