Mittwoch 18.03.2020
Ich lese die Mail nun bestimmt schon zum 4. Mal. Und trotzdem kann ich immer noch nicht begreifen was darin geschrieben steht. Luis kommt ins Büro während ich wutentbrannt meine Jacke und Tasche nehme und hinausstürme.
Ich kann zwar seine Schritte hinter mir hören, doch ich ignoriere sie gekonnt. ,,Sie hat es einfach gekündigt. Ich habe alles so weit gebracht und nun?'' schreie ich auf offener Straße. Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Wutentbrannt schlage ich auf ein Banner ein, was am Straßenrand hängt. Ich bekomme in meinem Anfall gar nicht mit, dass mich Luis am Handgelenk festhält und zu sich zieht. Er schlingt seine Arme um mich und drückt mich an seine Brust. ,,Wir finden eine Lösung. Du hat die gesamte Arbeit nicht umsonst gemacht.'' flüstert er in meine Haare. Ich spüre seine Lippen auf eine komische prickelnde Art und Weise auf meinem Scheitel und beruhige mich schon ein wenig.
,,Komm, wir gehen was trinken.'' schlägt er vor und zieht mich vorsichtig mit sich. Nur widerwillig lasse ich mich von ihm mitschleifen. Am liebsten würde ich zurück gehen und diesem Weib den Hals herumdrehen, um ihren Kopf in meinem Büro aufzuhängen.
Luis hält auch nach 10 Minuten Fußweg immer noch meine Hand in seiner fest verschlossen. Ich schaue auf unsere Hände und muss ehrlich sagen, ich genieße es. Sie ist warm und viel größer als meine. Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben, denn auch er sieht auf unsere Hände hinab und lächelt sie liebevoll an. Kurz danach steuert er auf eine kleine Bar zu, die sich in einem Keller von einem Mehrfamilienhaus befindet. Wie ein Gentleman hält er mir die Tür auf und streift mir behutsam meinen Trenchcoat von den Schultern, um ihn über eine freie Stuhllehne zu hängen.
Mit zwei großen Gläsern Bier kommt er von der Theke auf mich zu. ,,Hier, das wird dich beruhigen.'' sagt er nur und stellt das Glas vor mir ab. Ich bedanke mich und nehme einen großen Schluck.
,,Wie kann sie jetzt, nach einem halben Jahr harter Arbeit, die ja größtenteils von mir aus kam, einfach so sagen, sie habe kein Interesse mehr daran das Buch bei mir zu veröffentlichen?'' rege ich mich wieder über Hazel auf. Wie sie schnurstracks in mein Büro kam und mir die Kündigung auf den Tisch schob. ,,Sie hatte nicht einmal eine Erklärung warum das alles.'' rede ich weiter.
Luis greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand, um sie in seinen Händen zu verschließen.
,,Hatte sie wirklich nichts weiter dazu gesagt?'' fragt er ruhig und gelassen. Er schaut auf unsere Hände und während er mit unseren Händen spielt. Seine Wärme und Behutsamkeit, wie er sie hält reicht vollkommen aus, um mich wieder zu beruhigen.
Er sieht mich mit seinen schwarzen Augen an und schon habe ich meinen Satz vollkommen vergessen. Wie benommen schüttle ich lediglich den Kopf und hoffe, dass dies die richtige Antwort auf seine Frage war. Hatte er überhaupt eine Frage gestellt?
Er kichert leise und ich spüre wie ein wollig warmer Schauer über meinen Rücken fegt. Ich sehe wie seine Augen mein Gesicht abscannen und das erste Mal, finde ich es nicht unangenehm oder will mich verstecken. Nein, ich halte seinen Blick stand. Ich will mir jeden Millimeter einprägen.
Wie ein Blitz schrecken wir auseinander, als jemand unseren Tisch anrempelt. Wir schauen nach oben und lächeln kurz. Der Mann entschuldigt sich sofort und geht schnell weiter.
Puh, ich versuche so heimlich wie nur möglich das gesammelte Blut in meinem Kopf, wieder in meinen restlichen Körper zu verteilen in dem ich gewollt langsam ein und wieder ausatme.
Auch Luis Gesicht ist leicht errötet. Er lächelt mich an und nimmt einen großen Schluck von seinem Bier.
,,Wir finden einen Weg um das Marketing Budget trotzdem noch sinnvoll zu nutzen. Immerhin hast du gerade dafür lange gekämpft.'' sagt Luis und lächelt mich kurz an. Ich danke ihm und trinke mein Bier aus. ,,Nur wie?'' stelle ich die Frage in den Raum.
,,Wir könnten es vielleicht für mein Buch verwenden. Du könntest mir dabei weiterhelfen.'' bietet er mir plötzlich aus heiterem Himmel an. Mein Gesicht entgleist für einen kurzen Augenblick. ,,Ich soll dein Buch auf den Markt bringen?'' frage ich unglaubwürdig. Ich glaub ich flippe gleich vor Freude aus. Er nickt und lächelt mich an. ,,Warum denn nicht? Du machst gute Arbeit.'' sagt er, während er sein Glas vor sich betrachtet. Ich grinse ihn breit an. ,,Vielen Dank für diese Chance.'' bedanke ich mich und setze mein Glas an.
Nach weiteren 15 Minuten wird es langsam spät für mich. ,,Ich sollte langsam nach Hause.'' versuche ich mich zu verabschieden. Doch Luis hält wieder meine Hand fest.
,,Willst du vielleicht. Ehm...wieder mit zu mir?'' fragt er vorsichtig. Ich lächle ihn leicht an und versuche meine Hand aus seiner zu befreien. Ich muss bei klarem Verstand bleiben. ,,Tut mir leid. Aber wir müssen morgen wieder arbeiten. Ich sollte in meine eigene Wohnung gehen.'' antworte ich und versuche ihm dabei nicht sofort um den Hals zu fallen. Natürlich würde ich viel lieber mit zu ihm. Wäre ja nicht das erste Mal. Ich muss kichern, wenn ich an das letzte Mal denke. Der beinahe Kuss geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
,,Lass mich dich wenigstens noch zu dir bringen. Damit ich mir sicher sein kann, dass du gut ankommst.'' , ,,Nagut.'' gebe ich auf und streife mir meinen Trenchcoat über.
Zusammen verlassen wir die Bar und schlendern ein paar Straßen entlang, bis wir vor meiner Wohnungstür stehen.
,,Also dann. Gute Nacht.'' verabschiede ich mich und drehe den Schlüssel in der Tür. ,,Gute Nacht Ally.'' flüstert er und lässt meine Hand für diesen Abend endgültig los.
Nachdem ich in meiner Wohnung angekommen bin kann ich nicht anders, als wie ein Teenager los zu kichern.
Wie kann zwischen uns nur so eine Anziehungskraft wirken? Ich meine wir kennen uns jetzt seit einem halben Jahr und sind doch nur Kollegen.
Ich springe schnell unter die Dusche, um diese ganzen verwirrenden Gefühle von mir zu waschen und mache es mir mit einem Wein und dem Manuskript von Luis auf dem Sofa gemütlich.
Er ist bald fertig mit seinem Buch, also müssen wir uns langsam Gedanken darüber machen was danach passiert. Und vor allem, wie der Titel heißen soll.
Nach ein paar Minuten lasse ich meinen Blick durch meine Wohnung schweifen. Ich bereue es kein bisschen, dass ich mich von Matt getrennt habe. Ich bin viel ruhiger und konzentrierter als vorher. Und ich habe keine Schmerzen mehr. Dafür ein schönes weiches Bett. In das ich mich jetzt auch lieber reinlege. Denke ich mir und lege alles beiseite, um ins Schlafzimmer zu gehen.
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reading men
RomanceAlly ist nun endlich in der Anstellung, die sie sich immer erträumt hatte. Trotz vieler Rückschläge, einen alkoholabhängigen Freund und ihrer Einsamkeit, ist sie fest entschlossen dass es nun endlich bergauf geht. Bis sie plötzlich einen neuen Kolle...