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Sarah Lena;  07.01.2020 ︱Hamburg

Die Weihnachtszeit und Silvester hatte ich gut überstanden. Es tat echt gut, mal wieder mit der kompletten Familie zusammen zu sein und ich spürte sofort, wie sehr ich diese Nähe zu meiner Familie vermisste. Allerdings hatte ich vorerst nur bis zum vierten Januar in Hamburg bleiben können, da ich für einen Termin kurz nach Paris musste, gerade eben war ich wieder in Hamburg gelandet. Natürlich mit einer halben Stunde Verspätung. Wie ich es doch liebte. Aber wenigstens war es auf dem Rückflug, da war es erheblich entspannter als auf dem Hinflug, vor allem wenn man wie ich oft erst am Tag des ersten Termins anreiste. Zum Glück hatte ich für die paar Tage nur Handgepäck mitgenommen, sodass ich wenigstens nicht am Gepäckband warten musste, sondern raus zu Linda konnte, die mich freundlicherweise abholen wollte.

„Was hast du denn jetzt eigentlich in Paris gemacht?", fragte mich diese, als wir zusammen in dem kleinen Smart von Car2Go saßen, denn sie sich genommen hatte. Ein Auto hatte sie hier schließlich nicht mehr, das war in München und Fiete und sie waren mit dem Flugzeug gekommen, wobei Fiete gestern schon wieder nach Hause musste, weil sein Training schon anfing.

„Hatte was mit meinem Projekt zutun.", schmunzelte ich, wissend, dass es sie nur noch neugieriger machte. Aber heute hatte sie Glück, da morgen sowieso die Bekanntgabe war, war es ihr ab heute erlaubt, schon einige im Vorfeld zu informieren, die nicht direkt mit dem Projekt in Verbindung waren.

„Ach komm, kannst du es mir nicht einfach sagen? Ich werde es auch nicht verraten, das schwöre ich dir.", bettelte sie, sah mich kurz mit einem Schmollmund an, bevor ihr Blick wieder der Straße vor uns galt.

„Du musst nicht schwören, ich hätte es dir jetzt so oder so gesagt. Morgen weiß es sowieso schon die halbe Welt. Unterbrech mich aber bitte nicht, sondern hör mir bis zum Ende zu, auch wenn es jetzt wahrscheinlich viele Informationen sein werden.", grinste sie. Gespannt schaltete Linda das Radio aus, das nebenbei lief, damit sie konzentriert zuhören konnte.

„Ich bin ganz Ohr.", lachte Linda gespannt, man konnte ihr die Neugier total ansehen. An was sie wohl dachte? Sicher an etwas ganz anderes.

„Ich habe eine Kooperation mit Viva Con Agua und Louis Vuitton geschlossen. Das klingt jetzt sicher komisch, die Mischung, ist es auch, aber es ist wirklich ein spitzen Projekt. Ich habe zusammen mit Louis Vuitton eine eigene Kollektion kreiert, bei dem alle Einnahmen in die Schule in Namibia gesteckt werden, die ich zusammen mit der Hilfe von Viva Con Agua erbauen lassen werde. Zusammen haben wir da jetzt über ein Jahr lang dran gearbeitet, morgen gehen die Statements und mein Video online. Der Bau der Gebäude ist schon vor zwei Wochen gestartet, im Sommer geht es dann endlich los. Die Lehrer werden zum Teil vom namibischen Staat gestellt, aber es werden auch einige Freiwillige helfen. Und es wird Klassen jeweils eine Klasse vom ersten bis zwölften Jahrgang geben, mit jeweils bis zu dreißig Schülern.", ratterte ich runter. Die Ampel vor uns wechselte gerade auf rot, was Linda ausnutzte und sich geschockt zu mir drehte. Ich sah aber, dass es positiver Schock war, nicht im negativen Sinne. Das hätte mich bei ihr auch gewundert.

„Nicht dein Ernst? Oh mein Gott, das ist ja wunderbar.", lachte sie überrascht, drückte kurz meine Hand, bevor sie wieder losfuhren konnte.

„Ist es eine geschlechtergetrennte Schule oder gemischt? Und wie planst du das alles, möchtest du da auch mal hinreisen?", fing sie an mich auszufragen, was mich schmunzeln ließ. Sie war so euphorisch, es war so süß, wie sie sich mit mir freute.

„Gemischt, das war mir ehrlich gesagt wichtig. Klar, mag es Gegenden geben, wo es untypisch ist, aber am Ende wird nur ein Geschlecht gebildet und das ist doch auch unfair, oder? Und ich wollte jetzt auf jeden Fall während des Baus und so hin, bei der Öffnung und die Zeit danach und dann immer so ein, zwei Mal im Jahr, vielleicht auch mehr. Mal gucken, ich kann das noch nicht so wirklich abschätzen.", erzählte ich und sah mich schon, zwischen den Kindern und Jugendlichen, die das Glück hatten, eine Chance auf Bildung zu haben. Ich fand es immer wieder erschreckend, wie viele Menschen keinen Zugang zu Dingen hatten, die für uns selbstverständlich waren, egal ob es jetzt Wasser, Essen oder eben Bildung war. Alle drei Dinge waren super wichtig und unverzichtbar.

„Du bist so ein herzensguter Mensch, Schatz. Und weil ich weiß, dass ich genauso bin, werde ich dir da natürlich helfen wo ich kann, Fiete sicher auch. Vielleicht kann er mit den Kids auch mal kicken oder sowas. Ich freu mich schon total.", murmelte sie erfreut. Ich war wirklich gerührt von ihrer Unterstützung und wusste es wirklich zu schätzen, denn sowas war überhaupt nicht selbstverständlich. Auch bei mir Zuhause waren alle sofort begeistert von meinen Plänen, meine komplette Familie bot ihre Hilfe an, was mir wirklich viel bedeutete. Am nächsten Tag war es dann soweit. Zeitgleich gingen mein Video und die Posts auf meinen Social Media Seiten hoch, sowie auf den von Viva Con Agua und Louis Vuitton und mein Instagram und Twitter war schon nach einigen Minuten nicht mehr zu gebrauchen, weil es sich immer wieder auf hang. Erst nach einigen Stunden war es wieder betriebsfähig, sodass ich endlich mal die Reaktion anschauen konnte. Die meisten fanden es eine super Aktion, viele posteten ihre Bestellbestätigung der Artikel und natürlich gab es auch manche, die rummeckerten: zum einen weil es eine teure Marke war, den anderen gefiel keines der Produkte und und und. Man konnte es eben nie jedem recht machen, aber so war es nun mal. Viele denen ich folgte hatten etwas dazu in die Story gepostet, jede einzelne Story las ich mir sorgfältig durch und antwortete darauf, so auch bei Luca, der mir neben der Story auch noch eine Direktnachricht geschickt hatte, was ich wirklich total lieb und aufmerksam fand. Gleichzeitig bot er aber auch an zu helfen, er wollte gerne mal in der Sommerpause die Schule besuchen, Zeit mit den Kindern verbringen und uns einfach mit dem Projekt unterstützen. Ich war gerührt, wusste erstmal nicht was ich dazu sagen sollte. Wir hatten uns gerade einmal zwei Mal gesehen, trotzdem bot er mir seine Hilfe an. Mir war schon bei den Treffen aufgefallen, was für ein toller Mensch er war, jemanden den man einfach mögen musste, aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

„Vielleicht kannst du ja eine Art Fußballkurs dort anbieten, oder generell Kurse. Das wär doch cool, wenn Fiete und Luca, oder auch wer anders da ist, dass man dann mit denen Spielen kann oder sowas.", schlug Linda vor, als ich ihr erzählte, dass Luca seine Hilfe angeboten hatte.

„Da habe ich auch schon dran gedacht. Es wir auf jeden Fall einen Fußballplatz und einen Volleyballplatz geben, am Fußballplatz sind dann auch Basketballkörbe. Das wäre schon toll, solche Kurse anzubieten. Aber wir müssen erst einmal bis nächsten Monat abwarten, da bekommen wir die Informationen über die Lehrer, erst dann können wir richtig planen, aber sowas kann man ja zur Not auch als Freiwilliger leiten oder?", überlegte ich. Es waren schließlich nur Sportkurse, die man dann wahrscheinlich freiwillig nachmittags machen konnte, da brauchte man ja nicht zwingend einen Lehrer.

„Wir werden sehen. Und wenn es nicht klappt, dann ist es auch kein Weltuntergang, schließlich geht es im ersten Sinne um die Bildung, was für die schon wie ein Lottogewinn ist, die Nachmittagskurse sind da erstmal nebensächlich.", lächelte mich Linda an, womit sie vollkommen recht hatte.

paper rings ➳ luca waldschmidtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt