Kapitel 9

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14. Januar 2014, Stark Tower

Über drei Stunden erzählte ich Enna von meinem Besuch in Asgard. Die Sache mit Loki ließ ich hierbei natürlich aus – das musste sie nicht wissen; am besten sollte dies niemand. Ich erzählte, ich hätte Recherche betrieben und im Palast gewohnt, da ich ja eine Walküre war. Kurz merkte ich an, dass ich Odin gelegentlich unter die Arme gegriffen hatte; zum Beispiel bei dem Vorfall mit Skurge. Sie war froh zu hören, dass es allen in Asgard gut ging. Trotz dessen schien sie etwas skeptisch; als würde sie ahnen, dass ich in manchen Punkten log.

Als Enna dann mein Zimmer verlassen hatte, überkam mich eine riesige Müdigkeit. Es war bereits sehr spät, jedoch war es nicht das, was mich so müde werden ließ. Dieser Tag hatte mich ausgelaugt – nicht nur die Rückkehr von Asgard war anstrengend gewesen, auch zu erfahren, dass meine Sachen verschwunden waren, und die Suche nach einer neuen Bleibe hatten an meiner Kraft gezehrt

Ohne duschen zu gehen, warf ich mich auf das große Bett. Ich ließ den heutigen Tag in meinem Kopf Revue passieren und stellte fest, dass das einzig Gute, das heute passiert war, war, dass ich nicht auf der Straße schlafen musste.
Schon bei dem Gespräch mit Enna waren meine Gedanken immer wieder abgedriftet. Ich konnte es mir nicht erklären.

Vermisste ich Loki?

Dazu verstand ich nicht, wieso ich mich so ruhig verhielt, genau wie Enna es aufgefallen war. Zuvor mochte es vielleicht sogar recht praktisch gewesen sein, da ich so einen erstmal sicheren Ort zum Leben hatte, aber normalerweise hätte ich nicht nach Hilfe gefragt; ich war viel zu aufbrausend und impulsiv, um mich klein zu machen.

Du darfst nicht schwach sein und erst recht keine Gefühle zeigen. Hör auf damit!

Nachdem ich mir noch eine gefühlte Ewigkeit den Kopf darüber zerbrach , wie ich an das Geld für die zwei Monatsmieten kommen sollte, und darüber, dass ich mir wieder einen Job suchen musste, schlief ich endlich ein.

Ich hatte die Nacht über nicht gut geschlafen, mein Kopf schmerzte. Verdutzt checkte ich meine Finanzen über mein Handy. Die Monatsmieten waren abgebucht worden. Das Geld dafür war mein letzter Lohn gewesen, den ich erhalten hatte. Das erklärte auch, wieso nur noch wenige Dollar auf meinem Konto übrig waren. In der Aufregung gestern hatte ich nicht weiter nachgedacht, wieso mein Konto leer war – genauso wie ich vergessen hatte, dass die Miete automatisch überwiesen wurde. Mein Vermieter hatte mich also angelogen und meine Wohnung einfach ohne mein Wissen ausräumen lassen – und verlangte jetzt auch noch Geld, welches ihm nicht einmal zustand.

Ich seufzte und ließ meinHandy sinken. Ich musste ihn später anrufen, um die Sache endgültig mit ihmabzuklären. Ich konnte aus meinen Augenwinkeln sehen, dass Stark sich der Barnäherte.
„Was ist? Gibt es keine Jobanzeigen für Journalistinnen, die eigentlich bei einem einbrechen wollen?" Stark ließ sich neben mir auf einem der Barhocker nieder. Er hielt ein Glas mit Bourbon in der Hand.
„So früh, und du trinkst schon?", entgegnete ich nur.

Ich selbst hatte auch schon zu allen möglichen Tageszeiten getrunken, aber das wusste er ja nicht. Sein Blick sagte mir, dass er selbst nicht sehr stolz darüber war und es tat mir nun sogar ein wenig Leid.
„Brauchst du irgendwas? Du hast erwähnt, dass du kein Geld mehr hast. Musst du dann nicht noch Miete nachzahlen?"
Ich seufzte. Wieso hatte ich das erwähnt?

„Mein Vermieter hat das Geld für die Miete bekommen, ich habe gerade erst nachgeschaut. Ich werde ihn gleich anrufen, denn er hat tatsächlich bei unserem Aufeinandertreffen noch Geld verlangt. Vielleicht regelt sich ja alles noch und ihr habt dann auch wieder eure Ruhe vor mir."

Der zweite Teil meiner Aussage war völliger Unsinn; die Wohnung war wahrscheinlich längst an einen neuen Mieter übergeben worden, vor allem bei einem Vermieter wie meinem, dem Geld wichtiger war als alles andere in seinem Leben. Tony wusste es genauso wie ich und nickte deswegen nur knapp.

Zwischen Asgard & Midgard - Marvel FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt