20. Dezember

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Magnus PoV

Mal wieder gab ich mir unendliche Stunden lang Mühe, nur um das Video für morgen Vormittag fertig zukriegen. Manchmal fragte ich mich selbst, wieso ich dies überhaupt noch tat. Seit 4 Jahren war ich jetzt Hauptberuflicher Youtuber. Zwar waren meine Videos gut geklickt, doch momentan herrschte nur hate auf meinem Kanal und ich konnte einfach nicht mehr. Diese heutige Gesellschaft, die alles und jeden Verstößt oder runter macht. Ich werde täglich beleidigt, nur weil ich ein Kerl bin, der sich eben gerne schminkt. Ich verstand dies einfach nicht. Warum kann man nicht einfach so akzeptiert werden, wie man ist? Wir sind doch alle nur Menschen. Wieso sollte es jemanden interessieren, ob man dick, dünn; schwul, hetero oder anderer Herkunft ist. Sind es nicht die Werte, die zählen? Anscheinend nicht, zu mindestens für die meisten. 

Mein Handy vibrierte und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Eine Nachricht von meinem besten Freund Alec. Er war ebenfalls Youtuber, jedoch kämpfte er nicht mit den Dingen, mit denen ich kämpfte. Er war für die Gesellschaft ein Teil der 'Norm'. Er drehte Comedy Videos und war sonst eben so normal, wie es nur ging. Er hatte Millionen von Followern und Hunderttausende Klicks, doch das war unwichtig. Alec war einfach einer der tollsten Menschen, die ich kannte. Er war einfach immer für mich da und baute mich jedes mal wieder auf, wenn es mir nicht gut ging oder es nicht so gut lief. 

'Lust vorbei zukommen und ein Video zudrehen? Danach könne wir noch was essen gehen, wenn du magst.', las ich seine Nachricht auf meinem Display. Ich war mir nicht sicher, ob ich antworte sollte, denn ehrlich gesagt ging es mir gerade einfach nur dreckig. Schließlich antwortete ich 'Bin in 10 Minuten da. Sushi wäre toll.'

Ich speicherte noch schnell die bis jetzt bearbeitete Datei und klappte den Laptop zu. Dann ging ich zur Haustür, schlüpfte in meine Schuhe und griff nach einer Jacke, bevor ich meine Wohnung verließ. 

Sofort prallte mir die frische Luft entgegen und in Sekundenschnelle ging es mir schon etwas besser. Alec wohnte nur 15 Minuten zu Fuß von mir, weswegen ich mich schnurstracks in Bewegung setzte. Ich tauchte wieder in meine Gedanken ein, sodass ich fast an Alecs Haus vorbei gelaufen wäre. 

Ich klingelte und sofort sprang die Tür auf. "Hey.", sagte er und zog mich in eine Umarmung. "Hey.", sagte ich so fröhlich wie möglich, denn ich wollte nicht, dass er meine nicht so gute Stimmung bemerkt. Ich sah diesen Videodreh nämlich als Chance sich von all dem etwas ab zu lenken und einfach  etwas Zeit mit meinem besten Freund zu verbringen.

Alec hatte mir kurz erklärt, was wir für ein Video drehen würden und nun saßen wir 'lächelnd' vor der Kamera. Er machte seine Anmoderation und ich stellte mich vor. Es machte wirklich Spaß und wir beide lachten wirklich viel. Doch plötzlich ging meine Laune wieder ganz tief in den Keller. Wir hatten gerade erst die Hälfte des Videos gedreht und ich wusste nicht wie ich das noch überleben sollte. 

Ich wurde von all meinen schlechten Gefühlen überhäuft und plötzlich begann ich zu heulen. Vor der Kamera und vor Alec. Die dicken Tränen kullerten meine Wangen runter und ich wahr froh ungeschminkt Zusein. 

Alec sah mich verwirrt an. Er schaltete direkt die Kamera aus und kam auf mich zu. Ohne irgendwas zu fragen, umarmte er mich. Circa 10 Minuten verharrten wir in dieser Position und ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Nur lautes und mal leises Schluchzen erfüllte den Raum. Ab und zu war auch Alecs Atem zu hören, aber eher selten. 

Ich hatte mich beruhigt und löste mich aus der Umarmung. "Was ist denn los Mags?", fragte Alec besorgt und nahm mich an die Hand, um sich gemeinsam mit mir auf die Couch zusetzten. Wir setzten uns neben einander und ohne etwas weiteres zusagen, zog Alec meinen Kopf auf seine Schulter. Ich saugte seinen herrlichen Geruch ein und begann schließlich zu erzählen, was genau in meinem Kopf und in meinem Leben abgeht. Alec hörte aufmerksam zu und zeigte Verständnis. 

Plötzlich rührte sich Alec und ich nahm meinen Kopf von seiner Schulter. Er setzte sich so hin, sodass wir uns anschauten. Dann nahm er aufeinmal mein Gesicht in seine Hände und lächelte mich zumutend an. Er kam meinem Gesicht näher und letztlich lagen seine Lippen auf meinen. All die schlechten Gefühle, die in mir waren, verwandelten sich in gute. Es war ein sanfter Kuss und einfach alles in meinem Körper kribbelte. 

Alec löste den Kuss und sagte "Wir schaffen das, zusammen." Dann legte er seine Arme wieder um mich. Diese innige Umarmung schenkte mir so viel Wärme und ich glaubte ihm, an die Worte die er sagte. Meine Zweifel waren wie verschwunden. Ich schloss meine Augen und genoss einfach seine Anwesenheit. 

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Mal etwas ernster. Dieser Oneshot hat mich gerade echt down gezogen, weil es einfach heutzutage wirklich so ist. Ich selbst verstehe das echt nicht. Menschen sollten alle akzeptiert werden, egal wie man aussieht oder sonst was. Hoffe der Oneshot gefällt euch trotzdem. 

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Malec Christmas OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt