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Sarah Lena;  10.12.2019 ︱Stuttgart

Aufgeregt und mit leicht zitternden Händen saß ich auf einem der Sessel im Backstagebereich, während ich darauf wartete, dass ich endlich dran sein würde. Warum ich so aufgeregt war weiß ich auch nicht, ich hatte schon öfter Auftritte im Fernsehen, aber ich schätze dadurch, dass das mein erster in Deutschland, meiner Heimat war, war es nochmal was ganz anderes. Wahrscheinlich wär ich noch viel aufgeregter gewesen, wenn die Show in Hamburg gewesen wäre anstatt in Stuttgart, weil meine Eltern dann mit Sicherheit live dabei gewesen wären.

„ Sie sind gleich dran.", informierte mich eine Mitarbeiterin, die sich gerade daran machte, meinen rosa schimmernden Lidschatten und meinen roten Lippenstift aufzufrischen. Dadurch, dass das eine Comedyshow war hatte ich mich auch nicht total schick anziehen müssen, sodass ich jetzt einfach eine schwarze Skinny-Jeans mit einer weißen Bluse mit schwarzen Streifen trug, dazu einfache Sneakers, und auch mein Make Up war einfach gehalten. Neben dem Lidschatten und Lippenstift habe ich bloß noch etwas Mascara aufgetragen. Nachdem sie mich mit einem Mikrofon ausgestattet hatte, konnte man auch schon hören, wie ich angekündigt wurde, so dass sie mir nun die große Tür zur Bühne aufhielt, durch die ich mit einem Lächeln schritt.

„Schön dich hier zu haben.", grinste Luke, der Moderator als ich bei ihm angekommen war und umarmte mich kurz, bevor wir uns nebeneinander aufs Sofa niederließen.

„Ich freue mich auch wirklich sehr, dass ich hier sein darf. Das ist mein erstes Interview im deutschen Fernsehen, und dass bei so einer Show wie deiner.", lachte ich, und brachte damit das Publikum zum applaudieren, warum auch nimmer.

„Dann wurde es aber auch mal Zeit.", stellte Luke lachend fest, dann sah er mich neugierig an. „Hattest du denn schon die Gelegenheit dir Stuttgart ein bisschen anzuschauen?"

„Nur ein ganz kleines bisschen, ehrlich gesagt war ich heute nur in den Museen von Porsche und Mercedes und in einem kleinen süßen Café, ich hatte heute nicht allzu viel Zeit. Den Rest hole ich dann morgen nach.", erzähle ich von meinem heutigen Tag. Ich war erst gegen 13 Uhr hier in Stuttgart gelandet, um 18 Uhr musste ich dann schon hier im Studio sein, wegen den ganzen Vorbereitungen. Also hatte ich nur fünf Stunden gehabt, die ich für die zwei Museen genutzt hatte, da ich die sowieso schon immer mal sehen wollte.

„ Ein Porsche müsste bei dir doch mittlerweile Alltag sein oder? Bei 18 Millionen Abonnenten wird dein Kontostand nicht mal merken, dass du einen gekauft hast. Immerhin sollst du auch in einen der teuersten Viertel in London wohnen. Erzähl mal, stimmt das alles?", fragte Luke an mich gewandt und lehnte sich interessiert ein Stück zu mir rüber, dabei hat ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht.

„Also der Porsche gehört leider noch nicht zu meinem Alltag. Ich habe zwar mittlerweile schon öfter erwähnt, dass ich eine Autos total faszinierend finde und sie selbst mal gerne besitzen würde, nicht nur von Porsche, sondern zum Beispiel auch einen AMG, aber ehrlich gesagt hatte ich bis jetzt noch kein Auto. Ich liebe es zwar Auto zu fahren, aber ich komme in England einfach nicht mit dem Verkehr klar, zu Fuß schon, aber die paar Male die ich da gefahren bin waren einfach schrecklich, also belasse ich es lieber dabei in Ländern mit Rechtsverkehr zu fahren.", gab ich ein wenig beschämt zu. Viele Freunde und auch meine Familie machten sich gerne darüber lustig, dass ich mich nach drei Jahren in London immer noch nicht ganz mit dem Linksverkehr abfand, aber ändern konnte ich es ja auch nicht wirklich. Das war die einzige Sache, die mich total an London störte, sonst habe ich mich super dort eingelebt, und habe auch nie Probleme dort gehabt.

„Such dir doch einfach einen Freund, der das Auto für dich fährt.", schlug Luke vor, was das Publikum zum Lachen brachte.

„Dann kann ich ja auch einfach weiterhin mit dem Taxi fahren.", lächelte ich ihn an, jedoch sah mich Luke bloß kopfschüttelnd an

„ Dann hast du aber keinen Freund der dich liebt.", seufzte er und sah mich gespielt traurig an. Schulterzuckend schaute ich ihn an.

„ Das hätte ich mit deiner Methode auch nicht, entweder würde er nur mein Auto lieben oder generell nur ans Geld denken. Da sind mir Bahn und Taxi doch viel lieber, vor allem weil man mit der Bahn in London oft schneller ist, bei dem Verkehr.", konterte ich und wieder hallte das Lachen der Leute durch das Studio.

„Könntest du dir denn vorstellen zurück nach Deutschland zu kommen?", fragte er.

„Auf jeden Fall. Zwar liebe ich es in England und könnte mir auch sehr gut vorstellen, noch Jahre dort zu wohnen, aber ich war auch schon immer ein totaler Familienmensch und ich möchte irgendwann in der Lage sein, meine Familie zu besuchen, ohne erstmal nach einem Flug schauen zu müssen.", seufze ich. Gerade jetzt, wo mein kleiner Neffe dabei war heranzuwachsen, war es besonders schwer, so weit weg zu wohnen. Und auch bei meinen Großeltern fiel es mir schwer, zwar waren sie erst Mitte 70 und trotzdem hatte ich Angst, dass sie sterben würden, ohne dass ich mich verabschieden könnte.

„Das würde mir wahrscheinlich genauso gehen.", stimmte Luke mir zu, bevor er wieder ein neues Thema anfing. „So, kommen wir nun zu unserem nächsten Gast. Er ist jung, erfolgreich im Fußball und gilt mittlerweile neben einigen anderen als Zukunft des deutschen Fußballs. Meine Damen und Herren, einen großen Applaus für Luca Waldschmidt.", rief Luke, wodurch sofort Applaus und ein paar Rufe zu hören waren. Lächelnd kam der junge Fußballspieler zu uns zum Sofa gelaufen und begrüßte erst Luke und dann mich mit einer kurzen Umarmung. Ein wenig verwundert war ich schon, da ich ihn bis jetzt nur aus den Medien kannte und nicht persönlich, aber wahrscheinlich war er einfach nur eine total offene Person.

„ Hey.", grinste er und ließ sich zwischen mir und Luke aufs Sofa fallen.

„ Schön, dass du es geschafft hast. Habt ihr zwei euch schon mal kennengelernt?", erkundigte er sich und erhielt von uns beiden ein Kopfschütteln. „Na dann muss ich euch wohl einander vorstellen. Sarah, dass ist Luca, du solltest ihn aus dem Fernsehen kennen, du bist ja ein großer Fußballfan. Auf jeden Fall ist er im Moment Spieler beim SC Freiburg und neuerdings auch in der Nationalmannschaft, außerdem ist er Single und wahrscheinlich auch ziemlich wohlhabend. Alles was ein Frauenherz begehrt.", grinste Luke mich mit wackelnden Augenbrauen an, entlockte uns allen damit ein Lachen. „Luca, dass ist Sarah Lena, sie ist einundzwanzig, kommt aus Hamburg und lebt mittlerweile in London. Sie ist ein großer Fan vom Fußball allerdings ist sie St. Pauli Fan, da gibt es für dich als ex HSVer sicher einen Minuspunkt. Außerdem ist sie seit 7 Jahren auf Youtube tätig und hat mittlerweile schon 18 Millionen Abonnenten. Ach so, und auch sie ist aktuell Single.", stellte er mich vor, wodurch wieder alle lachen mussten.

„ Ich glaube ich bin doch in dem falschen Studio, zu einer Datingshow wollte ich nicht wirklich.", lachte ich, bekam dafür einen entsetzen blick von Luke.

„ Echt nicht? Oh man, dabei habe ich mir extra so viel Mühe bei der Wahl gegeben. Ich meine, schau ihn dir doch an. Diese blauen Augen, seine brauen locken und dieses süße Grinsen, da kannst du doch nicht ablehnen.", sagte Luke empört.

„ Stimmt, du hast recht. Am besten heiraten wir noch gleich heute Abend.", lachte ich.

„Das wollte ich hören.", sagte er zufrieden, bevor auch er anfing zu lachen. Nachdem er sich beruhigt hatte, wandte er sich an Luca, der die ganze Zeit lachend zwischen uns gesessen hatte. „Das mit dem HSV war also doch kein Problem, hast nochmal Glück gehabt."

„Ja, darüber bin ich natürlich auch sehr froh. Ich wüsste echt nicht, wie ich ohne sie weiter leben könnte.", sagte er gespielt theatralisch, was mir ein Grinsen entlockte.

„Nun gut, Spaß beiseite. Natürlich wollen wir auch ein wenig über deine Karriere reden.", unterbrach Luke das Gelächter des Publikums und fing an, mit Luca über Fußball und seine Verletzungzu reden. Eine ganze Weile redeten sie, manchmal wurde auch ich mit einbezogen und als sie fertig waren, kam eine Werbepause, die gleichzeitig für Luca und mich bedeutet, dass unsere Zeit nun vorbei war.


paper rings ➳ luca waldschmidtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt