|6| Wahrheit

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Blake

"Man Blake! Jetzt sei doch nicht so! Das Basketball fehlt dir doch oder etwa nicht!?" buchsierte mich Shark etwas aus meinen Gedanken und ich verzog mein Gesicht vor Schmerz.

Shark sah wieder nur verwirrt zu mir. So war das immer. Ich wurde an eine Zeit erinnert, an welche ich nicht denken will und er wurde von mir verwirrt.

Nun war es ein halbes Jahr her, aber immer noch wusste ich, dass ich nicht mehr auf dieses Feld konnte. "Fuck Blake! Ich weiß verdammt nochmal nicht was in diesen 2 Wochen passiert ist, aber es bringt doch nichts ewig darüber zu schweigen! Sonst hast du deinen Frust im Spiel abgelassen, aber jetzt?!"

Genervt sah ich zu ihm, mein Blick war eiskalt und ich wollte nichts mehr hören. Aus zu Schlitzen verengten Augen fing ich an "Shark. Ich hab keinen Bock mehr auf den Scheiß! Ich komme nicht wieder! Nie wieder! Wann geht das endlich in dein Spatzenhirn rein? In den zwei Wochen ist nichts passiert verdammt!"

Ich schüttel seinen Arm ab und wollte vor ihm weg laufen, so wie ich es immer tat. Doch er brüllte "Ja klar Blake! Lauf nur weg! Aber es bringt dir nichts!" die Wut auf ihn würde größer und ich blieb stehen. Alle Schüler auf dem Gang sahen zu uns und waren gespannt was passieren wird. Großes Kino Leute!

Shark dachte, dass mein stehen bleiben ein Zeichen war, dass ich wieder dabei bin und so redete er weiter "Es wird dir nichts bringen! Du bist ein Basketballer und bleibst auch einer! Da kannst du nicht vor weg laufen, denn es ist deine Leidenschaft und verdammt anscheinend weiß das jeder außer du selbst! Jeder weiß, dass du irgendwann wieder auf dem Feld stehen wirst und spielst!"

Die Spannung war geradezu greifbar und jeder hielt direkt die Luft an, um auf meine Reaktion zu warten. Mein Körper bebete und mein Verstand sagte mir, lauf einfach weiter. Kontrolliere deine Aggression! Dreh nicht durch! Sag ihnen allen nicht was war! Verzichte auf das Mitleid! Aber die Wut auf meine Situation ließ mich herumwirbeln.

Ich ging auf Shark zu und sah deutlich wie er schwer schluckte. Die Kälte und die Wut spürten geradezu Funken aus meinen Augen. Wütend hörte ich meine eigene Stimme donnern "Ich werde nie wieder auf einem Feld spielen!" die schockierten Blicke aller Schüler lagen auf mir und ich versuchte mich zu beruhigen.

Meine Hände waren zu Fäusten geballt und ich zitterte immernoch vor Wut "Denn Shark... Ich kann nicht wieder spielen! Ja es ist meine größte Leidenschaft und ja indem ich aufhöre hab ich meinen ganzen Lebensplan verloren, aber wenn ich auf das Feld gehe und spiele könnte ich so viel mehr verlieren!"

Er sah mich verwirrt an und ich schnaubte "eigentlich geht es dich verdammte Scheiße nochmal einen feuchten Dreck an, aber wenn du mich dann endlich in Frieden lässt! Bitte! Hier hast du die Wahrheit!"

Kurz holte ich Luft um meine Mauern aufzubauen. Ich will kein Mitleid und auch auf diese Blicke kann ich verzichten! "Ich war in den zwei Wochen im Krankenhaus! Meine Beine waren wie glämt! Und nur durch Glück und sehr viel Anstrengenung schaffte ich es in diesen fucking zwei Wochen wieder normal zu laufen! Meine Beine schmerzen oft und laufen ist da halt einfach nicht drin! Und verdammt nun versteh es einfach: ich werde nie wieder auf einem Feld stehen, weil die Belastung zu groß ist!"

Wieder ließ ich die Luft aus meiner Lunge. Der Schmerz war groß. Zu groß. Ich sah kurz auf den Boden und wieder auf um kraftlos in seine Augen zu blicken "ich spiele nicht mehr, weil ich es nicht mehr will sondern, weil ich es einfach nicht mehr kann! Über zwei Monate bin ich durch die Schule gehumplet und alleine schon nach einem Schultag hab ich Schmerzen. Ich laufe vor dir weg, damit ich verdammt noch mal nicht ewig daran denken muss was ich verloren habe!"

Mit einem Seufzen drehte ich mich um und ging zwischen den Schülern durch. Nach draußen. Ich werde nicht mehr in die Klasse gehen. Nein. Ich saß in meinem Auto und fuhr davon. Mein Handy klingelte aber ich ließ die Mailbox ran gehen und Zanders Stimme erklang.

"Hey Blake! Ich weiß, dass du jetzt allein sein willst, aber wir sind für dich da! Hörst du? Auch wenn du deine zwei wichtigsten Lebensinhalte verloren hast, musst du doch weiter machen! Okay? Ruf an wenn du wieder so weit bist!"

Ich hielt bei einem Park und seufzte als ich ausstieg. Verdammt. Noch nie hatte ich es so ausgesprochen. Ich habe es nie direkt gesagt warum ich nicht mehr spiele. Als ich aufhören musste hat sich alles verändert, aber vorallem hab ich mich verändert.

Ich ließ mich in dem Park auf einer Bank nieder und seufzte. Meine Ellbogen stützte ich auf meinen Oberschenkeln ab und legte meinen Kopf in meine Hände.

Damals hab ich Verantwortung übernommen. Ich hab ein Team geleitet, mit welchem ich Pokale nach Hause gebracht habe. Wir haben immer so viel erreicht. Und dann kam der Tag. Der Tag an, welchem mir mein Schicksal zeigte, dass ich ohne Basketball nicht leben kann.

Doch an dem Tag wurde mir so viel mehr genommen. Mein Lebenssinn war weg und ich hatte kaum mehr Lust auf mein Leben.

Ich habe mir mein Leben selbst zerstört. Mein Vater ist seitdem viel öfter auf Geschäftsreisen und meine Mom tut so als wäre nie etwas passiert. Und ich? Ja ich tue so als wäre es mir egal. Als wäre mir alles egal.

Hast du schon mal eine wichtige Person verloren? Denn dann weißt du wie ich mich fühle. Für mich ist an diesem Tag alles kaputt gegangen und noch so viel mehr. Ich habe verlernt Verantwortung zu zeigen und wurde zu jemandem der ich nicht sein wollte.

Einem 'Badboy'. 500 Mädels die mit mir schlafen wollen und 100 die ich vermu schon hatte. Schlägereien gehören zum Alltag und vor allem richtet sich meine Wut gegen meine ehemaligen Teamkollegen. Sie konnten das tun was ich wollte. Sie können Basketball spielen. Ich gehe nur mehr auf Partys und versuche mein Leben zu vergessen.

Ich bließ die Luft aus mir heraus. Rachel wäre gar nicht stolz auf mich.

"Hey!" riss mich eine unbekannte Stimme aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich auf und sah ein Mädchen, welches sich einfach neben mich setzte. Verwirrt sah ich sie an und wusste nicht was sie wollte, aber sie setzte sich einfach neben mich. Wer ist sie?

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