Er grinst belustigt, als er sich gelassen auf dem Stuhl niederlässt und die Bücher so leise wie es eben möglich ist auf den Tisch legt. Beziehungsweise den Stapel Bücher, den er von Regal zu Regal zum Tisch geschleppt hat.
Nachdem er sich noch etwas Pergament, seine Feder und seine Tinte zurecht gelegt hat, greift er in die rechte Tasche seines Umhangs und zieht eine alte Uhr heraus. Als er die Uhrzeit sieht, muss er nur noch mehr schmunzeln, versucht jedoch das zu mildern, da ein paar Sekunden später hektische Schritte zu hören sind.
Ach ja, noch immer so vorhersehbar, geht es ihm schlicht durch den Kopf, bevor er eines der Bücher näher zieht und beginnt zu lesen. Naja, zumindest tut er so. Eigentlich liegt sein Fokus auf der Brünetten die hektisch durch die Gänge der Bibliothek läuft und ihn anscheinend sucht.
Gezwungenermaßen setzt er sein Grinsen im Gesicht ab und liest den ersten Satz der Seite, währenddessen sich direkt vor ihm eine Person niederlässt und ebenfalls ein paar Dinge auf den Tisch legt und offensichtlich versucht so leise wie möglich zu sein. Allein aus dem Augenwinkel kann er erkennen, dass ihre Haare nicht richtig sitzen und sie irgendwie nicht so aussieht als sei sie schon seit Stunden wach.
»Entschuldige, dass ich zu spät bin, Malfoy. Ich hab gestern schon mal angefangen zu überlegen wie wir das ganze Projekt gestalten könnten, hab mir auch schon ein paar Gedanken aufgeschrieben und es ist dann schon spät gewesen und irgendwie muss ich dann eingeschlafen sein und-«
»Und dann hast du heute offensichtlich verschlafen. Mach' dir kein Stress, Granger. Es ist Samstag und wir haben genügend Zeit. Potter, seine Freundin und Weasley sind nicht mehr da, also solltest du eigentlich ziemlich viel Zeit haben.« unterbricht er sie, kann sich allerdings diesen Kommentar zu ihren besten Freunden nicht verkneifen, was ihr anscheinend etwas gegen den Strich geht, da sie etwas ihr Gesicht verzieht.
»Was genau willst du mir damit jetzt sagen, Malfoy? Dass ich ohne Harry, Ron und Ginny aufgeschmissen bin? Dass ich sonst keine Freunde habe? Oder was genau war deine Absicht hinter dieser Aussage? Wenn du so anfangen willst wie die letzten Jahre, dann können wir das Ganze hier gleich lassen, klar? Ich habe keine Lust mir das ganze Spiel dieses Schuljahr nochmal zu geben.« keift sie plötzlich aus dem Nichts und sieht ihn verärgert an.
Leicht belustigt hebt er seine linke Augenbraue und - zu seiner Verteidigung - seine Hände, während sich ein dezentes Zucken seiner Mundwinkel bemerkbar macht. »Fahr' runter, Granger. Der Kommentar war definitiv nicht so gemeint wie du ihn aufgefasst hast. Jedoch tut es mir leid, dass ich mir eben diesen nicht verkneifen konnte. Außerdem tun mir die letzten Jahre ebenso leid, auch wenn du mir das jetzt vermutlich nicht glaubst. Hör' zu, ich bin ehrlich zu dir, du hast keine Lust dich, nachdem was alles passiert ist, mit mir abzugeben und zugegeben glaube ich, dass es besser ist, wenn wir uns schlicht weg aus dem Weg gehen. Natürlich nachdem wir dieses Projekt hier hinter und gebracht haben. Ich schlage also einen Waffenstillstand vor, sodass wir dieses Jahr und in naher Zukunft, sollte man sich begegnen, friedlich bestreiten.«
Merklich überrascht blickt sie, nach diesem eher längeren Vortrag von ihm, erstmal drein und verarbeitet diese, eher unerwarteten, Worte seinerseits. Sagte er gerade, dass es ihm leid tut? Und sagte er gerade etwas von einem Waffenstillstand? Ehrlicherweise hatte sie das so schnell nicht erwartet. Andererseits ist diese Geste von ihm ihr das anzubieten sehr erwachsen und vernünftig, zumindest irgendwie. Also sollte sie es annehmen.
Trotzdem ist sie irgendwie skeptisch. Zweite Chance hin oder her, von jetzt auf gleich ist es ... naja ihr fällt kein Wort ein, um das auszudrücken. Sie seufzt leise und schaut - eigentlich förmlich schon starrt - ihn weiterhin an. Der Blonde jedoch sitzt absolut neutral vor ihr und als er nach ein paar Minuten immer noch keine Antwort bekommt, widmet er sich einfach wieder dem Buch.
Eine ganze kleine Weile vergeht in der er mehrere Seiten des Buches liest und sogar ein paar Notizen schreibt, bis sie sich plötzlich zu Wort meldet. »Gut. Ich vergebe dir die letzten Jahre und wir schließen Frieden, sodass wir wie normale Menschen miteinander kommunizieren und umgehen können.« Er nickt nur formell. »Fein, da wir da ja jetzt geklärt haben, können wir dann jetzt hoffentlich das Projekt anfangen? Ob Mugglekunde interessant ist hin oder her, sich tatsächlich den ganzen Tag damit zu beschäftigen ist dann doch vielleicht etwas viel.«
Hermine's Mundwinkel zucken belustigt und sie schüttelt leicht den Kopf. »Dass du Mugglekunde interessant findest und dich angeblich sogar damals schon mit jemandem damit beschäftigt haben sollst, ist immer noch etwas schwer zu glauben.« Draco zieht schwach beide Mundwinkel kurz nach oben, setzt dann aber sein typisches Malfoy-Grinsen auf.
»Ich bin immer noch Draco Malfoy, Granger, nur falls du das vergessen haben solltest. Ich bin voller Überraschungen meint er - mal wieder - in einem eher arroganten Tonfall, der die Brünette logischerweise die Augen verdrehen lässt. Sagen tut sie jedoch nichts dazu, was vermutlich besser ist. Er kann sich aber denken, was in ihrem Kopf vorgeht, dem Blick nach zu urteilen.
»Lass' uns einfach dieses verdammte Projekt anfangen.« nuschelt sie schließlich, was ihn ein bisschen grinsen lässt, bevor sie das Buch in die Mitte des Tisches legt.
...
Ein paar Stunden später sitzen beide immer noch in der Bibliothek mit nur noch mehr Büchern und besprechen gerade leise die letzten Dinge für den heutigen Tag. Nachdem sie die Sache mit dem Umgang geklärt war und sie begonnen hatten zu arbeiten lief tatsächlich alles mehr oder weniger reibungslos und sie haben schon ein paar Ideen gesammelt.
Während Hermine gerade dabei ist noch einen Vorschlag aufzuschreiben, zieht er seine Uhr aus der Umhangtasche um einen kurzen Blick darauf zu erhaschen. Es klingt vielleicht etwas hart, aber er möchte wirklich nicht mehr Zeit mit ihr verbringen als nötig.
Seine besten Freunde hatten zwar noch versucht ihn umzustimmen, allerdings ist in dieser Sache absolut kein Rankommen. Er wird sich nicht umentscheiden, weshalb er seine Meinung der Brünetten auch vorhin direkt mitgeteilt hat. Der Malfoy möchte nicht, dass das irgendwie ausartet oder sie auf die Idee kommt die Beiden könnten irgendwie Freunde sein, was ja aufgrund ihrer Gutmütigkeit und ihrer anderen guten Eigenschaften durchaus möglich ist.
Aber das können sie nicht.
Und er wird alles dafür tun, dass es nicht passiert.
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Obliviate - Duo postesque caritate
أدب الهواة"Obliviate" Ein Wort. Ein Zauberspruch. Eine verheerende Wirkung. Nach dem Krieg kehrt langsam, aber sicher wieder Ruhe in die Zauberergemeinschaft ein und alles scheint sich zum Guten gewendet zu haben. Das Böse ist endgültig vernichtet und jeder...