· 12 ·

1.2K 43 9
                                    

Sarah Lena; 14.06.2020 ︱London

„Da wären wir, hereinspaziert.", grinste ich und hielt Luca die große Eingangstür auf, durch welche er dankend ging, gefolgt von mir. Drinnen wurden wir auch schon gleich von einer der Mitarbeiterinnen begrüßt und an unserem Platz geführt. Da ich hier so oft war, wussten sie, dass ich besonders gerne in einer der grünen Couchecken saß, die sich an der Wand links vom Eingang lang zog. Naja, vielleicht spielte da auch der Bekanntheitsgrad eine Rolle, aber eigentlich war mir der Grund auch ziemlich egal.

„Hier ist es echt mega schön. Ich kann verstehen, dass du hier so oft bist." Ein wenig fasziniert sah sich Luca in dem Restaurant um und begutachtete jede Ecke, was mich zum Schmunzeln brachte.

„Warte erst, bis das Essen nachher da ist. Das ist fast schon Sex für die Augen!", sagte ich freudig. Das Essen hier war echt total lecker und mit das beste, was ich je gegessen hatte. Und vor allem hatten sie hier für wirklich jeden etwas. Es gab vegetarische, vegane und glutenfreie Speisen und auch wenn das Essen zum Großteil alles total gesund war, hatte ich hier trotzdem meine heißgeliebten Burger, die einfach der Hammer war. „Wir kommen in den nächsten Wochen sicher auch ein paar Mal zum Abend oder Mittagessen her, damit du es hier auch wirklich kennenlernst."

„Und? Wie findest du es?", fragte ich, als wir einige Zeit später unseren Tisch mit Essen voll hatten. Wir hatten uns dazu entschieden, mehrere Sachen zu bestellen und dann einfach alles zu teilen, was ganz praktisch war, da man sich bei der leckeren Auswahl sonst nie wirklich entscheiden konnte. Also hatten wir jetzt ein Avocado Toast, einen getoasteten Bagel, Chocolate Chip Waffeln und die House Pancakes, was schon fast die Hälfte des Frühstückangebots war. Dazu hatte ich einen Chai Tea, Luca hatte sich für einen Superfood Smoothie entschieden, in dem Ananas, Blaubeeren, Banane und Kokosnusswasser war.

„Sau gut, hier darfst du mich gerne so oft wie du willst mitnehmen.", murmelte er mit halbvollen Mund und sah mich strahlend an.

„Das hätte ich doch sowieso gemacht, dich würde ich überall mit hinnehmen.", lächelte ich und biss ein Stück von dem Avocado Toast ab.

„Hast du vielleicht Lust, mich in der nächsten Saison mal in Freiburg zu besuchen? Ich würde dich auch gerne mal bei mir haben und dir mein Leben mal zeigen, jetzt wo ich auch deine Welt kennenlernen darf.", bot er mir an und sah mich mit dem süßesten Blick an, den ich bei ihm bis jetzt gesehen hatte. Er hatte wie immer ein Grinsen im Gesicht, was seine strahlend weißen Zähne entblößten und seine blauen Augen strahlten Zuneigung, ein wenig Verunsicherung und Liebe aus. Ich liebte seine Augen. Mal davon abgesehen, dass dieses strahlende Blau einfach umwerfend aussah, konnte man sich einfach in ihnen verlieren und gleichzeitig wie Zuhause fühlen.

„Was ist das denn für eine Frage? Na klar komme ich, ich bin schon ganz gespannt, wie dein Alltag so ist und möchte dich auch gerne mal live spielen sehen.", gab ich zu, wobei sein Gesichtsausdruck ein wenig Erleichterung und ganz viel Freude wiederspiegelte.

Nach dem wunderbaren Frühstück durchquerten wir ganz London und ich zeigte ihn die verschiedensten Orte, von den berühmten zu den nicht so berühmten und den Orten, die ich besonders mochte, es war alles dabei. So schauten wir uns zum Beispiel die Tower Bridge, das London Eye, den Hyde Park und die Oxford Street, die typischen Punkte von Touristen eben. Danach fuhren wir raus nach Greenwich, wo ein kleiner Straßenmarkt war, den ich besonders mochte, weil dort oft Essensstände waren, die deutsche Küche anboten. Wir schauten uns auch noch die berühmteren Märkte an und liefen dann am Ende einfach nur noch durch die Straßen und unterhielten uns, ohne auf die Umgebung zu achten. Am Abend hatte ich dann noch eine kleine Überraschung für ihn, von der ich bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt hatte. Ich hatte für sieben Uhr einen Tisch im Aqua Shard bestellt, was für mich auch eines der besten Restaurants war, auch wenn es gehobener und somit auch teuer war, aber manchmal erlaubte ich mir sowas, so wie heute. Schließlich musste Lucas Dasein auch irgendwie ein wenig gefeiert werden. Dass das Restaurant gehobener war, merkte man schon daran, dass es einen kleinen Dresscode gab. Mit Sportkleidung, Sneakern, kurzen Hosen und Flipflops durfte man leider nicht rein, was in so einer Location auch irgendwie nicht verwerflich war. Und da Luca und ich beide ganz normal angezogen waren, Shorts trugen und auch Turnschuhe trugen, mussten wir vorher noch zu mir, um uns gescheit anzuziehen. Luca sah mich zwar komisch an, als ich sagte, er müsse sich ein wenig eleganter anziehen, hinterfragte es jedoch zum Glück nicht. Netterweise hatte Luca mir das Bad überlassen und zog sich selbst im Schlafzimmer um. Bevor ich ins Bad ging, schnappte ich mir noch schnell was zum Anziehen. Ich hatte mich für ein blaues Maxikleid von Tommy Hilfiger entschieden, was Ärmel bis zum Ellbogen hatte und kleine, weiße Muster auf dem blauen Stoff. Dazu zog ich einfache, schwarze Ankle Boots an und hielt auch mein Make-Up einfach, und ergänzte das von heute Morgen mit einem roten Lippenstift. Dazu nahm ich mir dann noch eine kleine, ebenfalls schwarze Dior Tasche, die ich irgendwann mal als Werbegeschenk bekommen hatte.

„Bin soweit.", informierte ich Luca, als ich aus dem Bad trat. Er saß schon fertig auf dem Bett und wartete auf mich. Er trug eine einfache Jeans, ein weißes Hemd und dazu schwarze Stiefel, die genau wie mein Kleid von Tommy Hilfiger waren. Alles in einem, er sah total gut aus.

„Wohin geht es jetzt eigentlich?", erkundigte sich Luca, als wir gerade in unser Taxi gestiegen waren und ich dem Fahrer die Adresse nannte, ohne genau zu sagen, was dort war, damit Luca auch ja nichts heraushören konnte.

„Das wirst du gleich erfahren.", grinste ich, was ihn seufzen ließ. Jedoch meckerte er nicht rum, dass er es gerne wissen wollte, sondern fing einfach an, mir ein wenig von seiner Familie zu erzählen. Eine knappe halbe Stunde fuhren wir, bis wir endlich vor dem Wolkenkratzer standen, in dem das Restaurant war.

„Da gehen wir rein?", fragte Luca erstaunt und legte seinen Kopf in den Nacken, um sich das Gebäude, the Shard, richtig anzuschauen.

„Genau, wir fahren jetzt in den zweiunddreißigsten Stock, dort ist das Restaurant.", erklärte ich und ging mit ihm zusammen ins Innere des Gebäudes. Während wir liefen, griff er genau wie heute Morgen schon nach meiner Hand, nur um sie mit seiner zu verschränken. Oben angekommen wurden wir wieder an unseren Tisch geführt, der direkt am Fenster war. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis die Sonne untergehen würde, dann hatten wir den perfekten Blick über den roten Himmel.

„Weißt du, eigentlich bin ich es gewöhnt, dass ich immer der bin, der das erste Date plant und sowas.", fing er an, als wir uns gerade gesetzt hatten. Er sah das hier also auch als Date, darüber hatte ich mir schon den ganzen Tag Gedanken gemacht.

„Nun, dann ist es dieses Mal eben andersherum. Oder ist das für dich ein Problem?", fragte ich leicht verunsichert.

„Nein, nein. Am Ende ist es doch sowieso egal, von wem es geplant wurde oder wer bezahlt, Hauptsache man genießt die Zeit zusammen und lernt sich noch ein wenig besser kennen, dafür ist so ein Date ja nun mal auch da. Und solange du mein Date bist, ist mir der Rest eigentlich sowieso egal.", sagte er verlegen, doch trotzdem in gewisser Weise selbstbewusst und blickte mich freudig an, während mein Herz dahin schmolz. Spätestens jetzt war ich mir wirklich sicher, dass er der war, mit dem ich mir die Zukunft perfekt vorstellen konnte.

paper rings ➳ luca waldschmidtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt