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13 Jahre
„Ich sag nichts, wenn du nichts sagst.", fauchte Jean außer Atem. Er drückte sich gegen die Wand und sah zu Eren. Dieser grinste und lugte um die Ecke. „3,2,1!", lachten die beiden gleichzeitig, als lautes Gekreische ertönte und sieben Mädchen schreiend aus der Umkleide gelaufen kamen.

Sie waren von oben bis unten mit Farbe bespritzt und sahen sich wütend um. Doch Eren und Jean waren bereits in einem anderen Raum und lachten sich kaputt. Dabei rutschten sie von der Wand immer weiter auf den Boden, bis sie schließlich mit Lachtränen in den Augen zum Ende kamen und sich ansahen.

Levi, welcher das Geschehen belustigt mit angesehen hatte, saß auf einer der Bänke in der Umkleide und beobachtete die Jungen. Sie hatten den Plan mit den Farbbomben schon länger und heute endlich umgesetzt.

Eren sah Jean einfach nur in die dunklen Augen und begann zu hinterfragen, warum er es schön fand in diese Augen zu sehen.

Auch Jean sah den Brünetten an. Doch auf eine andere Art und Weise. Er war mehr von dem Starren des anderen verwirrt, als angetan. Doch Eren ging es anders. Der Brünette hatte schon vor ein paar Wochen gemerkt, dass er sein Gegenüber attraktiv fand.

Ohne noch weiter drüber nachzudenken griff Eren nach den Wangen des Älteren und kam seinem Gesicht näher. Ohne, dass Jean noch etwas hätte tun können, fanden sich Erens Lippen auf den seinen.

Völlig überfordert erstarrte Jean und ließ Eren einfach machen. Jedenfalls einen Moment. Als er realisieren konnte, was der 13-Jährige da tat, schubste er den Kleineren von sich und starrte ihn entgeistert an.

„Was soll das?! Bist du schwul oder was?!", schrie er und stand sofort auf. Eren, welcher selber geschockt über seinen Mut war, blieb sitzen und starrte einfach an die Wand. Er hörte nur noch, wie die Tür der Umkleidekabine zugeknallt wurde und laute Schritte, die im Flur widerhallten.

Levi sah seinen Schützling traurig an. Selbst wenn das Pferdegesicht nicht an Eren interessiert war, war die Reaktion nicht unbedingt die Beste.

Die nächsten Tage gingen die beiden sich aus dem Weg. Eren machte immer mal wieder Anstalten mit Jean zu reden, doch der Ältere blockte immer ab. Verließ die Gruppe, wenn Eren dazu kam, wechselte den Platz in Chemie mit Armin, wählte ihn in Sport nicht mehr ins Team.

Und dieses Verhalten blieb.

14 Jahre
Gemeinsam lagen die beiden auf Erens Bett, kuschelten sich aneinander und sahen auf den Fernseher. Mikasa hatte ihren Kopf auf Erens Brust gelegt, ihre Füße hatten sie verkreutzt, übereinander gelegt. Eren streichelte durch die schwarzen Haare seiner Freundin und ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen.

Draußen regnete es in Strömen – es würde ihn nicht wundern, wenn es noch gewittern würde.

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Seine Hände wanderten unbeholfen über die schmale Taille von Mikasa, fanden ihren Platz an ihren Hüften, die sich leicht gegen Erens Becken bewegten.

Auf der einen Seite fand der Brünette dieses Gefühl schön, auf der anderen jedoch sehr befremdlich. Vielleicht lag es daran, dass die beiden keine Erfahrung hatten und nur das kopierten, was sie in Filmen und Pornos gesehen hatten. Aber es war komisch.

Mikasa zu küssen fand Eren sonst immer schön, aber dieses Rumgelecke in seinem Gesicht mochte er nicht. Er stieß sie leicht von sich weg. Verdutzt sah sie in seine grünen Augen. „Mache ich was falsch?"

Peinlich berührt sah der Teenager zur Seite. „Ich- ich weiß nicht. Vielleicht liegt das auch an mir. Aber vielleicht machen wir ein bisschen weniger.", schlug er leise vor und sah der 14-Jährigen wieder in die Augen. „Ich dachte schon du magst das!", lachte Mikasa und ließ sich auf Erens Schoß nieder und grinste den Jüngeren an.

15 Jahre
„Du kannst die Schuld nicht immer auf mich schieben!", meckerte Carla laut. „Das tue ich nicht! Du siehst es nur immer so!", fauchte Grisha zurück und krallte sich fester ins Lenkrad.

Eren saß auf der Rückbank, hatte den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und seufzte genervt. Seit Wochen stritten die beiden. Grisha schlief auf der Couch, Carla kam oft erst nach Mitternacht nach Hause. Und Eren war es leid. Wenn sie sich nicht mehr liebten, sollten sie sich doch trennen. Damit wäre allen geholfen.

„Schrei mich nicht an, sondern schau auf die Straße!" – „Du bist diejenige die schreit!"

Und dann mit einem Mal, schrieen sie alle. Alle drei schrieen laut auf, als das Auto mit einem lauten Knall gegen einen LKW fuhr, zur Seite gedreht wurde, Grisha ins Lenkrad griff, versuchte zu bremsen und so dafür sorgte, dass der silberne BMW ins schleudern gerat, sich mehrfach überschlug und mit dem Dach auf dem Boden im Graben landete.

Kaum waren alle Passagiere des Wagens kopfüber im Auto, verstummten ihre Schreie. Grisha stützte sich mit blutüberströmtem Gesicht am Amaturenbrett ab, sah zu seiner Frau, welche mit Nasenbluten, blutigen Kratzern und vor Angst erstarrtem Blick nach vorne starrte.

Eren, welcher den Kopf noch vor ein paar Sekunden an der Fensterscheibe hatte, war aus dem Gurt gerutscht, mit dem Kopf gegen das Glas geknallt und lag nun ohnmächtig auf dem Innendach des Wagens. Regte sich nicht. Hatte die Augen geschlossen. Blut floss seine Schläfe runter und in den braunen Haaren konnte man eine große Glasscherbe erkennen.

Levi saß ebenfalls im Auto, hatte wie immer ein Auge auf Eren gerichtet. Er wurde aus dem Auto geschleudert, lief panisch zu dem Wrack. Fühlte sich schuldig. Hätte er den Jungen nicht schon wieder so angesehen, hätte er es verhindern können!

Der LKW-Fahrer rief bereits die Polizei und Rettungskräfte.

Der Dämon konnte Eren nicht mehr spüren. Es war, als würde ihre Verbindung nicht mehr existieren.

Carla versuchte sich abzuschnallen, versuchte aus dem Auto rauszukommen, doch ihr gebrochener Arm hinderte sie daran. Levi versuchte panisch die hintere Tür zu öffnen, doch das Metall war so verbogen, dass er nicht mal mit seiner übermenschlichen Kraft dagegen ankam.

Sofort traf der Schwarzhaarige eine Entscheidung. Schluss mit dem Versteckspiel. Schluss mit dem Leben im Schatten. Als Carla das nächste Mal ihre müden Augen öffnete, sah sie einen hübschen jungen Mann, welcher mit aller Kraft versuchte die Beifahrertür zu öffnen. Schließlich schaffte er es und schob die Tür weg, zerriss Carlas eingeklemmten Gurt, drückte den aufgeplatzten Airbag zur Seite und zog die verletzte Frau vorsichtig aus dem Auto.

Das selbe tat er mit Grisha, welcher sofort zu seiner Frau gelaufen kam. Es schien als hätten die beiden vergessen, dass ihr Sohn noch immer im Auto lag.

Levi krabbelte in das Wrack, drückte - dank seiner unnatürlichen Kraft - die Vordersitze ein und zog Eren langsam aus dem Auto, legte ihn auf das nasse Gras und legte zwei Finger an den Hals des 15-Jährigen. Nichts.

Erens Gesicht war längst nicht mehr in der gewohnten Farbe. Es war rot. Überströmt mit Blut. Darauf bedacht, dass niemand zu ihnen sah, zog Levi die große Scherbe aus dem Kopf des Jungen, legte seine Hände auf die klaffende Wunde und schloss die Augen.

Er spürte einen stechenden Schmerz an seinem Kopf, als würde jemand mit einer Axt drauf einschlagen. Auch, wenn es nur für einen Moment war, war das mit der schlimmste Schmerz, den er je gespürt hatte. Während er seine Augen geschlossen hatte, sah er nicht, wie Erens Wunde sich schloss. Es sah aus, als wäre nie etwas passiert.

Nachdem Erens Wunde verschwunden war, legte Levi seine Hände auf die Brust des Teenagers, pumpte dreißig mal, legte seine Lippen auf die des Jungen, hielt ihm dabei die Nase zu und pustete ihm zwei mal in den Mund, sah im Augenwinkel, wie sich der Brustkorb des Jungen anhob.

Keine Wirkung.

Er wiederholte es. Er wiederholte es so lange, bis er Sirenen hören konnte. Er wiederholte es so lange, bis ein lauter Atemzug seine Routine störte. Sofort richtete Eren sich auf, sah mit großen Augen in das Gesicht seines Retters und erstarrte. Vergaß Luft zu holen und starrte dem Dämon in die blauen Augen. „Levi?", brachte er es leise zustande.

Das Letzte was er sah war Levis leichtes Lächeln, bevor die Rettungskräfte auf ihn zugestürmt kamen. Kaum konnte er sich aus ihren Fängen befreien, sah er sich nach dem altbekannten Gesicht um. Doch der Schwarzhaarige war verschwunden.

Imagine a Demon [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt