Kapitel 5

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"Achso und dann dachtest du dir heute morgen du ziehst dir mal eben diesen hässlichen Abaya an den dir deine Oma vor 2 Jahren geschenkt hat nur wegen nem dummen und sinnlosen Traum?!"

"Burcu hör auf. Nichts von dem was ich erlebt hab war sinnlos und dieser Abaya ist nicht hässlich. Er schützt mich vor all den Blicken."

"Also schützen tut er dich schonmal gar nicht. Du erregst gerade mehr Aufmerksamkeit als sonst. Und das gefällt mir ganz und gar nicht."

Burcu schien aggressiv zu werden. Sie hatte kein Verständnis für Melek. Anna und Luisa nickten ihr nur zu. Als Burcu gar nicht mehr aufhören wollte auf Melek drauf zu gehen, versuchte Anna sie zu beruhigen.

"Hör auf jetzt. Ist doch egal was sie an hat. Schließlich sind wir doch ihre Freundinnen. Beruhig dich, die anderen werden schon nichts sagen."

"Na das hoff ich doch."

Und gemeinsam sind sie in Richtung Hörsaal gegangen. Als sie den Saal betreten haben, waren alle Blicke auf sie gerichtet. Melek senkte ihre Blicke auf den Boden und wollte sich gerade auf ihren Platz setzen, aber Burcu legte ihre Tasche dahin. Verwirrt schaute sie zu Burcu rüber, aber sie widmete ihr nicht einmal einen Blick. Melek musste sich gegen ihren Willen eine Reihe drüber hinsetzen. Sie senkte ihren Kopf und ihr kullerten 2 Tränen runter. Sie fands traurig dass ihre Freundinnen so reagiert hatten. Sie hatte gedacht dass es anders verlaufen würde. Dass sie hinter ihr stehen würden..aber so war das nicht.

Als der Professor den Saal betrat, schaute er sich einmal um und seine Blicke blieben auf Melek haften. Er war sichtlich überrascht über diese Situation, sagte jedoch nichts dazu. Am ende der Stunde hatte Melek ihre Tasche gepackt und wollte gerade den Saal verlassen, als der Professor sie ansprach.

"Melek, dürfte ich dich gerade mal sprechen?"

"Ja, natürlich."

"Also.. wie ich sehe hast du dich etwas verändert. Ich möchte dich darauf hinweisen dass wir hier in Deutschland leben und dies eine deutsche Universität ist, wo selbstverständlich die Gesetze von Deutschland gelten. Hier herrscht natürlich Religions- und Meinungsfreiheit, jedoch würde ich dir wirklich dringend von dieser Veränderung abraten. Versteh mich bitte nicht falsch. "

"Und warum wenn ich fragen darf?"

"Naja du bist doch ein junges und hübsches Mädchen. Du hast es nicht nötig dich so minderwertig zu präsentieren. Du könntest viel erreichen. . Aber nicht mit diesem Umhang."

"Erstens nennt man so etwas einen Abaya und zweitens zeige ich mich nicht minderwertig. Ganz im Gegenteil, ich verstecke absofort meine Schönheit wie eine Muschel die seine Perle wunderbar versteckt. Ich habe es satt ein Modepüppchen zu werden und auf mein Aussehen reduziert zu werden. Kommen sie damit klar."

Mit diesen Worten hatte Melek den Saal verlassen. Sie wurde wütend wie andere auf sie reagiert hatten. Dennoch fühlte sie dass das was sie tat richtig war.

Es verging eine Woche und Melek hatte viel neues dazu gelernt. Sie versuchte den Koran zu lesen, hatte schon einige kleine Suren auswendig gelernt und angefangen zu beten. Sie laß Bücher über den Islam und jedes Wort ließ ihr Herz beben. Immer mehr hatte sie sich in ihren Schöpfer verliebt. Jeden Tag bat sie Allah um Vergebung für ihre vergangenen Sünden und bedankte sich bei Ihm dafür, dass sie den richtigen Weg gefunden hatte.

Mittlerweile machte sich jeder um sie lustig. Sie wurde beleidigt, mit Papierkugeln beworfen und Freunde hatte sie auch nicht mehr. Sie haben ihr die Freundschaft gekündigt weil das alles zu viel sei für sie. Und selbst die Lehrer schienen die neue Melek nicht zu mögen.

Melek machte eine harte Zeit durch, aber sie wusste dass dies nur eine Prüfung war.

Es überliefert Abu Huraira (r), dass der Gesandte Allahs (s) sagte: "Das Diesseits ist ein Gefängnis für den Gläubigen und ein Paradies für die Ungläubigen." (Muslim)[Riyad us-Salihin Nr. 470]

Sie wusste dass Allah es genau so wollte. Er wollte sie testen ob sie denn weiterhin standhaft bleiben konnte. Und auch wenn niemand damit gerechnet hätte, wurde sie immer mehr rein gezogen in die Welt des Islams. Sie war nicht allein. Sie hatte Allah, ihre Gesundheit und eine Familie die hinter ihr stand. Was hätte sie noch haben wollen?

Melek löschte ihren alten Instagram Account und öffnete ein neues. Diesmal keine Bilder von ihr, sondern Bilder über den Islam, über den Schöpfer, über den Propheten. Sie wollte die Menschen vom Islam begeistern, genauso wie auch sie begeistert wurde. Es war schwer anfangs viele Follower zu bekommen, aber darauf kam es gar nicht an. Selbst wenn sie nur einen Menschen am Tag dazu gebracht hätte 'Alhamdulillah' zu sagen, hatte ihr das gereicht.

Sie saß gerade wieder an ihrem Handy und überlegte was sie denn heute posten könnte. Die Auswahl war so groß, dass es ihr schon schwer fiel sich zu entscheiden. Einen hadith, einen vers oder doch vielleicht etwas selbst geschriebenes? Nach langem überlegen wollte sie ein Bittgebet posten, welches sie selbst erst gestern gelesen hat. Sie hat sich förmlich darin verliebt. Sie musste dieses Wunder mit anderen Teilen. Schnell lud sie ein Bild hoch mit dem Text "Subhâna l-lâhi wa bi-hamdihi".

Darunter schrieb sie folgendes :

"Der Prophet Muhammad (saw) sagte: "Wer hundert Mal am Tag sagt: 'Preis sei Allah und alles Lob gebührt Ihm', dessen Sünden werden gelöscht, selbst wenn sie so viele wären wie der Meeresschaum."

Welch starker Hadith das doch war. Melek gedenkte Allah jeden Tag mit ihrer Zunge und wollte, dass auch andere dies tun. Gerade hochgeladen wollte sie ihr Handy sperren und sich zum schlafen hinlegen bis sie plötzlich eine Nachricht über Instagram bekam. In letzter Zeit bekam sie mehrere Nachrichten von Geschwistern aus dem Islam die sie viel fragten. Diesmal war es ein junger Mann.

Sein Name war Tarik. Er schrieb, dass er ihre Seite sehr schön findet und er sich darüber freut dass es noch Schwestern gibt die sich so intensiv mit dem Islam auseinandersetzen. Zuletzt schrieb er noch 'As salamu aleykum'.

Meleks Herz pochte einen Stück schneller als sonst. Sollte sie ihm antworten? Der Teufel sagte 'Ja!' .. ihr Verstand war sich unsicher. Schließlich hatte sie keinen Kontakt mehr zu Jungs weil dies nicht angebracht war. Sie war vorsichtig was das andere Geschlecht anging aber andererseits dachte sie sich dass doch nichts schlimmes dabei ist wenn sie ihm nur einmal antwortet. Schließlich hatte er sie auch auf islamische Weise begrüßt und sie musste dem doch entgegenkommen.

Sie schrieb 'Wa aleykum as salam. Dankeschön.' Und schickte die Nachricht sofort ab.

Wenn sie nur gewusst hätte, dass sie diese Nachricht so bereuen wird. Dass sie es so bereuen wird ihm jemals begegnet zu sein..

Die wahre LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt