Kapitel 6

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Könnt ihr euch vorstellen was das für ein Gefühl ist von heute auf morgen von jedem verachtet zu werden? Von jedem schief angeguckt und ausgelacht zu werden? Kein freundliches Hallo und Tschüss mehr von den Menschen zu bekommen? Schlechter benotet zu werden obwohl man es gar nicht verdient hat? Seine Freunde zu verlieren mit denen man groß geworden ist? Und das alles nur wegen einem Kopftuch? Nur weil man sich anders verhält als andere. Ich frage euch. Wo ist da die Toleranz von der man immer so spricht? Wo ist der Respekt den anderen gegenüber?

Aber dieses Leben ist ein trügerischer Genuss. Wenn du dich gehen lässt, wirst du zu den verlieren gehören. Möge Allah uns alle davor bewahren.

Aber das schönste an solchen Momenten ist es stark zu sein. Trotz allem "Alhamdulillah" zu sagen und nach vorne zu blicken. Die Hoffnung niemals aufgeben. Man sagt die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Hoffnung eines Muslims ist Allah. Und Allah stirbt nie. Doch ich gebe zu, es gibt Momente an denen man zweifelt. An denen man sich fragt "Warum? Warum musste das passieren?". Diese Momente kannte Melek zu gut..

Zwei Monate ging das jetzt so. Zwei Monate hatte Melek mit diesem Jungen den sie nicht kennt geschrieben. Eigentlich wollte sie nicht. Sie wusste, dass es nicht richtig ist mit einem fremden Jungen zu schreiben, aber immer als sie was neues gepostet hatte schrieb er sie an und teilte ihr mit wie sehr ihm ihre Posts gefallen.

Irgendwann, ganz plötzlich, kam es dazu dass sie sich kennengelernt hatten. Sie wusste was er mag, was er studiert, was sein lieblingsessen ist und das aller wichtigste wie er zum Islam steht. Er schien ein ganz religiöser Junge zu sein der anscheinend auch Interesse an Melek hatte, obwohl er nicht einmal wusste wie sie ausschaut. Worte hatten gereicht um sich in Melek zu verlieben. Er erzählte ihr wie er zum Islam gekommen ist und wie sein Umfeld reagiert hat. Sie waren sich so ähnlich. Auch er hatte viele Probleme und hatte Freunde verloren. Aber er gab ihr Mut, Hoffnung. So als sei er ein Engel der plötzlich wie aus dem nichts aufgetaucht ist.

So langsam verstanden sich die zwei sehr gut. Tarik drängte sie zu nichts, aber er wollte sich mit ihr Treffen. Er versicherte ihr, dass sie nicht alleine sein werden damit auch nichts haram wird. Er hatte schon oft daraufhin gedeutet, dass er sie heiraten möchte. War das ein wunderschöner Traum? Erst fand sie die wahre Liebe.. und sollte das jetzt ihre nächste große Liebe werden? Sie war sehr aufgeregt und gespannt. Manchmal verpasste sie das Gebet vor lauter Liebe zu ihm..

Plötzlich war es soweit. Der große Tag kam wo sie ihm begegnen sollte..ihm in die Augen schauen sollte. Sie hatte furchtbare Bauchschmerzen. Melek stellte sich alles so schön vor. Eine Hochzeit nach islamischer Richtigkeit..eine gesegnete Ehe die befüllt ist mit gemeinsamen Beten und Gedenken Allahs.. Liebe macht blind, sagt man. Und Melek war blind.

Sie hatte auf seine rosarot beschmückten Wörter vertraut.

Melek machte sich bereit, zog ihren schwarzen, schlichten Abaya an und verließ das Haus. Sie machte sich auf den Weg zu diesem Treffen. Zum Treffen der anders enden sollte als gedacht..

Die wahre LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt