|45| Angst

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Blake

Kein Mensch hat Angst vor dem Tod. Niemand hat das, auch wenn man es behauptet. So kann man es einfach nur leichter sagen. Die Wahrheit wäre nämlich viel erdrückender und tiefgründiger, als diese einfachen paar Worte 'Ich fürchte mich vor dem Tod'

Dabei hat man nicht davor Angst zu sterben. Nein nicht vor dem Tod direkt. Vielleicht stirbt man mit Schmerzen, klar kann sein, aber wenn du dann Tod bist ist es viel mehr eine Erlösung für einen.

Nein... Keiner hat Angst vor dem Tod.

Man hat Angst vor dem nichts, welches nach dem Ende auf dich wartet und dieser Ungewissheit, aber viel viel mehr hat man davor Angst, sein eigenes Leben nicht gelebt zu haben. Man hat Angst davor in seinem Alltagstrott zu sterben ohne, das Gefühl zu haben wichtig gewesen zu sein oder etwas bedeutendes erlebt zu haben. Jeder Mensch möchte eine gewisse Rolle auf dieser Welt spielen und diese sollte ihn auch ausfüllen, denn sonst würde er sein Leben nicht wertschätzen und irgendwie auch verachten. Dabei ist es wichtig zu sehen, dass doch jeder selbst verantwortlich ist welche Rolle er spielt.

Ich habe viele Rollen übernommen... Zwei welche ich vollkommen selbst gewählt hatte. Einmal der Verantwortungsvolle und einmal das komplette Gegenteil. Meine Rolle hatte mich in den letzten sieben Monaten nicht ausgefüllt und dennoch hatte ich nicht die Angst vor dem Tod, schlicht und ergreifend weil ich schon dieses Gefühl hatte. Ich weiß schon wie es ist wichtig für die Menschen um einen herum zu sein. Ich weiß das schon und deshalb macht mir dies keine Angst mehr.

Keiner fürchtet sich vor dem Tod. Niemand.

Auch meine Schwester hat dies nie. Ihre Worte, als unsere Großmutter starb waren klar und deutlich. Sie hat die Frage des Lebens beantwortet. Eine Frage die sich viele stellen und kaum einer hat eine wirkliche Antwort dazu.

Als unsere Granny schon schwach war und auf ihrem Bett lag hatte meine kleine 10 Jährige Schwester sie gefragt ob sie Angst hätte zu gehen. Unsere Oma wusste nicht so ganz was sie sagen sollte aber ihre Antwort war 'Angst davor euch dann nicht mehr zu sehen' meine Kleine hatte gelächelt und ihre Hand gehalten, ihre zarte Stimme ging durch den Raum in welchem wir damals neben meiner Granny saßen um sie zu besuchen 'Oma... Hast du geliebt?' meine Großmutter hatte geknickt und ein 'einige Menschen und diese sehr' geflüstert und meine Schwester hatte gelächelt und die nächste Frage gestellt 'wurdest du geliebt?' die beiden haben tatsächlich an diesem Tag gelächelt und das obwohl sie klare Tränen in ihren Augen hatten. Meine Oma hatte geantwortet 'ja wurde ich und werde es auch immer noch von vielen anderen' mein Engel hatte kurz gelacht und sagte dann 'siehst du Granny? Du brauchst keine Angst zu haben wenn du gehen musst! Dein Leben hatte einen Sinn!'

In dieser Nacht war sie gestorben und erst nach dieser Nachricht hat meine kleine Schwester es sich erlaubt zu Tauern. Sie wollte für unsere Oma glücklich sein und ihre letzten Tage wunderbar gestalten ohne viel Kummer und mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie war für ein zehn jähriges Mädchen total stark und ein Sonnenschein für die Welt... Für meine Welt.

Rachel war eine so gute Seele.

An diesem Tag habe ich aber verstanden, dass man vor seinem eigenen Tod keine Angst zu haben braucht. Es ist nur die Angst wenn einer deiner Liebsten umkommt.

Wenn dir damit ein Stück deines Herzens raus gerissen wurde, dann hast du Angst davor, dass es noch einmal passiert. Menschen, dessen Angst davor zu groß wird, versuchen jeden Tag dagegen zu kämpfen verlernen dabei aber ihr Leben zu schätzen und vorallem zu lieben.

Wir sind nur kurz auf dieser Welt. Manche länger manche kürzer.

Wenn ich im Sterben läge, könnte ich behaupten, dass mein Leben einen Sinn hatte. Darüber war ich stolz und auch ziemlich glücklich, doch mit Rachel's Verlust fing ich an in einem Hamsterrad zu laufen.

Ich komme nicht vorwärts. Ich bleibe nur genau auf dieser Stelle und dabei ist es egal wie sehr ich mich anstrenge.

Ich muss erst eine Pause einlagen um zu verstehen, dass mein Käfig viel mehr zulässt als nur dieses kleine Rad.

Diese Pause hab ich nun hinter mir. Ich werde wieder mein Leben aufnehmen und genießen. Für mich, für meine Freunde, für meine Eltern, für meine Zukunft, für Freya und für Rachel.

Rachel hat mich mein Leben lang gehalten und gestürzt, jetzt wird es wohl Freya sein die meinen Ausgleich schafft und mich gut und gerne von meinem hohen Ross runter holt.

Ob Freya Angst vor dem Tod hat? Vermutlich, oder eher hoffentlich, geht es ihr da so wie mir. So wie ich mich nicht vor dem meinem Fürchte, wird sie ebenso keine Angst vor dem ihrem haben.

Meine Angst liegt darin sie zu verlieren und, zumindest denke ich so, wird sie auch einfach nur mich nicht gehen lassen wollen. Ob sich meine Theorie bestätigt weiß ich natürlich nicht, aber so ist einfach meine Hoffnung.

Ich habe keine Angst vor dem Tod.
Ich habe auch keine Angst davor, dass mein Leben zum Schluss hinaus sinnlos war, denn mein Leben wird immer einen Sinn haben. Für meine Schwester zu leben! Für sie die Freiheit zu erkunden und zu spüren, welche ihr doch so verwährt blieb. Ich werde mir meine Träume erfüllen und jeden Tag so leben als wäre es mein Letzter.

Ich werde ihren letzten Wunsch nach gehen und mich nicht dafür fertig machen sie verloren zu haben, sondern mich darüber zu freuen sie einen Teil meines Lebens nennen zu dürfen.

Es ist mir eine so große Ehre ein so wundervolles Mädchen gekannt zu haben und sie meine kleine Schwester nennen zu dürfen. Auch wenn sie nicht mehr lebt wird sie immer bei mir sein und meinen Charakter prägen.

Rachel? Wärst du jetzt hier würde ich dich etwas fragen.

Ich würde dich erst fragen 'hast du geliebt?' und nachdem du 'Ja' gesagt hast, würde ich sagen 'Mein Engel, du wurdest geliebt! So sehr, dass ich mein eigenes Leben sofort für das deine geben würde!'

Take My OnusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt