Kapitel 22

1K 45 5
                                    

Schwach öffnete ich meine Augen. Grelles Licht strahlte mir ins Gesicht. Ich drehte meinen Kopf und merkte erst jetzt, dass ich auf einer Liege lag. Meine Handgelenke gefesselt.

Sofort war ich wacher und zog erfolglos an den Fesseln. Hektisch schaute ich mich um.

Ich war in einem großen, hellen Raum. Überall standen medizinische Geräte herum. Es war ziemlich unordentlich, hatte auf eine eigenartige Weise aber auch seine Ordnung.

Mein Kopf brummte als hätte ich gestern Abend zu viel getrunken und ich war merkwürdig schwach.

Eine Tür ging auf und jemand trat herein. Das Licht blendete und ich konnte nicht genau erkennen wer es war. Er ging durch den Raum, schaute in ein paar Akten und schwenkte ein paar Ampullen, die auf Tischen herum standen. Es sah ein bischen aus wie im Chemielabor.

Dann blickte er zu mir rüber. Egal wie stark das Licht mich jetzt noch blendete, diese Silhouette war unverkennbar. Dr. Wes Maxfield.

Ich hatte ihn zuvor sehr selten gesehen. Dennoch wusste ich, dass er es sein musste.

Er trat selbstbewusst auf mich zu. Es verschlug mir die Sprache, als er vor mir stand. Er hatte so ein dunkles Auftreten geisterhaft und stumm.

Er musterte mich von Kopf bis Fuß, nahm eine Lampe aus seiner Tasche und leuchtete in meinen Augen herum. Dann holte er ein kleines Diktiergerät aus seiner Tasche.

Pupillenreflexe sind normal. Enzo hatte Recht. Sie ist eine perfekte Kandidatin.》

Ich stotterte mir selbst unbekannte Wörter.

Und nun zu dir Katy. Vermutlich weißt du wer ich bin, weshalb ich es gar nicht erst erwähnen brauch'. Keine Angst, du musst nichts weiter machen außer einfach rumzuliegen und zu warten.》

Seine Stimme war nicht im geringsten beruhigend, im Gegendteil sie machte mir Angst. Reflexartig zog ich an den Fesseln.

Wes schob ein großes Gerät neben mich und holte eine kleine Kanüle. Er stach sie in meinen Arm, schloss sie an das Gerät an und pumpte mir ein wenig Blut ab.

Was haben Sie vor?》

Wes schaute einmal kurz in mein Gesicht und lächelte.

Weißt du, ich hätte niemals gedacht, dass Enzo freiwillig für mich arbeiten würde. Na ja so ganz freiwillig war es auch nicht, wenn man bedenkt, dass seine Bedingung war, dass er sich endlich rächen dürfte...》

Die Angst stand mir ins Gesicht geschrieben. Alles was Wes sagte, ergab nicht wirklich Sinn. Aber wenn Enzo sich rächen durfte, hatte das nichts Gutes zu bedeuten.

Nach jedem Milliliter, den Wes mir entnahm, wurde ich schwächer. Nach einigen Minuten stellte er das Gerät ab und verließ den Raum.

Wieder zog ich unentwegt an den Fesseln, doch es hatte keinen Sinn. Ich schaute nochmal durch den Raum. Mir fiel auf, dass kein einziges Fenster hier war und ich nicht mal wusste, wie spät es war.

Ich hätte erst seit Stunden hier sein können, aber vielleicht auch Wochen, oder Monate!

Es verging einige Zeit, bis Wes wiederkam. Er hatte ein Becherglas mit Wasser und ein Tuch bei sich. Wes nahm eine kleine mit einer bräunlichen Flüssigkeit gefüllten Ampulle und schwenkte sie ein paar mal hin und her.

Er holte eine Pipette und tröpfelte ein wenig ins Wasser. Ich beobachete ihn die ganze Zeit. Dann tauchte er das Tuch ins Wasser und wrang es aus. Er kam damit auf mich zu.

Meine Augen weiteten sich vor Angst. Ich wand mich in alle Richtungen und konnte dennoch nicht weg. Wes krempelte das Tuch leicht auf und presste es an meinen Mund.

Es brannte wie Feuer und ich öffnete den Mund, um zu schreien vor Schmerz.

Natürlich tauchte Wes das Tuch in Eisenkraut! Das hätte ich mir denken können!

Er band es hinter meinem Kopf zusammen. Meine Konzentration lag auf dem unaufhörlichen Schmerz, der sich durch meinen Mund ätzte wie Säure. Es fühlte sich bei jedem Atemzug an wie Rasierklinge, die duch die Atemwege schnitten.

Immer noch stieß ich Schmerzlaute aus, behielt Wes aber im Auge. Er krammte vollkommen emotionslos in einer Schublade.

Er zog ein Messer aus der Schublade und trat wieder näher an mich heran.

Ich versuchte Tränen zu unterdrücken und einfach nur still dazusitzen, was mir auch gelang.

Wes strich mit dem Messer sacht über meine Haut. Die kleinen Härchen stellten sich dort auf und meine Muskeln verkrampften so stark, dass es schmerzte.

Weißt du, warum ich das mache? Nein, wie solltest du auch. Aber weißt du, ich brauche dein Blut, und dass solange du wütend bist. Ich weiß, du hasst mich, aber du hasst mich einfach noch nicht zu sehr!》

Er wanderte mit dem Messer zu meiner Kehle. Seine Augen versteiften sich und starrten auf meinen vollkommen schutzlosen Hals.

Als ob der Schmerz, der sich durch meine Atemwege zog nicht schon genug wäre, machte sich ein vollkommen neues Gefühl in meinem Körper breit. Hass.

Wes umklammerte so fest er konnte das Messer. Er setzte an der äußeren Seite meines Hals an und machte einen tiefen Einschnitt.

Ich schrie noch lauter als vorher, doch der Schrei ebbte ab. Das warme Blut lief unaufhaltsam aus der klaffenden Wunde.

Fasziniert und mit einem kleinen, sarkastischen Lächeln, dass er zu unterdrücken versuchte, starrte er auf die Wunde.

Meine Sicht schwand. Alles um mich herum wurde schwärzer, bis die Dunkelheit mich in ihren Bann zurück zog.

Sister of a Vampire || D.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt