Kapitel 43

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Kelly's POV

Er zerrte an meiner Hand und ich spürte wie er sich krümmte und verkrampfte. Er stöhnte auf und sein Gesicht sah schmerzverzehrt aus. Ich legte meine Hände auf seine Wangen. Er ist viel zu warm. Er hat hohes Fieber! Ich sah wie seine Brust sich zu seinem ungleichmäßigen, schweren Atem hob und senkte. Dann gaben seine Knie nach und er sackte auf dem Waldboden zusammen. Ich schluckte. Was hab ich ihm nur für ein Mittel gegeben? Ich wollte doch nicht dass er auf dem Weg schon halb tot ist. In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit, als mir klar wurde dass es keinen Unterschied machte, ob er jetzt schon starb oder nicht. Zumindest nicht für ihn. Wenn ich ihn zu diesem Professor bringe wird er eh leiden und letztendlich... Wahrscheinlich passt es nur zu gut zu diesem verrückten Kerl, mir ein solches Mittel mitzugeben... Ich setzte mich neben Jellal's bei nahe reglosen Körper auf den Boden, und zog seinen Kopf auf meinen Schoß. Die Tannennadeln auf dem Boden stachen und pieksten mir durch den Mantel in die Beine und die Kälte der Nacht nagte an meinem müden Körper. Das schlechte Gewissen, dass ich mich langsam einholte qäulte mich unendlich und ich versuchte krampfhaft es zu verdrängen. Doch es war schwer mich ab zu lenken, während ich doch Jellal in meinen Armen hielt, dessen Gesicht so sehr von Angst und Verzweiflung gezeichnet war, dass das bloße Ansehen schmerzte. Hin und wieder zuckte er zusammen, als hätte er einen Alptraum. Mit zittrigen Fingern zog ich ihm die Kapuze über den Kopf um seinen Gesichtausdruck nicht länger ertragen zu müssen. Ich lehnte mich mit dem Kopf gegen einen Baum und schlug mir die Hände vors Gesicht. Die unebene, feuchte rinde des Baumes fühlte sich unangenehm an und meine Haare verfingen sich an den kleinen Ecken und Wiederhaken. Ich darf jetzt nicht einknicken. Ich darf kein Mitleid haben. Dem Deal mit diesem Wissenschaftler habe ich nunmal zugestimmt. Und ich werde ihn einhalten. Trotzdem musste ich mit den Tränen der Schuld kämpfen. Ich fühlte mich wie eine Mörderin. Mir war klar, dass ich kein Mensch mit besonders hohen moralischen Maßstäben war. Ich scherte mich nicht im Geringsten um die Frauen, deren Männer ich mir - selbstsüchtig wie ich war - erst gekrallt und später weggeworfen habe. Es war okay, kein Ding, das war eben meine Art und Weise zu leben. Aber das hier... Ich bin Schuld wenn er stirbt. Nicht der Professor. Auch nicht Jellal selbst. Nur ich. Immer wieder sagte ich mir, dass er ein Krimineller war, und dass es deshalb "okay" wär. Und auch wenn Jellal nicht wirkte wie ein Krimineller, linderte es mein Schuldgefühl ein wenig und erlaubte mir,in einen unruhigen Schlaf zu fallen.

Jellal's POV

Ich blinzelte. Die Sonne, die durch das Laubdach fiel, kitzelte meine Nase. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen warum der Boden nicht so hart unter meinem Kopf war. Ich liege auf Kelly's Schoß... Warum macht sie das? Damit ich möglichst unbeschadet für die Experimente ankam? Sie lehnte mit dem Kopf an dem Stamm einer gewaltigen Sicheltanne und schlief. Sie sah irgendwie traurig aus und gleichzeitig hübsch, wie sie so da lag, die Sonnenstrahlen im Gesicht. Bei nahe hätte ich vergessen dass sie der Feind ist. Ich schluckte. Jetzt könnte ich fliehen. Jetzt wäre der Moment... Als ich darüber nachdachte, mich vorsichtig aufzusetzen bemerkte ich, dass ihre Hand sacht auf meiner Schulter ruhte. Möglichst behutsam berührte ich ihren Arm mit meinen Fingern und versuchte ihn bei Seite zu schieben. Ihre Lider flackerten, als ihre Hand unsanft auf dem Waldboden aufkam. Ich hielt den Atem an und beobachtete die Brünette besorgt. Schlaf weiter, bitte schlaf weiter! Sie strich sich schlaftrunken durchs Gesicht und leckte sich über die Lippen. Ihre Augen blieben zu. Mein ganzer Körper begann unruhig zu zittern. Schläft sie? Oder ist sie wach? Ich wartete einen Augenblick und hob dann ganz langsam meinen Kopf und stand noch langsamer auf. Wieder flackerten Kelly's Lieder, doch sie schien noch immer nicht aufgewacht zu sein. Erleichtert atmete ich auf und entfernte mich ganz langsam, darauf bedacht das raschelnde Laub nicht zu sehr aufzuwühlen. Ein Stückchen folgte ich dem Weg, den wir gekommen waren, da auf dem Trampelpfad kaum Laub lag und sie deshalb meine Spuren kaum verfolgen könnte. Dann begann ich zu laufen, einfach querfeld durchs Unterholz, in der Hoffnung ich würde weder aus Versehen zu ihr zurück laufen noch ewig in diesem Wald feststecken.  Ich lief nur ein paar Minuten lang, da ich mir sicher war sie würde mich nicht so schnell einholen, weil sie ja nicht  wusste wo ich lang gelaufen war. Und selbst wenn, jetzt wo ich mich von den Nebenwirkungen des Mittels erholt hatte war ich trotz des Magieverlusts stärker als sie. Auch um Erza machte ich mir weniger Sorgen. Kelly hatte keinen Grund ihren Namen an den Magischen Rat weiter zu geben, sie würde ja doch nichts davon haben. An einer Lichtung blieb ich stehen und setzte mich auf das weiche Gras. Erza... Wo bist du jetzt?

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Ich halte es für möglich dass nicht allen unbedingt der POV von Kelly zusagt... Aber ich hab beschlossen ich schreib ihn trotzdem so wie ichs gemacht hab. Ganz ehrlich gesagt hab ich jedesmal bevor ich update dieses "War das Kapitel okay? Sind die Personen auch nur annähernd okay dargestellt? Macht es Sinn? Ist es lahm? Liest überhaupt irgendwer diesen Schwachsinn?" Aber ach, dann update ich trotzdem jedes mal ^-^  Wie immer danke fürs lesen, kommentieren und voten und entschuldigt die Kürze. xoxo

Rosen und Vergissmeinnicht (Fairy Tail, Jerza)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt