If Only You Knew

"Ich kann sie doch nicht alleine lassen"

Charlotte saß noch den restlichen Abend im Wartebereich der Intensivstation und wartete auf neue Erkenntnisse. Plötzlich erreichte sie ein Anruf von Tabea.
"Charlotte, wo bist du? Ist alles okay?", erklang es vom anderen Ende der Leitung. Charlotte erklärte Tabea die Situation, welche demnach auch sehr unter Schock stand und sich umgehend auf den Weg in die Klinik machte, um Charlotte beizustehen.
Zirka 30 Minuten nach dem Anruf stürmte auch schon Tabea in den Wartebereich und fiel Charlotte um den Hals. Charlotte versuchte die ganze Zeit, ihre Tränen in sich rein zu fressen, aber in diesem Moment brach alles aus ihr heraus. Tabea drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und hielt sie danach noch lange im Arm. "Alles wird wieder gut", flüsterte Tabea ihrer Verlobten zu, um sie etwas zu beruhigen. Sie wusste, sie konnte nichts versprechen, aber sie wollte die Situation selbst nicht ganz wahr haben. Viola, die lebenslustige, mutige, nette, fröhliche und immer positiv gestimmte beste Freundin von Charlotte hatte versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Tabea konnte es erst gar nicht glauben, als Charlotte ihr davon erzählte, doch allem Anschein nach ist das die traurige Realität. Innerlich fragte sie sich, wie weder sie, noch die anderen Kollegen von Viola das alles nicht mitbekommen haben. Hätten sie ihr helfen können? Hätten sie den Suizidversuch verhindern können? Was machte Viola so fertig, dass sie zu solch drastischen Aktionen griff? Tabea konnte und eollte es einfach nicht begreifen. Doch sie konnte die Zeit nicht zurück drehen. Jetzt saß sie hier, mit ihrer weinenden Verlobten und Viola, die beatmet und an Schläuche angeschlossen in einem Intensivbett lag.
Charlotte konnte sich nach einigen Minuten und der ständigen Nähe vin Tabea wieder einigermaßen einkriegen, sie schluckte ihre Tränen runter und setzte sich wieder gerade hin.
"Schatz, ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das alles tut, ich weiß, dass es schwer ist für dich, aber du musst versuchen, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. So hart es auch klingt, deine Tränen helfen Vio zurzeit auch nicht weiter", sagte Tabea ruhig, ihren Arm immer noch um Charlotte gelegt. "Ich weiß", brachte Charlotte mit zittriger Stimme hervor. "Es tut trotzdem weh."
Tabea versuchte Charlotte zu überreden, nachhause zu fahren, damit sie wenigstens etwas Schlaf bekommt. An Arbeit war in dieser Situation sowieso nicht zu denken.
"Wie wärs, wenn wir jetzt nachhause fahren und du versuchst zu schlafen, der Arzt wird dich bestimmt informieren, wenn es etwas neues gibt. Aber es ist wichtig, dass du in dieser kack Situation trotzdem guckst, dass du genug Schlaf bekommst, genug isst und trinkst, auch wenn es zurzeit etwas schwer fällt",  sagte Tabea mitleidig. "Ich kann nicht, Tabea. Was, wenn es Viola schlechter geht und ich nicht hier bin. Ich muss für sie da sein, ich kann jetzt nicht einfach fahren", meinte Charlotte bedrückt.
Tabea nahm sie erneut in den Arm, sie wusste, wie Charlotte sich zurzeit fühlte, denn ihre Cousine hatte im zarten Alter von 16 Jahren selbst einen Suizidversuch grstartet, leider erfolgreich. Doch das wusste Charlotte bisher noch nicht. Tabea befand diesen Moment auch als ziemlich ungünstig, um Charlotte dies zu erzählen. Tabea versuchte noch lange, auf Charlotte einzureden, jedoch ohne Erfolg. Diese beharrte darauf, hier sitzen zu bleiben und auf Neuigkeiten zu warten.
Tabea drehte Charlotte's Gesicht zu sich und drückte ihr erneut einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Hör zu mein Schatz. Du kannst dich selbst jetzt nicht so kaputt machen, das tut dir alles andere als gut und das weißt du durchaus. Viola ist eine starke Frau, das war sie schon immer, und ich bin mir sicher, dass sie sich ins Leben zurückkämpft, auch wenn sie zurzeit vielleicht noch keinen Sinn darin sieht", sagte Tabea ernst.
In dem Moment schlug Viola's EKG-Monitor Alarm und alle verfügbaren Mediziner rannten in Viola's Zimmer...