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"Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass viele dieser Sterne, die wir hier sehen, gar nicht mehr existieren?"

"Sie haben schon lange aufgehört, zu strahlen, aber man sieht ihr Licht immer noch", führte Jesy meinen Gedanken weiter.

"Es ist, als würde sich jemand an sie erinnern, obwohl sie schon längst weg sind", fand ich.

Da hatte ich einen komischen Einfall.

"Wird sich jemand an uns erinnern? Ich meine, an dich werden sich immer Menschen erinnern, weil du immer da sein wirst, aber wir? Niemand wird sich an uns erinnern."

"Was meinst du mit wir?" Jesy klang verwirrt.

"Du und ich. Jesy und Jade. Wenn ich gestorben bin, wird sich niemand an uns erinnern. Weil das hier werde ich nie jemandem erzählen. Keiner würde mir glauben."

"Aber ich bin ja dann noch hier", warf Jesy ein.

"Ja. Und?"

"Du hast gesagt, niemand wird sich an Jesy und Jade erinnern."

"Das meinte ich auch so."

"Was ist mit mir?"

"Erinnerst du dich an jede einzelne Person?", erkundigte ich mich zweifelnd.

"Nein", gab Jesy zu.

"Warum sagst du dann, du würdest dich an Jesy und Jade erinnern?"

Jesy entegnete etwas, aber ich hörte es nicht richtig.

Als ich sie danach fragte, murmelte sie bloss: "War nichts wichtiges".

Ich seufzte und schaute mir eine Weile lang schweigend den Himmel an.

Der Mond war hinte rein paar Wolken verseckt, aber ansonsten sah man alles gut.

Die Sterne strahlten hell in der Nacht. So hell, wie man sie in der Stadt nie gesehen hätte.

Früher hatte mein Vater mir Sternblider beigebracht. Aber ich konnte mich an keines mehr erinnern.

Also sah ich die Sterne einfach an. Wer brauchte schon Sternblider? Den Sternen selbst war egal, zu welchem Sternbild sie gehörten.

Sie waren einfach da und leuchteten. Und faszinierten Menschen.

"Weil du es dir gewünscht hast", behauptete Jesy plötzlich.

"Wer hat sich was gewünscht?"

"Du hast dir gewünscht, nicht alleine zu sein. Deshalb bin ich hier. Durch deinen Wunsch bin ich hierher gekommen."

Dazu sagte ich erst mal nichts. Was hätte ich denn dazu sagen sollen? Jesy war eine gute Fee, die immer für mich da war. Was hätte ich anderes erwarten sollen?

Ich sah vom Himmel weg, hinüber zu Jesy.

Sie trug eine dunkelblaue Jacke und hatte ihre Haare zu einem Seitenzopf gebunden.

Sie sass neben mir und beobachtete die Sterne. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab.

Mir war noch nie aufgefallen, wie hübsch ihr Lächeln war.

Jesy bemerkte, dass ich sie anschaute. Sie drehte sich zu mir und unsere Blicke trafen sich.

Sie lachte. Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich auch zu lachen begann.

Das musste jetzt für andere Leute komisch aussehen.

Eine fünfzehnjährige, die alleine in der Nacht auf einem Zaun sitzt und lacht.

Aber das war mir egal. Ich wollte einfach diese Zeit mit Jesy geniessen.

"Es ist schon spät", bemerkte sie plötzlich.

Ich blickte fragend zu ihr hinüber.

"Du solltest vielleicht wieder zu deinem Bruder gehen", schlug Jesy vor.

Schweigend nickte ich. Das sollte ich wirklich.

Ich stand auf und ging ein paar Schritte vom Zaun weg. Dann drehte ich mich nochmals um, um mich von Jesy zu verabschieden.

Aber Jesy war nicht mehr da.

Wenn du mich brauchst ~ Jerrie/JadesyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt