Chapter I

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You made pain sound so
hauntingly beautiful


„Anastasia, wach auf. Du bist endlich 18, Süße!" Binnen weniger Sekunden riss ich meine Augen auf, als ich spürte wie meine Zimmergenossin Alicia anfing an meinen Schultern zu rütteln um mich aufzuwecken. Heute war es soweit. Ich würde heute meinen Vater zum ersten Mal im Gefängnis besuchen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor als ich ihn zum letzen Mal sah und damit meine ich sein echtes Ich und nicht das Monster, das aus ihm wurde nachdem meine Mutter verstarb . Ich hatte eine verschwommene Erinnerung an ihn, jedoch bezweifelte ich, dass er in den letzen 16 Jahren in denen ich ihn nicht sah unverändert blieb.
Alicia umarmte mich stürmisch und gratulierte mir zu meinem Geburtstag, nachdem sie bemerkte, dass ich wach war, jedoch war mir irgendwie nicht nach Feiern zumute. Trotzdem schaffte Alicia es ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern und dafür war ich ihr unendlich dankbar. Mir war niemand außer ihr geblieben, sie war wie eine kleine Schwester für mich und sie tat alles um meine Einsamkeit in diesem gottverdammten Waisenhaus zu lindern. Mir schmerzte der Gedanke, sie nach diesem Tag alleine hier zurückzulassen, doch ich wollte unbedingt hier raus.

Ich hatte eine nicht so kleine Summe Geld geerbt, nachdem meine Mutter an Krebs verstorben war und dieses Geld nutzte ich nun um mir eine kleine Wohnung in Phoenix zu mieten, nichtsdestotrotz wollte ich nicht den ganzen Tag faul in der Wohnung hocken und da ich schon seit ein paar Wochen meinen Abschluss hatte, konnte ich ab morgen Vollzeit in einem Hotel in der Innenstadt von Phoenix arbeiten.  Mein Traum war es irgendwann Architektin zu werden, aber das geerbte Geld reichte leider nicht für ein Studium, weshalb ich vermutlich noch ein paar Jahre arbeiten musste, bevor ich mir diesen Traum ermöglichen konnte. Nachdem Alicia mir half meine Sachen für den Umzug zusammen zu packen, machte ich mich im angrenzenden winzigen Badezimmer zurecht. Ich glättete meine schlüsselbeinlangen Haare, die normalerweise in Locken von meinem Kopf abstanden und schminkte mich dezent. Danach zog ich mir eine blaue Jeans, ein schlichtes weißes Trägertop und eine braune Strickjacke an.

Schließlich ging ich aus dem Zimmer und die Treppen runter in den Essenssaal. Auf dem Weg zu meinem üblichen Tisch gratulierten mir ein paar der Waisen , die meisten von ihnen waren jedoch noch Kleinkinder, da ich hier keine Freunde außer Alicia  hatte und als ich mich schließlich an meinen Tisch setzte und anfing zu frühstücken, gesellte sich meine Betreuerin Lynn zu uns um mir mitzuteilen, dass der Bus zum Staatsgefängnis in einer Stunde da wäre. Bevor sie ging guckte sie mich noch mit einem mitleidigem Blick an und sagte: „Anastasia ich hoffe dir ist bewusst, dass du heute um spätestens 18:30 hier raus sein musst, also hoffe ich, dass du dir vielleicht etwas Zeit nimmst um dich von deinen Freunden und Betreuern hier zu verabschieden."

Pff, Freunde und Betreuer also. Ich würde mich gerne von denen verabschieden. Mit meiner Hand. In deren Gesichter.

Ohne noch einen letzten Gedanken an meine Betreuerin zu verschwenden, verbrachte ich die übrige Zeit mit Alicia, bevor ich mich wider Willen auf dem Weg zum Bus machen musste. Mir war nicht bewusst in was für eine Panik mich dieser bevorstehende Besuch versetzte, bis ich mich schließlich in dem stickigen Bus wiederfand und mir nun immer mehr bewusst wurde, dass ich in Kürze meinen Vater wiedersehen würde. Ich wusste nichtmal ob ich ihn noch Vater oder Dad nennen konnte, für mich war er bis zu diesem Zeitpunkt immer nur mein Erzeuger gewesen. Mir war schon lange bewusst gewesen, dass ich ihn irgendwann wieder sehen würde, doch diesen Fakt verdrängte ich in den letzen Jahren mit so einer immensen Kraft, dass diese Tatsache nun wie ein Gewitter auf mich niederregnete.

Ich war gefangen in meinen Tagträumen und spürte somit die männliche Präsenz neben mir nicht, doch das Räuspern des jungen Mannes ließ mich zusammenzucken.
„Entschuldigung ist der Platz neben dir noch frei?" Er bekam nur ein abwesendes Nicken von mir und er setzte sich nach dieser Geste neben mich. Es vergingen ein paar Minuten bevor er sich zu mir drehte und anfing zu reden:

„Dein erster Besuch hier, oder?"

„Hmmm ja und aus deiner Frage
kann ich dann wohl schließen, dass
du nicht zum ersten Mal hier bist?"

„Gut beobachtet, Kleine. Ich besuche
seit einem Jahr jede Woche meinen
besten Freund hier. Wie schaut's bei
dir aus?"

„Ich werde heute meinen
Vater besuchen."

„Ich vermute dann wohl, dass
er erst seit neustem der dunklen
Seite angehört, weil heute ist ja
schließlich dein erster Besuch und-„

„Nein, er ist schon seit
16 Jahren hier."

Er bedachte mit einem entschuldigenden Blick, bevor er den Versuch startete, dass Gespräch weiterzuführen, indem er mich nach meinem Namen fragte. „Ich heiße Anastasia." erwiderte ich und er nickte kurz bevor er mir mitteilte, dass er Adrian hieß. Der Bus hielt an dem riesigen Gefängnis and und alle Menschen drängten sich aus dem heißen Bus um an die frische Luft zu kommen. Adrian lief vor mir her und bevor wir den Eingang des Gefängnisses erreichten, drehte er sich etwas unelegant zu mir um und reichte mir die Hand.
„Es war schön dich kennenzulernen, Anastasia. Viel Spaß noch bei deinem Besuch!"

Hätte ich vielleicht gewusst was in der Sekunde, in der ich dieses Gefängnis betrat geschehen würde und welches Leid ich ertragen würde, hätte ich mir alles lieber zweimal überlegt. Aber es bestand kein Zweifel darin, dass ich es trotzdem immer wieder getan hätte, weil es sich einfach zu gut anfühlte.

 Aber es bestand kein Zweifel darin, dass ich es trotzdem immer wieder  getan hätte, weil es sich einfach zu gut anfühlte

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Hey willkommen zu meiner ersten Geschichte auf diesem Account! Ich hoffe, dass das erste Kapitel nicht zu langweilig war ich werde definitiv versuchen die nächsten Kapitel spannender zu machen. Kritik und Vorschläge sind sehr erwünscht! Außerdem seht ihr oben ein Bild von Anastasia, aber natürlich könnt ihr sie euch auch anders vorstellen.
Dankeschön fürs Lesen :)
-crystalitess

Addicted To The DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt