Charlotte's Geheimnis

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Diese jedoch war in Gedanken versunken und bekam gar nicht mit, wie Tabea sich von hinten anschlich. "Wuaaahh", erschrak Charlotte, als Tabea sie von hinten umarmte. "Bin nur ich mein Schatz, keine Sorge", versuchte sie Charlotte zu beruhigen. "Ach es tut mir leid, hab nur zu viel um die Ohren zurzeit. Der ganze Stress, der wundervolle Antrag, die Schw.... ehm, die Reise", entschuldigte sich Charlotte und blickte vorwurfsvoll zu Boden. "Die was?", hakte Tabea nach. "Ach nichts, ich, ehm, ich hab mich nur versprochen, tut mir leid", meinte Charlotte, ihr Blick jedoch klebte immer noch fest am Boden. Tabea drehte ihre Verlobte mit einer Handbewegung zu sich und schaute ihr tief in die Augen. "Charlotte, sprich mit mir. Ich weiß dass etwas nicht stimmt", sagte sie. Charlotte kullerten ein paar Tränen über die Wangen, die Tabea sofort wegwischte und sie in den Arm nahm. Sie machte den Herd aus und zog Charlotte zum Sofa, wo sie sie aufforderte, sich zu setzen. Charlotte tat wie ihr befohlen und vergrub schließlich ihr Gesicht in ihren Händen. "Es tut mir so leid, Tabea", weinte sie. "Was tut dir leid, Schatz? Was ist passiert?", Tabea verstand die Welt nicht mehr. "Ich kann einfach nicht mehr, es tut so weh. Ich hab versucht es zu verdrängen aber es geht nicht", Charlotte ließ sich kaum beruhigen. "Okay ruhig Schatz, erzähl mir mal alles von vorne, okay?", meinte Tabea besorgt. Charlotte begann zu erzählen...
"Kannst du dich noch an meinen Zusammenbruch vor einigen Monaten erinnern?", fragte Charlotte ihre Verlobte. "Ehm, ja klar, aber was hat das damit zu tun?", Tabea hatte förmlich Fragezeichen über ihrem Kopf schweben. "Es gab einen ganz bestimmten Grund für den Zusammenbruch", meinte Charlotte und blickte zu Boden. "Ja, du hast dich überarbeitet, oder nicht?", hakte Tabea nach. "Ja... Unter anderem ist das richtig... Aber den Hauptgrund hab ich dir verschwiegen, weil es einfach so sehr schmerzt, darüber nachzudenken geschweige denn darüber zu sprechen." Erneut stiegen Tränen in Charlotte's wunderschönen blauen Augen. Tabea nahm sie behutsam in den Arm und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. "Mein Schatz, ich bin immer für dich da. Ich liebe dich doch über alles", flüsterte Tabea ihr ins Ohr. Charlotte schluckte und begann, weiter zu erzählen: "An den Blutwerten damals konnte man genau sehen, worum es ging und dazu musste man nicht mal Profi sein. Miri hat damals die Blutwerte kontrolliert und wurde bei einem Wert stutzig..."
"Bei welchem, Charlotte? Bitte sags einfach grade raus", bat Tabea sie.
Erneut schluckte Charlotte und zwang sich, nicht laut loszuheulen.
"Mein hCG-Wert  lag bei 17. 458 U/l ...", Charlotte konnte sich nicht mehr halten und brach in Tränen aus. Tabea nahm sie in den Arm und starrte geschockt ins Leere. "W... Wieso hast du... du nichts gesagt? Von wem? Was ist passiert?", Tabea konnte das alles nicht glauben. "Es tut mir so leid, mein Schatz. Ich wollte dich nicht verlieren",sagte Charlotte stets unter Tränen. "Charlotte... Du warst schwanger... Wieso hast du mir nichts erzählt? Von wem überhaupt? Was ist mit dem Kind passiert?", Tabea hatte so viele Fragen, auf die sie natürlich eine Antwort wollte.
"Du willst die ganze Story?", fragte Charlotte und Tabea nickte auffordernd.
"Okay...", Charlotte atmete tief durch und begann zu erzählen: "Ich hatte vor dir für 4 Jahre einen Freund, Noah. Es lief halt nach ner Zeit nicht mehr so gut und dann kamst du halt ans Krankenhaus, und in dem Moment, wo ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass es ganz dringend notwendig war, meine Sexualität zu überdenken. Ich sah dieses Funkeln in deinen Augen und sofort wusste ich, dass das mit Noah so nicht weitergehen konnte. Wir wussten beide, dass wir keine Zukunft hatten, aber wir haben trotzdem versucht, die Beziehung aufrecht zu erhalten. Deshalb kam es auch vor, dass wir miteinander schliefen, obwohl gar keine Gefühle mehr im Spiel waren, meinerseits zumindest. Ich hätte es einfach sofort beenden sollen, denn die Gefühle für ihn sind nicht zurückgekehrt, wie erhofft. Bei ihm jedoch schon und so fühlte ich mich nur noch schuldig. Ich tat weiterhin auf perfekte Beziehung, obwohl es mich innerlich zerfetzte. Ich konnte ihm aber auch nicht sagen, dass ich für dich was empfand, also behielt ich es für mich und es fraß mich innerlich auf. Die ganze Beziehung war in Gewissensbisse gehüllt, ich konnte nur noch an dich denken. Mir machte nicht mal mehr der Sex Spaß, weil mein Herz einfach blutete. Und dann war da diese eine Nacht... Wir waren wo eingeladen und hatten auch dementsprechend etwas getrunken. Du kannst dir sicher denken was dann kam. Am nächsten Morgen brach einfach alles aus mir heraus und ich beichtete Noah alles. Dass ich ihn nicht mehr liebte, dass ich nicht mehr glücklich war und dass ich mich in eine Frau verliebt hatte. Er fühlte sich verarscht, was ich auch nachvollziehen kann, aber er rastete total aus und wurde auch handgreiflich. Er zog aus der Wohnung aus und ist abgehauen. Seit damals hab ich ihn nicht wieder gesehen. Dann kamen wir zusammen und ich war der glücklichste Mensch der Welt. Wenn du da warst, vergaß ich alles was er mir angetan hatte, alles was war... Dann ging es mir immer schlechter und ich ahnte schon, was los war... Ich erzählte Miri davon und sie besorgte mir kurzerhand einen Schwangerschaftstest, der wie zu erwarten positiv ausfiel. Das machte mir alles sehr zu schaffen und ich arbeitete mehr und mehr, dann kam der Zusammenbruch. Ich dachte, das wars jetzt. Ich dachte, entweder sterbe ich jetzt oder das Baby. Als Miriam dich damals aus dem Zimmer geschickt hatte, erzählte sie mir dass es dem Kind gut ginge, der hCG-Wert perfekt anstieg, aber dass ich es dir endlich erzählen musste. Ich konnte es einfach nicht. Es tat einfach alles so weh. Alle Wunden der Vergangrnheit wurden aufgerissen und ich begann zu weinen. Ich fragte Miri, ob es denn keine andere Möglichkeit gab. Sie gab mir die Antwort, die ich mir selbst auch geben konnte und kurzerhand entschied ich mich gegen das Baby. Es tut mir so leid, dass ich es dir nicht direkt gesagt habe. Es tut mir so unendlich leid, Tabea", Charlotte brach erneut in Tränen aus und erwartete das Schlimmste. Tabea jedoch konnte ihre Tränen selbst nicht mehr zurückhalten. "Ach Schatz, es tut mir alles so furchtbar leid, ich wusste das alles doch nicht. Ich bin für dich da Charlotte und werde es auch immer sein. Ich liebe dich über alles. Wir schaffen das zusammen, wir können alles schaffen", meinte Tabea. Charlotte fiel ein Stein vom Herzen. Endlich war ihr Geheimnis gelüftet und sie musste nichts mehr in sich hineinfressen.
Charlotte fiel Tabea um den Hals und bedankte sich für alles. "Danke, Schatz. Danke dass du immer für mich da bist, danke für die schönsten Monate meines Lebens, ich liebe dich."

If Only You KnewWo Geschichten leben. Entdecke jetzt