9. Die verlorene Schwester

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Es fühlte sich noch zu früh an, Paris hinter sich zu lassen, als Hermine und Draco es sich auf ihren Plätzen in der Businessclass gemütlich machten.
Für Draco war es nicht sein erster Flug, da seine Mutter hin und wieder mit ihm als Kind nach Deauville geflogen war, weil er als Kind Apperieren an ihrer Hand und auch Portschlüssel gehasst hatte.
Er bestellte sich ein Glas Wein und Hermine Eistee, die in seine Anzugjacke eingekuschelt neben ihm versuchte etwas zu schlafen, ehe sie in London landeten und der Wahnsinn des Zaubereralltags auf sie hereinbrach. Insbesondere das Gespräch und Treffen mit den Malfoys bildete sich wie ein Gebirge in ihren Gedanken.
Sie fühlte sich unvorbereitet, hatte sich keine Gesprächsthemen oder Argumente überlegt, falls alles in einer schrecklichen Auseinandersetzung ausarten sollte.

,,Kann ich mich am Flughafen noch einmal umziehen, bevor wir ins Manor fahren? Ich fühle mich, als hätte mich Paris geschluckt und kotzt mich deinen Eltern vor die Füße aus.",sagte Hermine, als sie aus einem Dämmerschlaf erwacht war und einen kurzen Blick auf den kleinen Bildschirm auf dem Vordersitz warf, der die bald bevorstehende Landung preisgab. In wenigen Minuten würde sie wieder den Fuß auf britisches Land setzten und das Leben führen müssen, dass sie in Paris vermieden hatte.

,,Klar. Unser Fahrer kann warten. Aber warum der Klamottenwechsel? Du siehst wunderbar aus, vielleicht etwas faltig und müde vom Schlafen.",meinte Draco und küsste ihre Wange.
Hermine trug eine Jeans und einen hellblauen Weasleypulli mit einem roten, eingestrickten ,,H".
Narcissa Malfoy wiederum warf sich schon zum Frühstück in Abendroben und trug smaragdgrüne Halsketten mit dazu passenden Ohrringen, die jedermann vor Neid erblassen ließen.

,,Deine Mutter sieht mit ihren Kleidern aus wie ein Covermodel aus der Witch Weekly. Und das mit Mitte vierzig. Ich trage hier Jeans aus einem französischen Secondhandladen und einen gestrickten Pulli von Mrs Weasley.",antwortete sie und zupfte einen Fussel von ihrem Pulli.

Sie war wie eine Bauerntochter mit Muggelblut, das in diese königliche Reinblutfamilie verwickelt wurde. Hermine Granger fühlte sich ein wenig elendig.

,,Mutter sieht momentan aus wie ein gerupftes Huhn. Sie trägt alte Baumwollkleider, die ihr viel zu groß sind und schleppt diesen Infusionsspender mit sich herum, weil sie sonst wie ein Sack Kartoffeln umfällt. Dads Gesicht ist mittlerweile so faltig wie Merlins Hodensack und er trägt diese lächerlich weiten Hemden, in denen er aussieht wie ein Zelt. Wenn kein Besuch da ist, trägt er grundsätzlich nur Unterhosen, weil es zuletzt noch ungefähr so heiß war wie in der Sahara. Denk dir also nichts, die Beiden stecken längst in der Verwesungsphase des Alterungsprozess und sehen jämmerlich aus, was ich mir einfach nicht traue ihnen zu sagen.",sagte Draco und laß gelassen einen Artikel des Tagespropheten, während er sich über seine Eltern lustig machte.

,,Du siehst gut aus, Mine. Aber wenn du dich in anderen Kleidern besser fühlst, ist das kein Problem.",fügte er hinzu und verdrehte genervt die Augen, als eine Stewardess die Beiden zum bereits dritten Mal anwies sich anzuschnallen.

Draco hielt Hermine im Arm, als sie am Rücksitz des Autos vom Fenster aus das auf sie zukommende Malfoy Manor betrachteten. Die Sonne schien und tauchte die königlichen Fassaden des Gemäuers in einen satten Goldton und die weißen Blumenbeete der Einfahrt strahlten noch in ihrer vollsten Pracht.

Es waren Anastasiablumen, wie Hermine feststellte, als Draco ihr schließlich beim Aussteigen half. Sie trug ein dunkelblaues Leinenkleid mit Taillengürtel und die dazupassenden Mary Janes, die sie bereits am letzten Tag in Hogwarts getragen hatte.

Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, so aufgeregt und nervös war sie. Draco hatte gemeint, dass seine Eltern von der Sache Bescheid wussten und dies akzeptieren. Das beruhigte die junge Hexe jedoch kaum, betrachtete man die Tatsache, dass sie ihren ehemaligen Kriegsfeinden gegenübertrat, von deren Sohn sie ein Kind erwartete.
Sie umgriff fest Dracos Hand und sah ihm in die Augen.

Saving Mr Malfoy. | Dramione Fanfiction (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt