Kapitel 11

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Kapitel 11 : 




„Hey canim, wo ist denn Leo hin?“, fragte Dilara mich, als ich den Zuckerwatten Stand erreichte. 

Sie hatte dort,wie es aussah, mit Metin auf mich gewartet. 

„Der hatte einen Anruf bekommen und musste gehen“, antwortete ich wahrheitsgemäß. 

Seine Cousine Albulena hatte angerufen und meinte es gäbe ein Problem. Um was genau es ging wusste ich nicht, ich wollte mich nicht in Leos Familienangelegenheiten einmischen. 

„Ach, der meinte heute zu mir, dass er nur kommt um jemanden zu treffen. Ich glaub der hat eine Freundin“, schaltete Metin sich ein. 
„Meinst du?“, fragte Dilara. 

Sie klang sehr überrascht und warf mir dann einen kurzen, enttäuschenden Blick zu. Oh, ich hatte so das Gefühl, dass Dilara vor Freude 10 Meter in die Luft springen wird, wenn sie von Leo und mir erfährt. Der Gedanke daran brachte mich zum Schmunzeln. 

 „Ja vallah, der ist seit Tagen von der Rolle. Von Kopf bis Fuß verliebt. So wie ich.“

Er zog Dilara in seine Arme und drückte ihr einen langen Kuss auf den Mund. Gott sei dank, denn sonst würden die beiden sehen, wie mein Gesicht die Farbe meiner Clutch angenommen hatte. Mit hochrotem Kopf drehte ich micnh um und kaufte mir eine Zuckerwatte. Mein Körper vibrierte noch von der Begegnung mit Leo. Von seinen Worten und seinen samtweichen Lippen. Ich war so überglücklich, denn sein „Ich ruf dich nachher an zemer.“, lies keinen Zweifel auf, dass wir nun ein Paar waren! 



Gegen 23 Uhr wurde mir langsam Langweilig. Es war total voll hier, ständig winkte mir jemand zu, den ich kannte. Ein Haufen Albaner, die mich so blöd anstarrten. Am liebsten würde ich mich auf der Stelle vom Staub machen. Von Lule war keine Spur. Dilara und Metin ließen mich zwar nicht alleine, aber die beiden turtelten die ganze Zeit. Das erinnerte mich immer wieder an Leo. Wie ich ihn vermisste .. das klingt so komisch ich weiss, aber es war einfach so. Ich biss grade genüsslich in meinen glasierten Apfel, als mir jemand von hinten die Augen zu hielt! 

„Hey! Lass mich los man!“, schrie ich panisch. 
„Nö!“, zischte mir die Person ins Ohr. 

Diese Stimme .. dieser Geruch! 

„Yigit!“, schrie ich und riss mich los. 

Ich drehte mich um und fiel ihm um den Hals. 

„Langsam Mädchen, willst du mich erdrücken“, lachte Yigit amüsiert. 

Es tat gut ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen.

„Komm hier lang“, grinste ich und zog ihn am Arm. 

Wir setzten uns, tranken was und unterhielten uns. Dilara freute sich ebenfalls ihn wiederzusehen, was Metin gar nicht gefiel. Ich merkte es einfach an den Blicken, die er Yigit zuwarf. Irgendwie süß diese Eifersucht. Obwohl er ja absolut keinen Grund dazu hatte. Yigit war schon sehr lange vergeben. Seine Freundin war ebenfalls Türkin, schon seit 4 Jahren waren sie zusammen. Irgendwie beneidete ich die beiden, denn solche Beziehungen gab es heutzutage nur noch selten. 

„Auf komm Boxauto fahren“, sagte Yigit auf einmal. 

Oh nein! Wenn mich jemand sieht, dachte ich mir. 

„Ach komm bitte bitte bitte bitte“, flehte er, als er merkte, dass ich zögerte.

Er sah mich mit diesen Kulleraugen an und machte einen Schmollmund. 

„Okay! Aber nur ein einziges mal!“, stimmte ich schließlich zu. 
„Juhuuu“, schrie er fröhlich und nahm meine Hand. 

Dilara und Metin kamen ebenfalls mit. Wir warteten bis die aktuelle Fahrt endete und setzten uns in zwei Autos. Yigit und ich in einem, Dilara und Metin im anderen. Der Rest der Autos war natürlich auch schnell besetzt. Yigit fuhr wie ein verrückter, jedesmal mit voller Wucht in die anderen rein. Sein Lachen war richtig ansteckend, ständig zog er Grimassen und brachte mich auch zum Lachen. 

„Ach wieso so schnell vorbei“, sagte er enttäuscht. 

Die Runde war zu Ende. Yigit stieg aus und hielt mir grinsend die Hand hin. 

„Hat doch Spaß gemacht, oder nicht?“, fragte er und hauchte mir einen Kuss auf die Hand. 

Ich grinste ebenfalls und nickte zustimmend, doch als ich einen Blick über seine Schulter warf, riss ich geschockt meine Hand los. Dardan stand etwa 10 Meter von uns entfernt und kam auf uns zu. 

„Fass meine Schwester nicht an du Wichser!“, brüllte er und schlug Yigit gegen die Brust. 

Dieser war total überrumpelt und wusste grade nicht was abging. 

„Dardan!! Bist du dumm? Das ist nur ein Freund von mir!“, schrie ich entsetzt. 
 „Halt dein Maul du Schlampe! Geh nach Hause los!“ 

Was zum? Hatte er mich grade ernsthaft vor all den Leuten Schlampe genannt? Ich war auf 180, mein Kopf dröhnte. Um uns herum hatten sich schon ziemlich viele Leute versammelt. 

„Du kleiner ..“


Yigit griff nach meinem Arm und zog mich zurück. 

„Lass es Adelina, komm gehen wir“, flüsterte er mir zu. 

Ehe ich mich versehen hatte, ging Dardan wieder auf Yigit los! Doch diesmal reagierte er schneller, packte Dardan an den Schultern und drückte ihn zu Boden. 

„Hör mal zu kleiner. Ich bin 20 und werde dich nicht schlagen, zumal du Adelinas Bruder bist. Aber lass jetzt einfach gut sein, verstanden?“, versuchte er auf ihn einzureden. 

Meine Blicke suchten verzweifelt nach Dilara, aber sie war einfach nicht zu sehen. Wahrscheinlich waren einfach zu viele Leute hier, die uns praktisch schon umzingelt hatten. Auf einmal kamen etwa 5 Leute dazu, die sich direkt hinter den Freunden von Dardan platzierten. Zwei davon kannte ich. Verdammte scheiße!! Das waren die Söhne von Papas Arbeitskollegen .. Albaner! Ich war tot. Oh ja und wie ich tot war. Ich riss Yigit am Ärmel hoch und versuchte ihn wegzuziehen. Dardan stand wieder auf und sprang ihn an. 

„Dardan hör auf!“, schrie ich und ging dazwischen. 

Statt aufzuhören schubste er mich weg, sodass ich zu Boden fiel. Dann schrie er ein paar Worte auf Albanisch und plötzlich gingen diese 5 Monster auf Yigit los! Panik stieg in mir auf. Ich rappelte mich auf, doch wurde ich von jemanden am Arm festgehalten.

„Halt dich da raus“, sagte jemand. 

Armend? Soll das ein Scherz sein? Was hatte der den hier zu suchen? Voller Entsetzten sah ich, wie diese Arschlöcher auf Yigit einprügelten. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Alles meine Schule verdammt, alles meine Schuld. 

„Lasst ihn los ihr Schweine! Lasst ihn los man, hört endlich auf“, kreischte ich so laut ich konnte. 

Vergeblich versuchte ich mich von Armend loszureissen. 

„Was bist du für ein Penner man? Lass mich los!“, brüllte ich ihn an. 

Bestürzt musste ich mitansehen, wie Yigit auf dem Boden lag und sich nicht mehr wehrte. Weinend ließ ich mich auf die Knie sinken. Träne über Träne kullerte mir über die Wange. 

„Hört auf, bitte hört auf“, schluchzte ich kraftlos. 

Kein Schwein tat was! Sie standen nur da und sahen das als Schauspiel an. Amüsierten sich sogar dabei. Wieso rief keiner die Polizei? Was war nur aus der Menschheit geworden? Heulend vergrub ich das Gesicht in meinen Händen und schluchzte vor mich hin. Ich konnte das nicht länger mit ansehen! 


„Steh auf Schlampe, komm nach Hause.“

Dardan packte mich am Arm und zog mich hoch. Ich schlug seine Hand weg. Die anderen hatten aufgehört Yigit zu schlagen, standen aber noch immer um ihn herum. 

„Das wirst du bereuen. Ich schwöre auf alles, das wirst du bereuen!“, flüsterte ich aufgebracht.

Meine Stimme zitterte verräterisch. Ich rannte zu Yigit und kniete mich vor ihn hin. 

„Yigit .. Yigit es tut mir leid“, sagte ich kaum hörbar. 

Schon wieder brach ich in Tränen aus. Yigits blutüberströmtes Gesicht war schmerzhaft verzogen. 

„Geht es dir gut?“

Bevor ich eine Antwort bekam, wurde ich schon wieder hochgezogen. Diesmal von Armend. Er packte mich am Handgelenk. Ich versuchte mich loszureissen, doch sein Griff war zu stark. 

„Was denkst du wer du bist? Fass mich nicht an!“, schrie ich wütend. 
„Dardan, ich fahr deine Schwester jetzt nach Hause.“, igorierte er mich. 

Woher kannten die beiden sich? Dardan nickte nur und machte sich dann mit seinen beiden Freunden aus dem Staub. Die anderen 5 Monster standen noch immer hier herum. 

„Lass mich los du Hund! Ich muss ihn ins Krankenhaus fahren!“, schrie ich wütend. 
„Sieh an, Sieh an. Das kann auch jemand anderes machen. Du kommst jetzt mit, ansonsten lass ich die Typen hier noch ein bisschen spielen“, drohte er mir. 

Dieser elender Bastard! Als ich einen Blick zu Yigit warf, sah ich, dass Dilara und Metin neben ihm standen und ihm halfen. Armend Griff um meinem Handgelenk wurde stärker, er meinte es wohl wirklich ernst. Da ich nicht wollte, dass Yigit noch mehr Schläge bekam, gab ich schließlich nach. 

„Dilara, fahr ihn ins Krankenhaus. Ich ruf dich nachher an!“, schrie ich durch die Menschenmasse, die sich langsam aber sicher auflöste. Gleich darauf zog Armend mich zufrieden Richtung der Parkplätzen. 
„Du bist ein scheiß Arschloch!“, zischte ich wütend. 

Endlich ließ er mich los. Stinksauer massierte ich mein schmerzendes Handgelenk. 

„Glaubst du?“, fragte er arrogant. 
„Nein. Ich weiss es!“, gab ich zurück. 

Er schnaufte nur und lief einfach weiter. 

„Steig ein.“ 

Er wollte wieder nach meinem Arm greifen, ich machte jedoch einen Schritt zurück. 

„Ja ja okay, fass mich nicht nur an!“, sagte ich genervt. 

Ob es Yigit gut ging? Er sah wirklich übel aus. Alles meine Schuld! Ich hätte einfach nicht mit ihm fahren sollen. Mein Handy vibrierte, ich nahm es aus der Clutch und sah eine Nachricht von Leo. Oh nein, total falscher Zeitpunkt! Ich machte mein Handy aus und legte es wieder zurück. Zwei Minuten später hielt Armend vor unserem Haus an. Woher zum Teufel wusste er wo ich wohne? Wortlos stieg ich aus und wollte direkt ins Haus, doch Armend versperrte mir den Weg. 

„Nicht mal ein danke?“, fragte er hochnäsig. 
„Dafür, dass ihr meinen Kumpel blutig geschlagen habt? Arschloch!“, antwortete ich. 

Ich wollte an ihm vorbei, doch plötzlich packte er mich an der Taille … 

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