Kapitel 3

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Natasha trat aus dem Aufzug, als er in dem Stockwerk hielt, in dem die Avengers lebten, und ging geradewegs durch den Flur auf die Tür zu, hinter der sich ihr eigenes Zimmer befand. Die Unterhaltung mit Stark hatte ihr leider nicht so sehr geholfen, wie sie es sich erhofft hatte. Denn obwohl sie nun wusste, dass er dafür nicht verantwortlich war, machte sie das nur bedingt schlauer. Schließlich wusste sie dadurch immer noch nicht, wer dahinter steckte. Wäre es Stark gewesen, hätte sie jetzt wenigstens gewusst, wer es war und würde aktiv etwas tun können, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Doch wann lief es auch mal optimal?

In ihrem Zimmer angekommen, zog sie ihre Sportsachen, die sie immer noch trug, aus und entschied sich für eine Dusche. So konnte sie den möglichen Fragen der übrigen Avengers, die die Nachrichten vermutlich ebenfalls gesehen hatten, wenigstens noch ein wenig länger entgehen. Wie sie das erklären sollte, war ihr selbst, nämlich noch nicht klar.

Nachdem sie eine Viertelstunde später ihre Dusche beendet und sich frische Sachen angezogen hatte, verließ sie ihr Zimmer wieder und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Allerdings hoffte sie, dass die meisten ihrer Kollegen an diesem Tag allesamt auf Missionen oder aus einem anderen Grund, der ihr genauso recht war, weg waren. Schließlich war die Nachricht von ihrem Sextape sicher auch nicht an ihnen vorbeigegangen. Höchstens an Steve, der kein sonderlich großer Nutzer des Internets war.

Als sie das Wohnzimmer betrat, verwunderte es sie allerdings, dass dort tatsächlich keiner der anderen zu finden war. Allerdings beschwerte sie sich darüber nicht, sondern ging einfach auf eines der Sofas zu und ließ sich darauf sinken. Der Tag war noch nicht mal zu Ende und trotzdem hatte sie ihn schon als einen Schlechten eingestuft. Jedoch konnte sie auch nicht anders, als weiter darüber nachzudenken, da weit und breit keine gute Ablenkung um sie herum zu sein schien.

Es störte sie, dass sie nichts dagegen tun konnte, dass ich die Information über Tony und sie verbreiteten. In Momenten wie diesen machte sich in der Agentin ein Gefühl der Machtlosigkeit in ihr breit und sie hasste es. Besonders, da sie sich nun mit auf Tony verlassen und mit ihm zusammen arbeiten musste. Die Möglichkeit ihm aus dem Weg zu gehen, blieb ihr dadurch verwehrt. Da es sie allerdings auch störte, nichts tun zu können, zog sie ihr Handy hervor, um einen Blick in die aktuellen Nachrichten zu werfen. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, wie gedacht. Als sie die Titel der ersten Artikel, die sofort auftauchten, las, wurde ihr Herz jedoch schwer und ihr Gesicht verlor an Farbe. Verdammt, das sah um einiges schlimmer aus, als sie gedacht hatte.

Unterdessen hatte Tony sich entschieden, dass seine Firma für einen Tag auch mal ohne ihn auskommen würde. Deshalb verließ er sein Büro und ging zu seiner Assistentin, die hinter ihrem Schreibtisch saß und ihre Abreit vertief zu sein schien. Als er vor ihr jedoch stehen blieb, hob sie den Kopf und sah zu ihrem Boss hinauf: "Oh, Mister Stark, kann ich irgendetwas für Sie tun?" „Ja, das könnten Sie tatsächlich", bestätigte er ihr mit einem Nicken: "Ich arbeite für den Rest des Tages von meiner Wohnung aus. Leiten Sie alle eingehenden Anrufe bitte an mich weiter." „Natürlich", erwiderte die Frau daraufhin sofort, ebenfalls nickend: "Wird gemacht, Mister Stark. Haben Sie einen schönen Tag." Ein charmantes Lächeln auf ihren Lippen. „Dankeschön", antwortete er daraufhin nur, bevor er sich von ihr verabschiedete und sich auf den Weg zum Aufzug machte. Ihm war schon öfter aufgefallen, dass seine Assistentin ein besonders charmantes Verhalten an den Tag zu legen schien, wenn er selbst in der Nähe war.

Im Gegensatz zu früher maß er dem nur geringes Interesse zu. Stattdessen war er mit den Gedanken immer noch bei seinem heutigen Gespräch mit Natasha. Das erste Mal, dass sie wieder mit ihm sprach, hatte er sich definitiv anders vorgestellt und ehrlich auch anders erhofft.

Sobald das ‚Ping' des Aufzuges erklang, öffneten sich die Türen wieder und er schaute geradewegs in das Appartement, dass sich mittlerweile alle Avengers teilten, hinein. Nun setzte er sich wieder in Bewegung und ging in die Küche, in der Hoffnung, dass irgendeiner seiner Teamkollegen gekocht und die Reste in den Kühlschrank gestellt hatte. Ihm selbst war nämlich nicht gerade danach zumute sich selbst lange an den Herd zu stellen. Auf dem Weg dorthin durchquerte der Milliardär das Wohnzimmer, wobei sein Blick wie von selbst beiläufig in Richtung Sitzecke wanderte. Als er sie dort jedoch bemerkte, blieb er kurz stehen und musterte sie, da sie selbst ihn nicht bemerkte zu haben schien – oder vielleicht wollte sie ihn auch nicht bemerken. In der Hand hielt sie ihr Handy und die Bewegung ihrer Augen, sowie ihr Gesichtsausdruck verrieten ihm, dass sie gerade etwas las, was ihr ganz und gar nicht gefiel. Vermutlich einen der unzähligen Artikel, die heute Morgen fast in allen Klatschblättern aufgetaucht waren.

Nach einigen Sekunden ging er weiter in die Küche, da er ihr wenigstens diesen Moment für sich alleine lassen wollte. Schließlich würde sich das in den nächsten Tagen wohl ändern, wenn ihre Teamkollegen zurückkamen und die Nachrichten noch weiter die Runde machten. Schließlich waren sie Iron Man und die Black Widow, die mittlerweile wohl zu den bekanntesten Superhelden der Welt gehörten.

In der Küche angekommen, ging er geradewegs zum Kühlschrank und warf einen Blick hinein. Zu seiner Überraschung befand sich darin tatsächlich ein Teller mit Nudeln, den Tony sofort herausnahm. In diesem Moment liebte er es mit anderen zusammenzuleben. Das Gericht war mit einer Plastikfolie abgedeckt, auf der ein Zettel lag, dessen Schrift er sofort als Steves identifizieren konnte. „Das ist mein Essen. Finger weg, Stark", stand darauf, doch Tony nahm ihn einfach achtlos herunter, knüllte ihn zusammen und warf ihn einfach in den nahegelegenen Mülleimer. Dann nahm er den Teller und schob ihn in die Mikrowelle, um das Gericht aufzuwärmen. Schließlich war Steve sowieso nicht hier und ein einfacher Zettel hatte Tony noch nie davon abgehalten einfach zu tun, was er wollte.

Während er wartete, wanderten seine Gedanken zwangsläufig wieder zu Natasha. Allerdings nicht zu dem Sextape an sich, sondern auch das, was zwischen ihnen vorher gewesen war. Zuvor hatte sich zwischen ihnen beiden nämlich eine merkliche, sexuelle Spannung aufgebaut, die mit jedem Mal, wenn sie länger Zeit miteinander verbrachten, stärker zu werden schien. Selbst dann, wenn sie miteinander diskutiert oder gestritten hatten. Immer war es so gewesen, als würde etwas sie zueinander ziehen.

Auf einer seiner berühmt-berüchtigten Partys hatte sich ihr streiten, ohne dass sie es wirklich darauf abgesehen hatten, schnell in Flirten und darauffolgende Küsse verwandelt, bevor es zu dem geworden war, was sie in die momentane Situation gebracht hatte. Doch sie waren beide einfach nicht mächtig gewesen, was da zwischen ihnen gewesen war zu ignorieren. Vielleicht hatten sie auch gehofft, dass es verschwinden würde, wen sie der Anziehungskraft einmal nachgaben und zuließen, dass sich die Spannungen mit einem Mal entluden. Soweit er es jetzt sagen konnte, hatte das allerdings nicht funktioniert. Denn nur die kurze Zeit, in der sie in seiner Nähe gewesen war, hatte in ihm das gewohnte Gefühl verursacht und ihm damit das Gegenteil bewiesen.

Sextape | IronWidowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt