20. Blut in den Händen

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Er war wieder zurück auf dem Kiesweg, der zum Manor führte. An den Seiten eingesäumt von weißen Rosen und die schwarzen Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen. Einst so scheinend hell wie ein Diamant, doch nun so dunkel wie zu Zeiten Voldemorts.
Freddie hatte er zu seinen Kinder gebracht und Esther darum gebeten auf sie aufzupassen. Und als er im schwarzen Anzug, zurückgegeelten Haaren und Zauberstab in der Hand die Stufen der italienischen Steinvilla hinabstieg, um etwas weiter zwischen den vielen Büschen und Pinienbäumen zu apperieren, fühlte er wie sein altes Ich sich wieder in sein Fleisch schnitt.
Und als er in der Auffahrt seines ehemaligen Heimes auftauchte, in dem er geboren und aufgewachsen war, erschien ihm alles wie ein Puppenspiel, an dessen Fäden das teuflische Schicksal zog.
,,Diese Familie ist verflucht.",murmelte er sich selbst nur zu, als seine Mutter im Türrahmen auftauchte und ihn hereinbat. Es war stockdunkel und wenige Kerzen brannten, als er Fuß auf den schwarzen Marmorboden setzte. Doch eine ruhige Minute mit seiner Mutter war ihm nicht gestatten, da verschiedene Auroren mit Klemmbrettern umherliefen und das Haus auf den Kopf stellten. Früher, als er noch zur Schule gegangen war, hatte das Ministerium oft Hausdurchsuchungen angeordnet und Draco hatte es immer gehasst, wenn Mitschüler mit vorgehaltener Hand getuschelt hatten, wenn sie den Tagespropheten laßen.
,,Schon wieder eine Hausdurchsuchung bei den Malfoys. Dieser Lucius hat so viel Leichen im Keller, kein Wunder, dass sein Sohn überall herumschnüffelt und selbst so geheimnisvoll ist."
Doch sein Vater hatte ihm beigebracht immer mit geschwollener Brust erhaben und mit gehobenem Kinn durch die Gegend zu laufen.
,,Lass dir von niemandem weder etwas sagen noch etwas bieten. Du bist ein waschechter Malfoy!",hatte sein Vater gesagt, als er am ersten Schultag mit eingestecktem Kopf an seiner Seite hertrottete. Und obwohl ihm die folgenden Jahre darauf sein Stolz ihm immer wieder zu Verhängnis wurde, hielt sich Draco an Lucius Worte. Nur ein einziges Mal hatte er Schwäche zugelassen, als er mit erhobenem Zauberstab und dem aufbrausenden, wilden Wind in den Ohren an der Spitze des Astronomieturms dem Zauberer gegenüber stand, der Grindelwald zum Fall gebracht hatte. Und als Snape ihn daraufhin getötet und Draco den bärtigen Mann in die Tiefe fallen gesehen hatte, war ihm von seiner Selbstsucht und dem verdammten Stolz speiübel geworden.
Und nun, Jahre nach dem Tod Dumbledores stand er im dunklen Manor, in dessen Gemäuer es nur so von Auroren wimmelte.
,,Wo ist denn dieser beschissene Sarg, der schon vor eineinhalb Stunden hätte hier sein-", rief ein schwarzhaariger Mann mit runder Brille auf der Nase, der die Treppe heruntergeeilt kam und stockte als der ihn sah.
,,Malfoy.",entkam es ihm nur und schürzte die Lippen vor Selbstscham, als ihm seine letzten Worte in den Sinn kamen, die er Sekunden vorher die Treppe hinunter gebrüllt hatte.
,,Potter."
Ein Händeschütteln und ein einfaches ,,Mein Beileid" kam ihm über die Lippen.
,,Bist alt geworden, Malfoy."
,,Du auch. Aber mir stehts besser."
,,Ist Hermine auch da?"
,,Nein, sie- sie ist zuhause in Italien. Sie ist ziemlich erfolgreich mit ihren Romanen. Und ich platze jedes Mal vor Stolz, wenn ich ihr auch nur ins Gesicht sehe."
,,Ginny liest ihre Romane und weint alle drei Seiten. Sie vermisst Hermine sehr und erzählt den Kindern oft von ihr."
,,Kindern? Also Plural? Mein Gott, Potter. Ihr vermehrt euch ja schneller als Kanickel."
,,Ein paar Monate nach eurer Abreise ist James zur Welt gekommen. Ein paar Jahre darauf Albus und dann kam Luna."
,,Du hast dein Kind nicht wirklich Albus genannt?"
,,Albus Severus. Und ich stehe dazu. Wie siehts eigentlich bei euch aus?"
,,Gideon, William, Anastasia und vor ein paar Monaten Fred. Aber wir nennen ihn Freddie. Hermine zufolge hört der Name sich so einfach ein wenig besser an."
,,Und du sagtest, Ginny und ich würden uns wie Kanickel vermehren. Gleich vier Kinder, Malfoy?"
,,Ich habe meine Schwimmer extra darauf trainiert. Nie verpasse ich mein Ziel. Doch mittlerweile wird uns alles zu viel und laut Hermine ist der Backofen jetzt aus."
Harry unterdrückte bloß einen Lacher und klopfte ihm auf die Schulter.
,,Du hast schon immer versucht mit ein paar coolen Sprüchen zu verbergen, was in dir vorgeht."
,,Verüble es mir bitte nicht, Potter."
,,Willst du- willst du's sehen? Falls nicht könnte ich das voll und ganz verstehen."
,,Ja, bitte. Aber wie- wie hat er...Wie ist er gestorben?"
,,Ein herkömmliches Jagdgewehr. Nachdem er Shaklebolt und zwei weitere Wachen getötet hat, ist er hierher ins Manor apperiert. Hat sich im Büro noch etwas Cognac genehmigt und hat die Tat im Büro vollzogen. Deine Mutter hat ihn in den frühen Morgenstunden gefunden."
,,Gings- gings laut eurer Autopsie schnell vorüber?"
,,Ein Schuss, dann wars vorbei."
Draco schluckte und sah sich um. In dieser Eingangshalle hatte er das Laufen gelernt und nun fühlte sich alles so fremd und leer an.

Saving Mr Malfoy. | Dramione Fanfiction (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt