𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟏

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟏𝟏

𝙼𝚊𝚛𝚢𝚊𝚗𝚊


Hunger trieb mich nachts aus dem Bett und runter in die Küche, wo ich nach dem Lichtschalter tastete, dummerweise meinen Zauberstab nicht mit runtergenommen hatte. Die Glühbirne an der Decke flackerte und ich seufzte leise, als ich den Kühlschrank öffnete. Das Haus war komplett still, einige Ordensmitglieder übernachteten hier, andere waren kurz nach Moody, Podmore und Vance ebenfalls gegangen. Besonders wo Dumbledore auch verschwunden war. Ich hatte mich von Hagrid verabschiedet, der sicher nur für mich hierher gekommen war... Doch davon abgesehen war ich jedem anderen mit finsterer Mine aus dem Weg gegangen und hatte mich ohne Abendessen ins Bett verkrochen. Und zwar in das von Sirius und mir... Weshalb ich so lange in mein Kissen geschluchzt hatte, bis meine Kehle so trocken gewesen war, dass ich einen Hustenanfall bekommen hatte. Wie konnte selbst Remus denken, dass Sirius... Hatte der Orden seine Meinung so sehr verdreht? Die Tatsache, dass man von Peter Pettigrew nur noch einen Finger gefunden hatte? Trauten sie Sirius wirklich zu, dass er zu so etwas grausamen im Stande war? Mein geliebter Verlobter, der immer um mich besorgt gewesen war und mich dennoch gleichzeitig liebend gerne zur Weißglut getrieben hatte. Mein Sirius, der zwar einerseits rebellisch und eigensinnig im Herzen war - und doch so voller Güte und Verständnis... Nein. Niemals wäre er dazu in der Lage gewesen. Er war unschuldig! Ganz gleich, was alle sagten, ganz egal wenn selbst Remus ins Zweifeln geraten war, ich würde das niemals tun. Sirius bedeutete die Welt für mich. Er war meine Welt. Und ich würde niemals meinen Glauben und mein Vertrauen in ihn verlieren.

Ich zog das Gurkenglas aus dem Kühlschrank und das große Stück Siruptorte, das noch übrig war, ehe ich es mir am Tisch bequem machte und gerade zu essen begonnen hatte, als die Dielen im Flur ein leises Knarren von sich gaben und ich den Kopf hob, jedoch sofort wieder auf meinen Teller sah, als ich Remus erblickte. Seine Haare waren etwas zerzaust und der Cardigan, den er sich übergestreift hatte, wirkte etwas zerknittert. Er sah aus als hätte er stundenlang an einem Schreibtisch gesessen und wilde Nachforschungen angestellt... Doch vermutlich kam sein verschlafener Blick viel mehr davon, dass er sich sehr viele Nächte um die Ohren schlug, weil er zu viel nachdachte. Das hatte ihn immer besonders einfühlsam und emotional gemacht, herzensgut - alles Eigenschaften, die Remus Lupin zu meinem Freund machten. Doch das wollten mein Herz und der beleidigte Trotz in mir nicht verstehen, als ich mir schweigsam Siruptorte in den Mund schaufelte. ,,Ach du bist es...", murmelte Remus leise seufzend, ehe er sich ein Glas aus dem Schrank nahm und es sich mit kaltem Wasser aus der Leitung füllte. Ich biss geräuschvoll in eine Gurke und starrte auf meinen Teller. Das Stück Siruptorte wurde kleiner und kleiner... Leider. Und leider war nichts mehr von dem leckeren Apfelkuchen übrig, den Molly vor kurzem erst gebacken hatte. Als hätte man mir noch nicht genug weggenommen, zählte ein zweites Stück Apfelkuchen wohl auch zu meinen Verlusten...

,,Hör mal, Mary", setzte er seufzend an und rieb sich müde übers Gesicht. ,,Ich wollte dich vorhin nicht verletzen. Auch ich kann das alles kaum fassen und mir nicht vorstellen, dass Tatze zu sowas in der Lage wäre...", begann er und ich schnaubte. ,,Ist, Remus. Er ist nicht dazu in der Lage", grummelte ich und der Werwolf nickte. ,,Ich weiß, aber wir müssen auch von dem Unmöglichen ausgehen. Wir haben nichts anderes, keinen anderen, der schuldig sein könnte...", fuhr er fort und ich hob den Kopf. ,,Ach und weil sonst niemand da ist, schieben wir doch Sirius die Schuld zu, hm? Ich meine, in Askaban ist er ja sowieso schon und raus kommt er da eh nicht mehr", meinte ich trocken und Remus schloss einen Moment die Augen. ,,So habe ich das nie gesagt. Und auch nie gemeint...", widersprach er mir und ich kratzte mit der Gabel letzte Krümel auf meinem Teller zusammen. ,,Ich werde es euch allen zeigen", flüsterte ich. ,,Ich werde euch allen zeigen, dass er es nicht gewesen ist..." Remus betrachtete mich, seine blauen Augen wirkten verwaschen und unglaublich erschöpft. ,,Ich möchte auch an ihn glauben, wirklich", flüsterte er und ich zog das Gurkenglas näher. ,,Dann tu es", murrte ich und er trat näher. ,,Hältst du das für eine gesunde Kombination?", warf er unsicher ein und ich hielt inne. Plötzlich fühlte sich der saure Essig bitter in meiner Kehle an und der Geschmack, der sich mit dem der Siruptorte zusammen tat, erschien mir widerlich. ,,Bei Merlin, ich glaube nicht", presste ich hervor, ließ die Gurke fallen und schaffte es gerade noch so, aufzuspringen und zur Spüle zu stolpern, ehe ich mich auch schon übergab. Remus zögerte, ehe er hinter mich trat und nach meinen Locken griff, sie in meinem Nacken zusammenhielt. Keuchend krallte ich mich in die Kanten des Küchenschranks. ,,Oh nein, ich hatte gehofft, mir bliebe das erspart", jammerte ich und er lachte leise. ,,Willkommen im komplizierteren Teil der Schwangerschaft, Mary."

𝑆𝐴𝐿𝑉𝐴𝑇𝐼𝑂𝑁  {𝚂𝚒𝚛𝚒𝚞𝚜 𝙱𝚕𝚊𝚌𝚔} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt