|26| Brief

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Blake

"Ich bin ein Arsch" seufzte ich und ließ mich auf das Sofa fallen und Dr. Burgs sah mich mit einer nach oben gezogenen Augenbraue an.

"Hallo Blake, schön dich zu sehen und ja ich habe dich auch vermisst... Und Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!"

"Danke... Sehr verehrter Seelenklempner sie helfen mir total weiter" gab ich nur ironisch von mir und der Typ schmunzelte.

"Erzähl... Was ist los?" fragte er und ich wusste nicht weshalb, aber ich began ihm von meinem Wochenende und hauptsächlich von dem Problem mit Freya zu erzählen.

"Ich verstehe schon warum sie so reagiert, aber verdammt... Ein recht hat sie dazu eigentlich kaum!" gab ich zum Schluss noch von mir und der Doc nickte.

Ich sah deutlich wie er schluckte "Blake... Dieses Mädchen hat dich so kennengelernt wie du mal warst und jetzt möchte sie wohl nicht einsehen, dass du ein 'Arschloch' bist. Sie sieht in dir den Jungen, der du vor knapp sieben Monaten mal warst."

Ich nickte und verstand auch was er meinte, aber was ich jetzt machen soll weiß ich auch nicht. Der Doc laberte weiter "Seit deine Schwester gegangen ist, bist du nicht mehr der gleiche. Aber ich hab etwas für dich, was dich ihr näher bringen kann"

Er zog aus der dicken Akte einen Umschlag und reichte ihn mir "Rachel hat ihn als sie 14 war für deine Eltern geschrieben, aber ich denke es ist wichtig, dass du ihn auch ließt... Geh irgendwo hin wo du deine Ruhe hast und ließ ihn durch. Lass ihre Worte auf dich wirken und vielleicht weißt du dann eher wohin mit dir selbst"

Ich nickte und verabschiedete mich von Dr. Burgs um mit meinem R8 zu dem Park zu fahren, in welchem ich Fre zum ersten Mal gesehen hatte.

Mit schnellen Schritten eilte ich zu dieser Bank und kaum saß ich, fuhr ich geradezu andächtig über den Umschlag.

Ich schluckte den Klos in meinem Hals runter, naja ich versuchte es zumindest und öffnete den Brief.

Ihre saubere Handschrift stach mir entgegen und ich fing an zu lesen.

Mom, Dad,
Ich liebe euch total und alles, aber mir gefällt dieses Leben einfach nicht. Vielleicht sehe ich auch zu sehr den Weltuntergang, aber dennoch ist der Fakt, dass ich mich nicht wohl fühle, der der mich gehen lässt.

Ich liebe euch, keine Frage, aber ich muss glücklich werden. Ich wollte mit euch darüber reden, aber mir ist klar, dass ihr mich dann zum bleiben bewegt.

Wollt ihr dass ich unglücklich bin? Ich kenne die Antwort, sie lautet 'Nein' da ihr immer das Beste für mich wollt.

Das weiß ich sehr zu schätzen und wirklich leicht fällt mir das hier alles auch nicht, aber ich kann so nicht weiter machen.

Ich will reisen und so vieles Erleben! Ich möchte endlich diesem Altagstrott entgehen!

Damit ich dies auch wirklich erreichen kann, gehe ich auch genau heute. Blake würde mich ganz und gar nicht gehen lassen! Das weiß ich und da er heute Basketball Training hat ist es meine einzige Chance.

Tschüss Mom, Tschüss Dad, Blake bleib so wie du bist.

Ich hab euch lieb!

Blake du Pläne zerstörer! Du hast Glück, dass ich dich echt liebe!

Den letzten Satz hatte sie ganz klar nachträglich auf das Papier gebracht und ich musste lauthals lachen.

An diesem Tag bin ich nämlich, bevor sie verschwinden konnte nach Hause gekommen. Der Coach war krank und das Training fiel aus.

Sie lief dann quasi in meine Arme und ich zwang sie mit mir und dem Team zum Strand zu gehen. Sie konnte an diesem Tag also nicht abhauen, weil ich sie aufgehalten habe.

Mein Lachen verebbte und zurück blieb eine gewisse Traurigkeit.

"Oh Rachel... Wenn du nur hier und nicht gegangen wärst!" flüsterte ich und ließ den Kopf hängen.

Sie war mein ein und alles. Ohne sie ging meine ganze Welt immer weiter Bergab. Ich laß mir den Brief immer wieder durch und tauchte in Erinnerungen ein.

Blake du Spaten! Hast du Nick ernsthaft gedroht nur, weil er mit mir ausgehen will?!

Ich lachte und zum ersten Mal war ich froh über die Stimmen in meinem Kopf. Rachel hat nie einen abbekommen, weil sie alle zu große Angst vor mir hatten.

Och komm schon Blaki! Bitte!

Ihr Schmollmund schoss mir bildlich durch den Kopf und ich dachte daran wie sie mich zu jedem scheiß überredt hat.

Kannst du nicht einmal ernst bleiben?

Das hatte sie mich gefragt, als sie mir sagte, dass sie unbedingt auf den Mond reisen will und das mit einem Känguru. Sie ist das verrückteste Mädchen das ich kenne und ich kenne verdammt viele.

Weißt du was Blake? Ich hab dich lieb!

Traurig lächelte ich und wünschte mir sie wäre hier und nicht nur in meinen Gedanken. Die Erinnerungen an sie waren so unglaublich schön und doch auch so schmerzhaft.

Ich liebe sie so unglaublich. Sie war meine bessere Hälfte. Neben ihr hab ich mich ganz gefühlt und verdammt, die Liebe zu ihr war so enorm groß.

Meine Eltern waren oft auf Geschäftsreisen oder hatten einfach insgesamt nicht so viel Zeit für uns und da wurde es normal, dass wir eine so überaus enge Bindung hatten.

Rachel ist das wichtigste in meinem Leben und niemals wird irgendjemand über ihr stehen.

Vorsichtig falltete ich das Papier wieder zusammen und steckte es zurück in den Umschlag.

Ich strich über die Buchstaben die sie auf ihn geschrieben hatte.

Mom, Dad und Blake <3

Traurig sah ich den Brief in meinen Händen an.

Ich verlor sie und dann auch fast die Fähigkeit zu laufen. Paris blieb ebenfalls nicht bei mir und das Basketball Team musste ich auch verlassen.

Und meinen Lebenswillen. Ich stand, als ich nicht mehr im Team war auf Null. Meine Schwester und Paris waren weg und Sport konnte ich auch nicht mehr so betreiben wie ich wollte.

Es war alles weg. Mein ganzer Lebens Sinn war dahin gegangen. Plötzlich war ich ein Junge ohne Plan und ohne Lust zum Leben und verdammt es hat sich zu diesem Zeitpunkt angefühlt als wäre ich vom 100sten Stock auf den Asphalt geklatscht.

Es war als legte sich mit dem Brief ein Schalter in meinem Kopf um: ich musste weiter leben... Für meine Kleine!

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