Als Eren die Augen aufschlug, wünschte er, er hätte es nicht getan. Das grelle Licht stach fürchterlich, verpasste ihm augenblicklich starke Kopfschmerzen. Grummelnd drehte er sich auf die Seite, drückte sein Gesicht ins Kissen und seufzte leise. Wieso war das Kissen so hart?
Erneut öffnete er die Augen ein wenig, erschrak jedoch beinahe zu Tode. Er starrte nicht auf sein Kissen – wie er es eigentlich gedacht hatte – sondern auf Levis nackte Brust. „Oh, du bist wach.", murmelte der Schwarzhaarige überrascht und setzte sich auf. Unsicher sah Eren an ihm herunter. Er trug nur eine enge Boxershorts.
Der Brünette hob die Decke an. Ebenfalls nur eine Boxershorts. Verwirrt sah er zwischen Levis Gesicht und seiner Mitte hin und her. „Haben wir-", er brach ab, hoffte, dass die Frage eindeutig wäre. „Nein."
Erleichtert atmete Eren auf, setzte sich auf und hielt sich den Kopf. Er hatte wirklich zu viel getrunken. Und sein Erinnerungsvermögen litt deutlich darunter. „Aber- aber wollte ich nicht? Ich dachte ich hab was versucht.", dies war eher an sich selber gerichtet, doch Levi war so frei und übernahm die Antwort.
„Ja, du wolltest. Und ja, du hast was versucht. Und ja, es hätte auch wahrscheinlich geklappt. Aber dann hast du mich vollgekotzt."
Entgeistert starrte Eren den Dämon an. Mit hochrotem Kopf kamen die Bilder der vergangen Nacht in seinen Sinn. Wie er auf Levis Schoß saß, wie sie sich küssten. Wie ihm plötzlich schlecht wurde. „Oh Gott. Es tut mir leid!", noch nie hatte Eren sich so sehr geschämt. Er hatte ihn wirklich angekotzt!
„Ist schon okay. Aber wir müssen darüber reden, was davor passiert ist." – „Mhm.", brummte Eren zustimmend. Er hatte Angst darüber zu reden. Was wenn Levi ihm Vorwürfe machen würde? Immerhin hatte Eren das Ganze gestartet. Was wenn Levi dachte, dass er seine Gefühle nur ausgenutzt hätte? Was wenn-
„Hör auf sowas zu denken.", murmelte Levi und verwirrt sah Eren ihn an. Konnte er etwa auch noch Gedanken lesen? „Ja kann ich." – „Lass mir meine Gedanken. Es hat einen Grund, warum ich es denke und nicht ausspreche."
„Tut mir leid. Aber ich denke nicht, dass du meine Gefühle ausgenutzt hast." – „Und was dann? Was denkst du?"
Levi seufzte, fuhr sich durch die schwarzen Haare. Er hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, was Eren sich dabei gedacht haben könnte. „Ich bin mir nicht sicher, ob du das wirklich willst oder das nur tust, weil ich gerade da bin und du dich an mich gewöhnst.", gestand Levi dann. Sein Gegenüber sah ihn entgeistert an.
Hatte Levi damit den Nagel auf den Kopf getroffen oder hatte er die Situation komplett falsch eingeschätzt? Er konnte es nicht sagen, doch Erens Gesichtsausdruck verunsicherte ihn. Levi war nie jemand, der gut Emotionen erkennen konnte. Schon gar nicht bei solch einem Thema, wo alles irgendwie nicht passte. „I-ich weiß es nicht. Es kann sein."
„Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich nicht verurteile. Doch, wenn du sowas wieder versuchst, nur um es auszutesten, dann weiß ich nicht, ob ich mich zurückhalten kann.", erklärte Levi ruhig. Dass Eren sich seiner Gefühle nicht sicher war, war selbstverständlich. Und er wollte ihn nicht zwingen. Eren sollte von selber darauf kommen, was er wirklich wollte.
„Wie, du kannst dich nicht zurückhalten? Was machst du dann?"
„Ich werde dich nicht vergewaltigen oder sowas, keine Sorge!" Erens Gesichtsausdruck war verängstigt und er musste zugeben, dass er an sowas gedacht hatte, als Levi von der Zurückhaltung sprach. „Letzte Nacht zum Beispiel, war ich nicht mal angetrunken und trotzdem hätte ich es mitgemacht. Auch, wenn ich es eigentlich nicht wollte. Ich hätte mich nicht selber unter Kontrolle gehabt."
„Liegt das an dir oder an dem Dämonending?" – „Es liegt an dir."
Eren sah den Älteren verwirrt an. Hatte er etwas gemacht? Hatte er etwas gesagt, dass Levi aus der Fassung bringen konnte? Wenn ja, was war es? „Dämonen verlieben sich – wenn überhaupt – nur einmal in ihrem Leben. Diese Verbindung kann durch nichts getrennt werden. Und wenn die Person – in diesem Fall Du – dem Dämon – mir – zu nahekommt, dann fällt es mir sehr schwer dir zu widerstehen. Es ist wie eine Art Pheromon, das nur von mir aufgenommen werden kann. Es ist quasi unmöglich es zu ignorieren und auch jetzt muss ich damit kämpfen."
Eren nickte nur nachdenklich.
Wenn es für Levi so schwer war bei ihm zu sein, warum tat er es dann? War Eren ihm wirklich so wichtig? Natürlich, er hatte gesagt, dass sie Seelenverwandte wären. Dass er nur einmal so für jemanden fühlen könnte. Eren war dieser Eine. Es macht ihn besonders. Doch die Angst, dass er Levi enttäuschen könnte, wenn er die Gefühle nicht erwiderte, war ebenfalls da. Neben dem Glück – und dem kleinen Hauch von Stolz – war da immer noch diese Angst. Eren war doch niemals gut genug für jemanden, wie Levi. Er war doch nur gerade so akzeptabel.
„Wenn ich dich jetzt also küssen würde, dann müsste ich auch wieder aufhören, weil du so oder so drauf eingehen würdest?" – „Ja.", sprach Levi und sah dem Brünetten dabei in die schönen grünen Augen. Konnte sie jedoch nicht lesen. Erens Gefühle und Gedanken waren ihm nach wie vor ein Rätsel. Selbst wenn er sie dank seiner Fähigkeiten lesen konnte, er verstand sie meistens nicht.
„Und wenn ich nicht aufhören würde?" – „Dann würde ich wahrscheinlich versuchen mit dir zu schlafen."
„Und wenn ich das auch zulassen würde?" – „Dann würden wir eine Grenze überschreiten. Du solltest dich mit Mikasa aussprechen, dir deiner Gefühle bewusstwerden und das Ganze langsam angehen lassen. Es bringt keinem von uns etwas, wenn es überstürzt wird."
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Imagine a Demon [Ereri/Riren]
Fanfiction!AU! Der Schwarzhaarige schaut in das kleine Babybettchen. Eren schlief tief und fest, hielt den Finger des Dämons und sabberte ein wenig. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf Levis Lippen. Das würden ein paar interessante Jahre werden.