Kapitel 54 :
„Ich komme.“, kam es leise aus meinem Mund.
Noch ehe ich aufstand, hörte ich plötzlich Geschrei aus dem Flur. Die Stimme kam mir bekannt vor.
„Wo ist meine Frau?“, brüllte jemand.
Armend .. einen Augenblick später stand er im Wartezimmer. Seine Augen weiteten sich, als er mich sah. Mein Herz blieb stehen. Mein ganzer Körper zitterte.
„Cka po ban ktu? (Was machst du hier?)“, schrie er mich an und kam auf mich zu.
Mehrere Augenpaare waren auf uns gerichtet. Armend packte mich am Arm und zog mich aus dem Zimmer. Er schwor mir abwechselnd Liebe und verfluchte mich. Er himmelte und funkelte mich an. Was gerade in mir vor ging war nicht zu beschreiben. Wahrscheinlich würde ich es auch so nicht durchziehen .. mein Kind töten .. Nennt es wie ihr wollt. Ich nannte es Schicksal. Gott wollte es so.
„Als ich diese Visitenkarte im Schlafzimmer sah, bin ich ausgeflippt! Du wolltest unser Kind töten! Was ist in dich gefahren Adelina? Ich glaub es nicht ..“, sagte Armend als wir im Wagen saßen.
Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Autoscheibe. Mein Puls ging gleichmäßig, ich war wie betäubt. Armend nahm meine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
„Es tut mir leid okay. Ab jetzt wird alles gut.“, sagte er.
Ab jetzt würde alles gut werden .. nur für wen? Den Rest der Fahrt schwiegen wir beide und ich war dankbar für diese Stille, die mich auszufüllen schien.
Später lag ich ihm Bett, während Armend im Wohnzimmer telefonierte. Ich lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Eigentlich wollte ich schlafen. Ich war wirklich müde, hatte keine kraft mehr. Aber zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf. So langsam aber sicher musste ich akzeptieren, dass alles irgendwann ein Ende haben würde. So war es bei mir und Leo. Die Sache war aus. Ich musste loslassen. Ich musste ich ihn vergessen, die Liebe, die ich für ihn empfand musste ich vergraben. Irgendwo tief in meinem Herzen, denn es war zwecklos. Als ich meine Augen wieder öffnete, senkte ich meinen Blick und stellte fest, dass meine Hand wieder auf dem Bauch lag. Unbewusst. Das passierte mir in letzter Zeit sehr oft .. es kam instinktiv. Mama war weg. Leo war weg. Die beiden hatten ein großes Loch in mir hinterlassen. Ein Loch, dass dieses Baby nun ausfüllte. Ein kleines Baby .. mein Kind, das in mir wächst. Ich konnte nicht fassen, dass ich es überhaupt in Betracht gezogen habe, abzutreiben. Mir rollte eine Träne die Schläfe herab. Aber diese Träne war anders. Sie fühlte sich befreiend an .. Auf meinem Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln. Nun hatte ich einen neuen Grund zum Leben .. mein Baby! Es bestand sogar eine kleine Möglichkeit, dass Leo der Vater meines Babys war, das wusste ich. Aber daran wollte ich irgendwie gar nicht denken. Ich hatte nicht einmal die Chance ihm davon zu erzählen, selbst wenn ich es wollte, denn er war weg. Obwohl ich es bezweifelte, klammerte ich mich an der Hoffnung, dass ich Armend irgendwann mal … lieben konnte. Ich würde es versuchen, denn er hatte es verdient ihm eine Chance zu geben...
Drei Monate später …
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Schicksalsschläge
General FictionAdelina ist ein ganz normales Mädchen, das ihr Abi erfolgreich abgeschlossen hat und nun den Traum hat zu studieren. Als sie dann noch die Liebe ihres Lebens kennenlernt, scheint ihr Glück perfekt. Doch es kommt anders als erwartet ..