Kapitel 54

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Erza's POV

Ich lag die ganze restliche Nacht wach. Ich war müde, kaputt und deprimiert. Doch ich konnte nicht schlafen. In meinem Kopf tummelten sich abertausende "Was wäre, wenn"-Sätze, die mich nicht in Ruhe ließen. Was wäre, wenn ich dem WIssenschaftler gleich damals im Café Verstand eingebläut hätte? Was wäre, wenn ich gar nicht erst zum Bahnhof gegangen wäre, sondern Jellal und Kelly sofort verfolgt hätte? Was wäre, wenn ich Jellal, nachdem ich ihn gefunden hatte, mit zurück zu Fairy Tail genommen hätte? Mein Kopf schmerzte und mein Herz fühlte sich schwer an. Unruhig wälzte ich mich in dem Bett hin und her, dass bei jeder Bewegung leise quietschte. All diese Vorwürfe machten mich rastlos und ich fühlte mich nutzlos. Ich bin Erza Scarlet. Ich werde Titania genannt. Und doch schaffe ich es nicht, den Menschen zu schützen, der mir am Wichtigsten ist. Ich vergrub mein Gesicht in dem harten Kissen und versuchte wenigstens ein paar Stunden Schlaf abzubekommen. Aber es war zwecklos. Die unbändigen Gedanken, die in meinem Kopf surrten wie ein aufgebrachter Wespenschwarm, ließen mich nicht allein.

Es klopfte an der Tür. Ich starrte mit müden Augen an die Decke. "hm?", machte ich geistesabwesend. "Ich würde gern durchs Zimmer fegen. Aber ich könnte auch später wiederkommen, wenn Sie das wünschen." Langsam setzte ich mich im Bett auf und blickte zum Fenster. DIe Sonne war längst aufgegangen, doch ich hatte es nicht bemerkt. "Nein, kommen Sie ruhig rein, Miss", antwortete ich und kratzte mich am Hinterkopf. Als die Angestellte des Inns hereinkam, erschrak sie etwas bei meinem Anblick, machte sich dann aber schnell ans Reinigen. Als ich ins Bad ging, verstand ich auch warum. Meine Haare standen verfilzt zu allen Seiten ab und unter meinen Augen befanden sich dunkle Ringe von einem unglaublichen Ausmaß. Bei nahe zuckte ich selbst ein wenig zusammen, während ich mich so im Spiegel betrachtete. Seufzend kippte ich mir einen Eimer Wasser über den Kopf und stieg dann in die Badewanne, um mich zu waschen. Das warme Wasser tat gut, und ich musste mich zusammenreißen nicht einzuschlafen. Anschließend zog ich mir ein warmes Outfit an, dass ich mir in den letzten Tagen in Blommaby besorgt hatte, und in der Requip Dimension eingelagert hatte. Dann schleppte ich mich, müde wie ich war, zum Frühstück und schaufelte irgendetwas in mich hinein, während meine Gedanke Jellal hinterherhingen. Ich versuchte in meinem Kopf eine Möglichkeit zu finden, seinen Standort herauszubekommen. Doch mir fiel nicht ein wie das gehen sollte. Eigentlich konnte ich nur in der Stadt herum rennen und auf einen doofen Zufall hoffen. Dieser Glasaugen-Typ würde sicher nicht noch mal helfen, so merkwürdig und vorsichtig wie der war. Wahrscheinlich hatte der ne Menge Dreck am Stecken und musste jeden Moment darauf hoffen nicht verhaftet zu werden. Seufzend verließ ich das kleine Hotel und wanderte ein bisschen durch die Straßen. Es war kalt, doch die Sonne schien und ließ alles hell und freundlich wirken. Die Dekorationen in den Fenstern und Türen löste in mir eine Sehnsucht nach Weihnachten aus. Am liebsten zu Hause, in Magnolia, mit allen zusammen.  Ich schloss einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf um die nostalgischen Gedanken zu vertreiben. Dieses Jahr wohl nicht ... Als ich in eine Straße einbog, stieß ich aus Unachtsamkeit mit jemandem zusammen. Sofort entschuldigte ich mich und verbeugte mich höflich. "Nicht doch, nicht doch, junge Dame", sagte eine freundliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vor kam. Als ich den Kopf hob, sahen mich zwei kleine, überraschte Augen an, die zu einem sympatischen, faltigen Gesicht gehörten. "Ach, sieh mal an, das nette Fräulein von neulich! Wie ich sehe hast du die Stadt ja gefunden", lachte sie. Ich grinste. "Ja, richtig. Vielen Dank nocheinmal für die Äpfel, sie waren köstlich!" Mit einem Schmunzeln griff die alte Frau in einen Korb den sie am Arm trug. "Ich habe noch welche dabei, wenn du möchtest kannst du noch einen haben." Damit reichte sie mir eine der roten Früchte. Wieder bedankte ich mich. Für einen Moment unterhielten wir uns noch, tauschten Höflichkeiten aus und die Dame erzählte mir, ich solle mir auf jeden Fall den Meerjungfrauenbrunnen ansehen, dann verabschiedete sie sich. Etwas aufgeheitert von der netten Begegnung ließ ich mich auf eine Bank fallen und biss in den süßen Apfel. Dann atmete ich tief durch und nahm sämtliche Gerüche und Geräsuche der Stadt auf, bis ich das Gefühl hatte, ich kannte sie alle auswendig. 

Jellal's POV

Nachdem wir Jekyll verlassen hatten wollte ich mich von den beiden verabschieden, die schon so viel für mich getan hatten. Doch gerade als ich gehen wollte, hatte mein Magen geknurrt. Mit einem breiten Grinsen hatten mich Maddy und Milly dann zum Abendessen eingeladen und mir angeboten, bei ihnen zu nächtigen. Ich hätte aus Höflichkeit gern abgelehnt, anderer seits hatte ich ewig nichts vernünftiges gehabt und wusste auch noch nicht wo ich schlafen sollte. So kam es, dass ich am nächsten Morgen wieder an dem runden, gemütlichen Esstisch saß und mich zusammen mit Maddy und einer jungen Frau, vielleicht Ende 20, über die Geschehnisse in der Welt unterhielt. Als wir gerade einige Aktivitäten des Magischen Rates diskutierten, spazierte Milly fröhlich ins Zimmer. "Ich war einkaufen meine Lieben, wer möchte Zimtgebäck und Tee?", fragte sie gut gelaunt in die Runde. Nach dem sie für uns alle Tee zubereitet hatte setzte sie sich mit an den Tisch. "Ihr werdets kaum glauben!", sagte sie. "Ich hab in der Stadt doch tatsächlich das Mädchen von neulich getroffen, die mir beim ernten geholfen hatte! Noch immer so ein nettes, hübsches Ding." Ich zuckte überrascht zusammen. "Erza?", fragte ich, mehr mich selbst als irgendwen sonst. Milly sah mich verwirrt an. "Was?", erwiderte sie strinrunzelnd. Ich fasste mir an den Kopf, da ich völlig den Faden verloren hatte. "Eh...was?", gab ich zurück. Milly schüttelte den Kopf. "Nein, Erza. Du sagtest Erza, und ich fragte was?", korrigierte sie. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Ja, nein, nicht so wichtig." An statt Ruhe zu geben, reichte sie mir die kleine Porzellanschale mit dem Silberlöffel. "WIllst du Zucker für deinen Tee?" Irritiert verneinte ich. Die ganze Sache hatte mich irgendwie aus der Bahn geworfen und Milly's verrückte, wenn auch liebe, Art machte es nur verwirrender. Ich stand schließlich auf. "Ich denke ich würde gern etwas in die Innenstadt gehen, ist das okay?", erkundigte ich mich höflich und machte Anstalten mein Geschirr wegzuräumen. Maddy gab mir mit ihrer großen Hand ein leichten Klaps auf die Finger. "Las stehen, mein Junge, du bist doch der Gast!", sagte sie fast bestürzt. "Und nur zu, wir sind ja nicht deine Eltern", fügte sie lachend hinzu. Also verabschiedete ich mich von der jungen Dame und den beiden Schwestern und verließ das B&B.

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Omg, omg bevor ich rumlaber: Ich will mal wieder ein Kapitel widmen! *yaaaaay* Und zwar an Katha (ja, KathaTheAnimeGirl), weil sie ein super, super lieber Mensch ist und so oft kommentiert und immer liest und so. Arigato♥♥♥

.... &Ich weiß, Äpfel wachsen nicht im Winter. Hier schon. Es sind Winteräpfel. Stellt es lieber nicht in Frage oder der Zorn der WInterapfelgöttin wird euch ereilen.__. 

und. Na, ja. Ihr wisst es bestimmt und ich weiß es noch besser: Diese ff neigt sich dem Ende zu. Ich hab die letzten paar Kapitel(chen - sie sind kurz v_v) schon auf meine Computer, wo sie herumlungern und warten auf euch losgelassen zu werden. Also haltet durch, meine Schäfchen, es ist nicht mehr weit.

Ich hoffe ihr habt tolle Geschenke zu Weihnachten bekommen und verbringt die Feiertage nett :)

Rosen und Vergissmeinnicht (Fairy Tail, Jerza)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt