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Sarah Lena; 12.10.2020 ︱München

Für einige Tage hatte sich unser Weg nun getrennt. Luca hatte sich gestern Abend auf den Weg nach Amsterdam gemacht und würde dort bis Mittwochabend bleiben, wofür er auch vom Training freigestellt war. In der Zeit wollte ich nicht alleine in seiner Wohnung in Freiburg rumsitzen, weswegen ich mich kurzfristig in den Zug nach München gesetzt hatte, um mich mal wieder bei Linda und Fiete blicken zu lassen. Die Zugfahrt dauerte ganze fünf Stunden, weil wir erst noch hoch nach Mannheim mussten und dann über Stuttgart und Augsburg nach München fuhren. Als ich dann endlich angekommen war, machte ich mich mit dem nächsten Taxi direkt auf den Weg zu deren Wohnung, in der Hoffnung, dass sie überhaupt da waren. Aber zum Glück wurde mir die Tür direkt aufgemacht, nachdem ich geklingelt hatte.

„Na, du siehst aber nicht nach meinem Essen aus.", lachte Fiete, der schon in der Tür stand, als ich mit meiner kleinen Reisetasche die Treppen hochgelaufen kam.

„Nein, tut mir leid. Aber ich kann gerne wieder gehen und nachher nochmal mit Essen kommen.", grinste ich und setzte schon an die Treppen wieder runter laufen zu wollen.

„Komm her, Leni.", murmelte Fiete und öffnete seine Arme für eine Umarmung. Lächelnd ging ich zu ihm und ließ meine zwei Taschen auf den Boden fallen, um ihn an mich zu drücken. „Wir haben dich hier vermisst."

„Ich hab euch doch euch vermisst!", lächelte ich und löste mich wieder aus seinen Armen und nahm mir meine Handtasche, die Reisetasche nahm sich Fiete und stellte sie gleich ins Gästezimmer, während ich meine Jacke und Schuhe auszog und sie zusammen mit meiner Tasche zur Garderobe brachte.

„Wo ist Linda denn?", erkundigte ich mich, als ich feststellte, dass es in der Wohnung leise war, abgesehen von den Fernseher, der nebenbei lief.

„Die ist in der Uni und hat heute wohl mehrere Termine, sie kommt erst gegen Abend wieder.", erklärte er mir und ließ sich aufs Sofa fallen, was ich ihm gleich tat. Linda studierte nun schon seit einem Jahr an der Mode & Design Akademie München Fashion Journalismus/Kommunikation und hat als Nebenthema noch Fashionmarketing. Noch zweieinhalb Jahre dauerte ihr Studium, dann wollte sie sich eine kurze Auszeit nehmen, bevor sie in die Modebranche gehen würde. Was sie genau machen wollte, wusste sie noch nicht, aber sie tendierte oft dazu entweder zu einer Modezeitschrift zu gehen oder zu einem großen Modeunternehmen, da man dort wohl die besten Chancen hatte. Aber damit kannte ich mich nun wirklich nicht aus.

„Ach so. Denkst du, bei deinem Essen bleibt auch ein wenig für mich über?", fragte ich und sah ihn mit einem süßen Hundeblick an, was ihn bloß zum Lachen brachte.

„Schau mich nicht so an, du weißt, dass ich dir immer was abgeben würde. Erzähl mir lieber mal, warum du überhaupt hier bist. Solltest du nicht in London sein?" Hatte ich ihnen nicht erzählt, dass ich schon seit einem Monat in Freiburg war? Wie konnte ich das vergessen?

„Habe ich es nicht erzählt? Ich bin doch den letzten Monat in Freiburg gewesen.", meinte ich verwirrt. Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, während er den Kopf schüttelte.

„Nein hast du nicht. Davon hat man ja aber auch gar nichts auf Insta oder so mitbekommen. Ihr scheint ja gar nicht mehr ohne einander zu können, wenn du jetzt den letzten Monat bei ihm warst, obwohl er davor die ganze Zeit bei ihm war.", schmunzelte er und sah mich neckend an.

„Ja, kann schon sein. Ich bin auch gerade am überlegen, ob ich vielleicht mit ihm gehen werde, wenn er wechselt. Ich wollte ja sowieso näher bei euch allen sein und auch wenn es kein allzu großer Unterschied ist, wäre es trotzdem einfach näher und mit dem Auto wäre ich in vier Stunden ungefähr in Hamburg.", erzählte ich ihm und kuschelte mich ein wenig in Lindas rosa kuscheldecke, die sie schon damals bei ihren Eltern hatte.

„Er wechselt?", fragte Fiete erstaunt und sah mich mit großen Augen an.

„Vielleicht, ja. Nach Holland, Ajax.", lächelte ich und spürte wieder die Freude in mir aufkommen. Ich freute mich wirklich für ihn und hoffte, dass es klappen würde, denn die letzten Tage über hatte ich gemerkt, dass auch er viel Hoffnung darein steckte.

„Krass.", murmelte Fiete und auch ihm sah man an, dass er sich für seinen Freund freute.

„Sagt der, der bei Bayern spielt.", kicherte ich, was ihn die Augen verdrehen ließ.

„Und trotzdem bin ich alles andere, als ein Stammspieler. Für Luca wäre Ajax ein richtig guter Schritt, auch für seine Entwicklung. Generell wäre Ajax denke ich für fast jeden was, der Verein ist einfach toll und bis jetzt habe ich von ehemaligen Spielern immer nur Gutes gehört." Fiete schwärmte fast schon, was mich ein bisschen zum Lächeln brachte, aber auch zum Nachdenken. Ich fragte mich, wie er sich seine Zukunft hier in München vorstellte. Fiete war, wie er es schon gesagt hatte, alles andere als ein Stammspieler, oft wurde er wenn nur in den letzten Minuten eingewechselt, dass er in der Startelf stand, war so gut wie nie der Fall. Und trotzdem ließ er sich davon nicht beirren, trainierte immer noch so viel er konnte und wollte sein bestes zeigen. Zwar sagte er immer, er würde sich in der Stadt und im Verein total wohlfühlen, was ich ihm auch glaubte, aber konnte man ab einer gewissen Zeit nicht darüber nachdenken, ob der Wechsel das richtige war und wie es weitergehen sollte? Aber Fiete und Linda würden das sicher schon machen, immerhin waren die beiden immer realistisch eingestellt.

„Hast du Lust ein bisschen durch die Innenstadt zu schlendern? Ich hatte eigentlich vor, ach ein paar neuen Klammotten zu schauen.", schlug Fiete irgendwann vor, als wir schon eine Weile zusammen auf der Couch saßen und auch das Essen, was er bestellt hatte, war schon lange verschlungen.

„Klar, vielleicht finde ich ja auch noch was schönes.", lächelte ich. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr shoppen. Eigentlich hatte ich auch mehr als genug Klammotten Zuhause und bekam ab und zu auch immer wieder als Werbegeschenk zugeschickt, aber trotzdem liebte ich es, mir ab und zu was neues zu gönnen und dabei war es mir auch egal, ob ich mir etwas teures gönnte, oder was stinknormales von H&M.

„Können wir da kurz rein?", fragte ich Fiete, als wir nach zwei Stunden, in denen wir durch die verschiedensten Läden gegangen waren, vor dem Louis Vuitton Store standen. Ich hatte vor kurzem eine Tasche im Internet gesehen, die einfach wundervoll aussah und jetzt wollte ich schauen, ob sie die zufällig da hatten.

„Na klar.", lächelte er und folgte mir in den Luxusladen. Ich sah die Twist MM, die ich unbedingt haben wollte, sofort im Regal stehen und lief grinsend auf sie zu. Die Tasche war in verschiedenen Farben kariert und war, neben dem typischen braun mit den Logo drauf, noch in orangene, rosa und beige Teile gefärbt. Vorne war dann noch groß das goldene Logo von der Luxusmarke drauf. Auf dem Weg zur Kasse, wo ich schon freundlich von einer Mitarbeiterin begrüßt wurde, fielen mir dann noch ein paar Schuhe auf, die ich spontan auch mitnahm. Es waren schwarze Star Trail Ankle Boots, die mit blauen und grünen Blumen bestückt waren. Nachdem ich mir diese genommen hatte, zwang ich mich, schnell zur Mitarbeiterin zu gehen, sonst hätte ich Stunden dort verbringen können und immer wieder etwas Neues gefunden.

„Huch, was willst du denn mit einer Handtasche?", fragte ich Fiete, als dieser mit einer in der Hand zu uns kam, während die Dame gerade meine Einkäufe einpackte, in die bekannten orangenen Kartons und Tüten.

„Die ist für Linda, ich hab mitbekommen, dass sie so eine haben wollte.", lächelte er und bezahlte sie. Wow, wenn ich nicht selber in der Lage wäre, mir so etwas zu kaufen, hätte ich mir auch so einen Freund gewünscht. Da hatte Linda mit Fiete definitiv einen Glücksfang gewünscht, genauso wie ich mit Luca.

„Komm, wir können Linda abholen, die halt bald Schluss.", erzählte mir Fiete, kaum das wir den Laden verlassen hatten und zog mich in eine Richtung.

paper rings ➳ luca waldschmidtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt