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Ich war Mike offenbar zu langweilig geworden oder so. Zumindest hatte ich seit längerer Zeit meine Ruhe vor ihm.

Ich wusste auch nicht, warum das so war, aber es war so. Und ich war nicht unglücklich darüber.

Auch andere Dinge veränderten sich plötzlich.

Zum Beispiel Jesy. Sie wirkte plötzlich ganz anders. Wir verbrachten mehr Zeit miteinander und irgendwie kam es mir so vor, als versuchte sie, mir etwas zu sagen.

Oder Leigh-Annes Kleidung. Sie kam nicht mehr mit modischen Markenkleidern in die Schule, sondern nur mit Hoodies und langärmligen Shirts. Und es gab Tage, da war sie total überschminkt.

Aber vielleicht hatte ich auch einfach den letzten Trend nicht mitbekommen und Hoodies und überschminkte Gesichter waren gerade voll in. Könnte gut sein.

Seit Jesy von der Sache mit Perrie wusste, versuchte sie immer, mich dazu zu bringen, mit Perrie zu reden.

Aber dafür war ich erstens zu schüchtern und zweitens war Perrie immer noch Leigh-Annes beste Freundin, also vermutlich nicht sehr gut auf mich zu sprechen.

Ausserdem war ich mir hundertprozentig sicher, dass sie straight war.

Aus irgendeinem Grund akzeptierte Jesy weder das, noch meine beiden anderen Gründe als Entschuldigung dafür, Perrie nicht näher kennenzulernen.

"Hatte Perrie denn je einen Freund?", fragte Jesy mich eines Tages, als wir gerade in meinem Zimmer sassen und meine Hausaufgaben machten.

Ich überlegte und starrte an meine hellblaue, mit Postern vollgehängte Wand.

"Soweit ich weiss nicht", antwortete ich schliesslich. Wenn sie je einen Freund gehabt hätte, hätte ich es wahrscheinlich auch gewusst.

"Siehst du?" Jesy schaute mich so triumphierend an, als ob das der Beweis dafür wäre, dass Perrie lesbisch war.

Ich seufzte nur. "Und selbst wenn sie auf Mädchen steht. Ich bin ein schüchterner, komischer Nerd, der von ihrer besten Freundin gemobbt wird. Sie wird mich nie mögen."

"Jade, sieh mich an", verlangte Jesy, "du erscheinst vielleicht komisch und kannst anfangs etwas schüchtern sein. Du liebst Bücher und strengst dich in der Schule an.

Aber das ist nichts schlechtes. Das bist einfach du. Und wenn dich Perrie nicht mag, ist sie ziemlich dumm."

Ich war überrascht. Schon wollte ich irgendwas erwidern, aber Jesy war noch nicht fertig.

"Ich bin deine gute Fee, Jade. Ich muss dafür sorgen, dass du glücklich bist. Und von allem was ich weiss, macht Perrie dich glücklich.

Aber wenn sie dich nicht mag, so wie du bist, hat sie dich nicht verdient. Denn du wirst nie glücklich werden, wenn du versuchst, jemand anders zu sein."

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Jesy hatte Recht, Ich würde nicht glücklich werden, wenn ich etwas vorgab, was ich nicht war.

Vielleicht würde ich ja irgendwann einmal mutig genug sein, um mit Perrie zu sprechen.

Vielleicht. Irgendwann. Das waren hier die wichtigen Wörter.

Momentan traute ich mich nicht einmal, überhaupt zu reden, wenn Perrie in der Nähe war.

Ich sah Jesy an. In ihrem Blick war etwas trauriges, aber ich konnte nicht verstehen wieso.

Plötzlich legte sie ihren Kopf auf meine Schulter.

"Du bist wundervoll, so wie du bist. Vergiss das nie, Jade", murmelte sie.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Jesy, die beeindruckendste Person, die ich kannte, hatte mich gerade wundervoll genannt.

Mit wem verwechselte sie mich da?

Wenn du mich brauchst ~ Jerrie/JadesyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt