Kapitel 38

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Kapitel 38 : 



Armend sah mich eine gefühlte Ewigkeit ausdruckslos an. Mein ganzer Körper zitterte und ich hielt ängstlich die Luft an. Ich traute meinen Augen nicht, als er plötzlich wieder anfing zu grinsen.
„Guter Witz.“, meinte er lachend. 
Ich verzog keine Miene und zuckte nicht mal mit der Wimper. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, der mir irgendwie die Luft zum Atmen nahm. 
„Das ist kein Witz.“, gab ich kaum hörbar von mir. 
„Was hast du gesagt?!“
Armend kam auf mich zu und stand nun dicht vor mir. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und sah mich … komisch an. Seinen Blick konnte ich irgendwie nicht richtig deuten. War ärgerlich? Oder enttäuscht? Es konnte alles sein. 
„Hör mal Adelin .. ich hab keine Lust auf diese Spielchen okay?“, sagte er leise. 
„Und ich hab keine Lust auf dich!“, stieß ich hervor und schubste ihn wieder weg. 
Er sah mich geschockt und mit aufgeklappten Mund an. 
„Ich bin keine Jungfrau mehr!! Mich hatte schon jemand anderes im Bett, jemand den ich geliebt hab. Genauso, wie ich dich niemals lieben werde a po nin? (hörst du?). Du kannst mich zwingen deine Frau zu werden, du kannst mich wohl auch zwingen mit dir zu schlafen. Aber eines kannst du nicht! Mein Herz gewinnen! Merk dir das!“
Keine Ahnung was für ein Teufel mich geritten hatte, aber ich konnte seine Berührungen nicht ertragen. Nicht einmal seine Anwesenheit hielt ich aus! Armend sah mich wutentzerrt an.
„Ob Jungfrau oder nicht. Wenn ich in 10 Minuten aus dem Bad zurück bin, liegst du ausgezogen im Bett. Haben wir uns verstanden?!“, zischte er und hob drohend seinen Zeigefinger. 
„Und wenn nicht?!“, provozierte ich ihn. 
„Wenn nicht ..“, flüsterte er. 
Er schien einen Moment lang nachzudenken, dann breitete sich in seinem Gesicht auf einmal ein dreckiges Grinsen aus. 
„Wenn nicht, dann bin ich mal gespannt wie deine Mutter reagiert, wenn ich dich in ein paar Stunden zurückschicke, weil kein Blut auf dem Laken war.“, lacht er höhnisch. 
Das hatte gesessen. Diese Drohung gab mir den Rest. Mich traf der Schlag und dieser elende Hund genoss es. Meine Lippen bebten und meine Knie gaben nach. Als Armend das Zimmer verließ, setzte ich mich kraftlos auf den Stuhl und machte mich auf das kommende gefasst.... 



Ich lag nur in Unterwäsche im Bett und hielt mir die Decke bis zum Kinn hin. Mein ganzer Körper zitterte .. vor Angst. Als Armend wieder ins Zimmer kam, hing er sein Jackett im Schrank auf und setzte sich erst mal auf den Stuhl vor der Kommode. Sein Blick war auf mich gerichtet, er ließ mich nicht aus den Augen. Das war mir so unangenehm, dass sich ein flaues Gefühl in meinem Magen ausbreitete. Daraufhin drehte ich ihm einfach den Rücken zu. Ich hörte, wie er sich schaufend erhob und sich von seinen Klamotten befreite. Ich zitterte am ganzen Leib. Armend schlug die Decke zurück und legte sich zu mir. Seine Hand umschloss fest meine Taille und beförderte mich mit einem Ruck auf den Rücken. Am liebsten würde ich schreien, oder nein noch besser einfach weglaufen. Aber ich wusste, dass es keine Lösung war. Mein Problem, hatte keine Lösung. Ich war ihm hilflos ausgeliefert und konnte nichts an meinem Schicksal ändern. Selbst die Tatsache, dass Leo mein erster war .. der erste der mich je berührt hat, minderte den Schmerz nicht auf das was mir bevor stand. Armend küsste meinen Hals und ließ gierig seine Hände über meinen Körper streichen. Als er meine Oberschenkel auseinander drückte, kniff ich die Augen zusammen und klammerte mich an das Bettlaken...



Nachdem er fertig war, lag er erst mal noch lange laut keuchend auf mir. Ich hatte nicht die nötige Kraft ihn von mir weg zu schubsen. Wie eine Leiche lag ich da, ohne Leben und ohne Seele. Die wurde mir nämlich schon lange ausgesaugt. Als er endlich seinen schweren Körper von mir nahm und sich neben mir legte, zog ich sofort die Decke über meine Brust. Meine Lippe bebte als sein Gesicht sich erneut dem meinen näherte und er mir einen Kuss auf den Mund drückte. Dann riss er die Decke weg und schaute auf das Laken. Als er anfing zu grinsen, hob ich meinen Kopf... 
„Du bist eine gute Lügnerin, ich hab dir nämlich fast geglaubt.“, grinste er leise. 
Meine Augen waren starr auf diesen kleinen Blutfleck gerichtet. Mein Verstand spielte gerade verrückt und müde ließ ich mich wieder nach hinten sinken. Ich war kein Kind mehr und wusste, dass man auch nach dem ersten mal noch bluten kann, aber dass es ausgerechnet bei mir so war... 
„Du gehörst mir. Nur mir.“, raunte er und küsste mich erneut. 
Unbewusst kullerten mir die Tränen über meine Schläfen und fielen auf mein Kissen. Endlich stand er auf um unter die Dusche zu gehen. Ich drehte mich zur Seite und zog die Knie ein. Zwischen meinen Beinen tat es höllisch weh, was wohl daran lag, dass dieses Schwein zu grob war. 
„Mein Körper gehört dir. Mehr aber auch nicht ..“, murmelte ich leise vor mich hin. 




Kein Auge hatte ich zu bekommen. Gegen 6 Uhr stand ich auf, setzte mich auf den Stuhl und wartete darauf, dass irgendjemand anklopft um das verdammte Laken zu sehen. Armend meinte, nach dem er aus der Dusche kam, dass seine Mutter bei sowas ziemlich altmodisch sei. Nun lag es eingewickelt auf dem Boden. Eine Lüge. Ich ließ ihn einfach glauben, dass er der erste war. Solange ich wusste, dass dies nicht der Fall war .. Minutenlang hatte ich das Wasser über meinen Körper laufen lassen und mir jedes Körperteil gründlich geschrubbt, in der Hoffnung dieses Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut würde verschwinden. In Zukunft hatte ich mir vorgenommen einfach meine Augen zu schließen und mir vorzustellen, dass Leo derjenige ist, der mich liebt... 




Es war Wochenende, die Tage verbrachte ich damit im Wohnzimmer zu stehen und mich den Besuchern zu präsentieren. 
„Mos rri ne kemb Nuse, ulu se je lodh. (Bleib nicht so stehen, setzte dich du bist bestimmt müde.“ 
Eine von Armends Tanten lächelte mich an und zeigte auf den leeren Platz neben sich. Ich war wirklich total kaputt, mein Körper ließ mich hängen. Ausserdem hatte mich Armend auch am nächsten Tag nicht verschont .. ich spielte gerade mit dem Gedanken, mich wirklich für ein paar Minuten zu setzten, als Violeta sich einmischte.
„Nuk lodhet kollaj nusja jon teze. (Unsere Braut wird nicht so leicht müde Tante.)“, sagte sie und warf mir einen arroganten Blick zu. 
Ein Blick, der so viel heissen sollte wie: „Du bleibst wo du bist!“ Dieses Mädchen raubte mir schon nach 2 Tagen die Nerven. Verwöhntes Einzelmädchen, das sich in alles einmischte. Ich verspürte plötzlich eine starke Sehnsucht .. nach Mama und nach Aida, die mir in nur ein paar Wochen wie eine Schwester geworden war. Jegliche Hoffnung hatte ich schon aufgeben, dass es zwischen Violeta und mir auch so werden würde. Dafür war sie einfach zu falsch. 



Montag Abend kamen die von zu Hause mich besuchen. Ich reichte Papa kurz meine Hand und umarmte Mama ganz fest. Sie strich mir über den Rücken und löste sich dann von mir. 
„Sa bukur po dokesh. (Wie hübsch du aussiehst.)“, sagte sie leise. 
Ich trug das cremefarbende Kleid, das Mama mir gekauft hatte und war wieder herausgeputzt worden. In paar Tagen würde das ganze hoffentlich zu Ende sein. Aida lächelte mich an und umarmte mich kurz.
„Wo ist Egzon?“
„Der ist mit Dardan zu Hause geblieben..“, antwortete sie leise. 
Ich wusste nicht genau wieso, aber irgendwie überkam mich ein komisches Gefühl. Kopfschüttelnd gingen wir ins Wohnzimmer und nach nicht mal 2 Minuten kam Violeta an. 
„Hajde Nuse me qit kafe (Komm Braut Kaffee machen.) Ich hab keine Zeit, muss lernen.“, sagte sie zu mir. 
Toll, nicht mal jetzt ließ sie mich kurz in Ruhe. Ich stand auf und verschwand in der Küche, Violeta folgte mir. Sie setzte sich allen ernstes auf einen Stuhl und tippte in ihrem Handy herum. 
„Hab gedacht du musst lernen?“, fragte ich während ich die Kaffees zubereitete. 
„Hab mich anders entschieden. Was dagegen Nuse?“, fragte sie arrogant. 
Oh Gott, wie ich es hasste wenn sie mich so nannte. Konnte sie mich nicht einfach beim Namen nennen? Für ihre 17 Jahre war sie ausserdem ziemlich frech. Kleine verwöhnte Göre. Ich verkniff mir eine Antwort und widmete mich wieder den Kaffees zu. 
„Eure Nuse sieht eingebildet aus.“, meinte sie auf einmal. 
Ich drehte mich um und sah sie ungläubig an. 
„Aida?!“, fragte ich. 
„Ja keine Ahnung wie sie heisst.“
„Aida soll eingebildet sein?“, fragte ich nochmal. 
„Ja das sieht man doch von 20 Metern Entfernung.“
Wenn arrogante Menschen, andere arrogant nennen .. herrlich. Ich unterdrückte ein Lachen. 
„Du kennst sie nicht mal. Aida ist kein Stück eingebildet.“, sagte ich. 
Sie hob ihre Augenbraue, musterte mich kurz und verließ dann die Küche. Kopfschüttelnd legte ich die Kaffees auf den Tisch und begab mich wieder ins Wohnzimmer. Mein Schwiegervater sprach grade laut und deutlich, während die anderen zuhörten. Zu erst hörte ich selbst gar nicht hin und kümmerte mich um die Kaffees, doch als plötzlich Leos Name fiel spitzte ich die Ohren. 
„Mein Bruder will diese Verlobung schon lange. Jehona ist ein gutes Mädchen, aus einer guten Familie, eine bessere wird er nicht finden.“, sagte mein Schwiegervater.
„Also hat er endlich ja gesagt?“, wollte Papa wissen. 
Ich griff gerade zitternd nach den Aschenbecher und machte einen Schritt zurück. 
„Ja hat er. Nach der Hochzeit von Armend, hat er ja gesagt. Wurde aber auch Zeit, keine Ahnung wieso er so lange gewartet hat. Verlobung ist am Freitag.“, gab er zurück. 
Geschockt glitt mir der Aschenbecher aus den Fingern und fiel auf den Teppich ..

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