Der zweite Teil der Zugfahrt, wenn man so will, ist nicht besser, als der Erste. Nachdem der Blonde nun weiß, dass Hermine und Ron kein Paar sind, ist er noch seltsamer als zuvor. Und das ist eigentlich ja schwer zu übertreffen.
Denn erst ist er vollkommen abwesend, dann flüchtet er plötzlich und jetzt rutscht er nur noch auf der Sitzbank herum und starrt aus dem Fenster oder an die Decke. Die Granger kann nicht verhindern, dass ihr Blick immer mal wieder zu ihm gleitet und sich leichte Sorge in ihr ausbreitet, da dieses Verhalten ja definitiv nicht normal ist.
Und ihr entgeht auch nicht, dass auch die Schwarzhaarige im Abteil ihn immer wieder besorgt ansieht. Der Malfoy selbst scheint davon allerdings nicht sonderlich viel mitbekommen, da er vollständig in deiner Gedankenwelt gefangen zu sein scheint.
Die Gryffindor weiß, es geht sie kein bisschen etwas an, was dort oben alles herumschwirrt, interessieren tut es sie trotzdem und sie könnte sich selbst dafür verfluchen. Sie seufzt und starrt ebenfalls aus dem Fenster.
Sie hasst diese Stille. Aber was soll sie bitte dagegen tun? Sie kann ja schlecht ein Gespräch anfangen. Ehrlicherweise wüsste sie weder worum es in dieser Konversation gehen würde, noch wohin das dann überhaupt führen würde. Sie hat ja nicht einmal eine Ahnung wie sie ein Gespräch starten könnte.
Ohne es zu wollen, seufzt sie und zieht somit die Aufmerksamkeit aller sich im Abteil befindenden Personen auf sich. Den intensivsten Blick von allen hat allerdings nur Einer. ,,Ist alles klar bei dir, Granger?" ertönt die Stimme von Pansy, die Hermine ihren Kopf überrascht zur Seite drehen kann. Die Slytherin hat ihre Augenbrauen leicht zusammen gezogen und sieht so aus als würde sie wirklich langsam anfangen sich ebenfalls um sie zu sorgen, was die Braunhaarige ein wenig irritiert.
,,Mir geht es gut, Parkinson. Danke der Nachfrage." Sie schenkt ihrer Mitschülerin ein leichtes, dankbares Lächeln und will gerade wieder auf die vorbei ziehende Landschaft ziehen, als sie den Blick von Draco bemerkt, welcher sie unentwegt anstarrt, allerdings kann sie in seinem Blick keine einzige Emotion erkennen, was beängstigend ist.
Sie mochte es noch nie, wenn sie Menschen nicht einschätzen konnte und nicht wusste, was die Person als nächstes tun würde. Das ist eine Sache, die sie schon immer verrückt gemacht hat. Aus dem Nichts wird sie – wie kurz nach dem der Krieg vorbei war – in eine Art Zwischenwelt katapultiert und sieht etwas vor ihrem geistigen Auge.
Er lacht. Er lacht einfach nur. Und was tut sie? Sie steht einfach nur neben ihm und sieht ihn beleidigt und doch auch verletzt an. Wieso macht er sich immer lustig über sie? Verdammt nochmal, das ganze hier ist kein Scherz. ,,Ach komm schon, Mine, sei mir nicht böse, weil ich gelacht habe." meint er schließlich, als er sich wieder beruhigt hatte und schaut sie mit einem immer noch dezent belustigten Blick an. ,,Du nimmst mich nie ernst!" wirft sie ihm vor und versucht die in ihren Augen aufsteigenden Tränen zu ignorieren, was ihr jedoch nicht wirklich gelingt, weshalb sie sich letztendlich von ihm wegdreht. Merlin, sie hasst es so sehr, dass sie gleich immer so emotional reagieren muss. Und das noch schlimmere ist, dass sie ihre Gefühle dann nie verstecken kann. Sie hatte es schon so oft versucht, war aber jedes Mal aufs Neue gescheitert. Ihr laufen schon die ersten Tränen über die Wangen und ein leises Schluchzen entweicht ihr, als ihre Hand gegriffen und sie wieder umgedreht wird. Um ihn nicht anzusehen, schließt sie währenddessen ihre Augen, öffnet sie aber gleich wieder als sie merkt, wie seine Daumen über ihre Wangen streicheln, um ihre Tränen wegzuwischen. ,,Hey...es tut mir leid. Es war nicht richtig von mir zu lachen, obwohl ich weiß wie ernst dir dieses Thema ist. Es tut mir leid, Prinzessin. Ich wollte nicht, dass du weinst, das weißt du oder? Ich würde dir niemals freiwillig einen Schaden zufügen, das ist dir bewusst, oder? Tut mir leid..." Er sieht sie ehrlich reuevoll an und streicht ihr weiter über die Wangen, um sie zu beruhigen. Sie beginnt zu lächeln. ,,Du bist so ein Idiot, weißt du das?" antwortet sie einfach nur. Und es ist wahr: Er ist ein riesiger Idiot und sie kann nie einschätzen, was er als nächstes tut, sagt oder denkt, aber trotzdem liebt sie ihn und sie würde ihn auch niemals ändern wollen, denn so wie er ist, ist er absolut perfekt.
Als das Bild sich langsam aber sicher auflöst, schüttelt sie schnell ihren Kopf. Was zur Hölle war das wieder? Das kann doch nicht normal sein. Jedes Mal ist es wie eine Erinnerung, aber sie ist sich sicher, dass das ganze nur ein schlechter Scherz ihres Unterbewusstseins sein kann. Sie besitzt solche Erinnerungen nicht. Und sie wüsste ja wohl, wenn sie diese verdrängt hätte. Nur nebenbei realisiert sie, dass sie Draco Malfoy höchstpersönlich immer noch in die Augen sieht.
Sofort wendet sie ihren Blick ab und fasst sich wieder an den Kopf, da sie erneut ein Ziehen spürt. Bitte, lass das bald wieder aufhören. Hermine schließt kurz ihre Augen und lehnt ihren Kopf an die Fensterscheibe. Wieso muss alles eigentlich immer so seltsam in ihrem Leben sein? Kann nicht einfach etwas normal laufen? Nur einmal?
Ihre Gedanken beginnen gerade sich um das neue und vor allem letzte Schuljahr zu drehen, als ein simples ,,Wir sind da." von Blaise ertönt und die Granger glaubt noch nie so dankbar in ihrem Leben gewesen zu sein.
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Obliviate - Duo postesque caritate
Fanfiction"Obliviate" Ein Wort. Ein Zauberspruch. Eine verheerende Wirkung. Nach dem Krieg kehrt langsam, aber sicher wieder Ruhe in die Zauberergemeinschaft ein und alles scheint sich zum Guten gewendet zu haben. Das Böse ist endgültig vernichtet und jeder...