Kapitel 23

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Es war eine Qual.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier war. Wes war doch klüger als ich gedacht hatte. Er kam immer nach einer bestimmten Zeit wieder und sah jedes Mal genauso aus wie zuvor.

Er legte großen Wert darauf, dass ich nicht erfuhr, wie spät es war, geschweige denn ob es Tag oder Nacht war.

Die Prozedur war jedesmal gleich. Er kam rein, wechselte das Tuch in meinem Mund, holte das Messer, durchschnitt mir die Kehle, gab mir eine kleinen Becher voll Blut, damit ich nicht bewusstlos wurde und nahm mir Blut ab, bevor er wieder für eine Zeit verschwand.

Er sagte nicht einen Ton schon seit sehr vielen Malen, die er rein kam. Bis auf die Schmerzlaute sagte ich aber auch nichts.

Jeder andere würde um Gnade beten oder ihn sonst wie von irgendetwas überzeugen, aber ich nicht.

Es hätte bei Wes sowieso keine Sinn. Wenn er etwas vorhatte, ließ er sich von niemandem etwas anderes sagen, das wusste ich inzwischen.

Ich wartete ohne Zeitgefühl. Ich ließ Wes alles genauso weiter machen, ohne mich zu wehren. Und ich klammerte mich an Hoffnung. An die Hoffnung, dass Damon mich bald finden würde.

Es dauerte lange, bis wieder jemand die Treppe herunter kam. Ich bereitete mich mental schon mal auf die Prozedur vor. Doch dann trat Enzo in den Raum ein.

Na, Kleines.》

Er lächelte. Ich ignorierte ihn und starrte an die Decke. Ich wusste nicht, wie Wes es geschafft hatte, dass Enzo mit ihm zusammen arbeitete, aber er tat es!

Es wäre genauso sinnlos Enzo anzubetteln, also ließ ich es bleiben. Aber ich wollte, das Enzo nichts Schwaches von mir dachte, also tat ich so, als ob ich meine Gefühle ausgeschaltet hatte.

Oh, willst du mir gar nicht antworten? Na ja, dann werde ich dich wohl dazu bringen müssen!》

Enzo krempelte seinen Pullover hoch und spreizte seine Finger. Hoffentlich wollte er nicht das tun, was ich glaubte, dass er tun wollte.

Ich geriet leicht in Panik, versuchte aber möglichst ruhig zu bleiben.

《Mach mit mir was du willst! Es interessiert mich nicht!》

Abrupt verharte er in seiner Bewegung. Und schaute mich an.

Na, sie mal einer an. Wer hat denn da seine Gefühle abgestellt?》

Er glaubte wirklich, dass ich sie abgestellt hatte! Enzo wusste ganz genau, wie ich mich fühlte, schließlich war er selbst in schon mal in dieser Situation.

Ja, es ist schwer, wenn man keinen Freund hier hat, nicht war? Von Minute zu Minute schwindet die Hoffnung, dass doch jemand kommt und dich rettet. Ich weiß, wie das ist.》

Immernoch starrte ich emotionslos an die Decke. Ich bewegte mich keinen Millimeter. Nach wenigen Minuten, in denen Enzo mich anschaute, verschwand er auch schon wieder.

Langsam ließ ich meinen Kopf zurück sacken. Hatte Enzo Recht? Wie lange würde ich es noch hier aushalten? Die Hoffnung war das einzige, an das ich mich klammern konnte. Doch sie verschwand, je mehr Zeit verging.

Ich kann nicht mehr...

Langsam ließ ich meine Augen zu fallen und wollte meinen Schalter umlegen. Es hatte keinen Sinn mehr!

Plötzlich hörte ich ein poltern und die Tür öffnete sich. Die Kanüle in meinem Arm pumpte wieder etwas Eisenkraut nach, sodaß ich etwas schwächer wurde. Meine Adern brannten vor Schmerz.

Damon stolperte etwas außer Atem durch die Tür. Ich war so erleichtert. Auch Elena stand in der Tür und blickte mich einmal an. Dann schaute sie wieder nach draußen und hielt die Stellung.

Damon...》

Mehr brachte meine geschwächte Stimme nicht heraus. Damon blickte mich besorgt an und band das Tuch hinter meinem Kopf auf. Sofort hustete ich.

Schnell öffnete Damon alle Fesseln und stoppte all seine Bewegung als er meinen blutüberströmten Körper sah. Es waren unzählige Liter die jetzt zum Teil auf meinem Oberkörper hefteten.

Was hat er mit dir gemacht!? Ich werde ihn umbringen!》

Damon war verdammt agressiv. Ich war zu schwach zum Stehen und Damon nahm mich auf den Arm. Er legte meinen Arm über seine Schulter, mit dem anderen krallte ich mich an seinem T-Shirt fest. Ich vergub meinen Kopf tief an seiner Brust. Sein verfüherischer Duft stieg mir in die Nase. Oh Gott, wie sehr ich das vermisst hatte.

Wir gingen so schnell es ging zum Auto, in dem Stefan zusammen mit Caroline wartete.

Enzo und Wes mussten noch leben! Ansonsten hätte wir uns nicht so beeilt! Warum auch immer Damon die beiden nicht getötet hatte.

Damon sprang auf den Rücksitz und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. Ich war selbst zu schwach zum Sitzen! Elena schob sich unter meine Beine. Schnell blickte Stefan auf den Rücksitz und lächelte.

Worauf wartest du? Fahr!》

Damon brüllte ihn an und Stefan trat aufs Gas.

Sorgsam täschelte Damon meinen Kopf und blickte mir besorgt in die Augen. Es fiel mir unglaublich schwer, die Augen auf zu halten, aber ich wollte Damon in die Augen sehen. Er tauschte einen Blick mit Elena aus. Ich konnte ihn nicht deuten, ich war auch viel zu schwach dazu.

《Ich liebe dich...》

Man konnte meine Worte kaum verstehen. Damon lächelte und streichte über meinen Kopf.

Sister of a Vampire || D.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt