𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟒𝟕

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟒𝟕

Es war wie nach jedem Vollmond. Remus Lupin fühlte sich grauenhaft und jeder Knochen in seinem Körper protestierte empört knackend, als der Werwolf sich an diesem Morgen aus dem Wald schleppte. Der Patronus von Sirrah hatte ihn geweckt. Kauernd war er auf dem Waldboden aufgewacht, sein Rücken schmerzte scharf. Müde fuhr er sich durchs Haar. Er wusste jetzt, wo Sirrah war. Sie hatte sich in einer kleinen Wohnung nahe der Winkelgasse verkrochen und die bläulich schimmernde Wölfin hatte ihm verraten, dass es die von Amandriel Coldwater war. Einen Moment lang hatte Remus einen scharfen Stich in seiner Brust verspürt. Ein solcher, der Eifersucht ankündigte - ein negatives Gefühl, wie er es äußerst ungerne zulassen wollte. Besonders wo es im Anbetracht der Geschehnisse so vollkommen unangemessen war. Immerhin war Amandriel tot... Und Remus sich recht sicher, dass Sirrah die Gefühle des verstorbenen Zauberers auch nicht erwidert hatte. Erschöpft streifte er sich sein Cape über, das er am Waldrand fand und zog seinen Zauberstab aus seinem Hemd, ehe er die Augen schloss und mit letzter Kraft zur Wohnung von Amandriel Coldwater apparierte. 

Er zog den Kopf ein und schleppte sich aus der überfüllten Straße hinüber in eine schmale Gasse. Dank der Patronus-Wölfin, die Sirrah ihm zukommen lassen hatte, wusste er genau, wohin er gehen musste. Die junge Hexe schien wieder äußerst besorgt um ihn gewesen zu sein, der Vollmond ließ ihr nie wirklich Ruhe - sie riss bereits die Wohnungstür auf, als Remus sich noch die Treppenhausstufen hinauf schleppte. ,,Merlin sei Dank, es geht dir gut", hauchte sie erleichtert, als sie das zerzauste Haar des schlanken, hochgewachsenen Mannes erblickte und er lächelte schwach, als er vor ihr zum Stehen kam. ,,Du bist einfach viel zu besorgt. Ich verwandle mich schon so lange in einen Werwolf, Sirrah, es ist jede Vollmondnacht dasselbe", gab er mit gedämpfter Stimme zurück und sie griff nach seiner Hand. ,,Komm mit rein. Ich habe Tee aufgesetzt", hauchte sie - und Remus war so müde und schwach auf den Beinen, dass er sich ohne weiteren Protest mitziehen ließ. Langsam glaubte er, dass diese Frau es liebte, sich zu viele Gedanken zu machen, denn ihre tiefen Augenringe und ihr zerzauster Zopf deuteten darauf hin, dass sie nicht wirklich viel schlief, seit Sirius sie vor die Tür gesetzt hatte. 

Der Werwolf folgte ihr in eine kleine, geräumige Küche, ließ sich von Sirrah auf einen Stuhl drücken. ,,Warum bist du hier?", fragte er heiser, sah sich in der Wohnung des Verstorbenen um, während Sirrah ihm eine Tasse Tee ausschenkte und sie ihm mit strenger Mine vor die Nase stellte. ,,Ich wusste nicht wohin sonst", gab sie leise zurück, ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl sinken und fuhr sich übers Gesicht. ,,Und ich weiß, dass Amandriel nichts dagegen hätte..." Sie biss sich auf die Unterlippe. ,,Geht's dir wirklich gut, Remus? Bist du irgendwo verletzt?" Besorgt betrachtete sie ihn und er winkte ab. ,,Es ist alles gut", murmelte er in seine Tasse hinein, die er an seine Lippen hob. Der warme Tee tat gut... Die Wärme, die seinen Brustkorb füllte tat gut. Er schloss einen Moment die Augen. Selbst als Werwolf hatte ihm die stürmische Vollmondnacht ein wenig zugesetzt - und er hatte sich von der letzten Erkältung noch gar nicht richtig erholt. Sirrah nickte langsam, doch musterte ihn skeptisch. ,,Ich habe mir Gedanken gemacht...", murmelte sie dann und strich flüchtig über die Tischplatte. Remus schluckte. Er wusste nicht, ob er das gut finden sollte. Sirrahs letzte Gedanken waren gewesen, dass sie Maryanas Platz in Askaban einnahm. Und das hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Die nächste unschuldige Seele würde in dem meist gefürchteten Zauberer-Gefängnis eingesperrt werden und damit war in Remus' Augen niemandem geholfen. 

,,Ich muss herausfinden, wer Amandriel getötet hat. Ich muss die Beweise zurückholen und ihn rächen...", flüsterte sie und Remus ließ langsam die Teetasse sinken. Er musste schwach lächeln, als er sah, dass Sirrah ihm eine Tafel Schokolade auf den Tisch gelegt hatte, die sie nun mit den Fingern in seine Richtung schob und ihm schwach zuzwinkerte. Sie lebten durch Asterion und das Drama im Hause der Blacks nun schon solange zusammen, dass sie ihn verdammt gut kannte. Und sie wusste auch, was er war... Hatte Sirius im Endeffekt vielleicht sogar recht und Sirrah Sylvane wäre die Frau, die ihn glücklich machen könnte? ,,Was schwebt dir vor?", wagte er zu fragen, auch wenn er wirklich Angst vor ihrer Entgegnung hatte. ,,Ich werde mit Alastor reden... Und mir Amandriels Sachen aushändigen lassen. Es muss doch irgendeinen Hinweis geben, irgendeine Spur... Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, wer ihn umgebracht hat." Ihr Blick wurde finster. Remus hob die Augenbrauen. Auch er hatte da eine simple Vorstellung von. ,,Die Todesser", schloss er und Sirrah nickte ernst. ,,Ich muss nur herausfinden, wer genau... Dann kann ich die Beweise zurückholen! Vorausgesetzt... Sie sind nicht zerstört worden..." Sie sah wieder auf die Tischplatte, damit Remus ihre Furcht nicht sah - doch das tat er trotzdem. Langsam, zögernd, legte er seine Hand auf Ihre, die auf dem Tisch lag und unruhig mit den Fingernägeln auf das Holz trommelte. Die junge Hexe hob langsam wieder den Kopf und sah den Werwolf an, das Trommeln verstummte. 

𝑆𝐴𝐿𝑉𝐴𝑇𝐼𝑂𝑁  {𝚂𝚒𝚛𝚒𝚞𝚜 𝙱𝚕𝚊𝚌𝚔} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt