Kapitel 15

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Sie blickte direkt in diese wunderschön braunen Augen von Ömer. Sie konnte es nicht ganz realisieren und stand unter Schock. Züleyha versuchte sich schnell wieder zu fangen, bevor die anderen was merkten und rannte schnell in die Küche zurück. Sie weinte, diesmal vor Glück.

Melek: „Was ist los? Ist was passiert?"

Züleyha: „Da drinnen... da sitzt Ömer."

Melek: „ Waaas? Ömer? Ist das dein ernst? Alhamdulillah! Ich hab dir doch gesagt vertrau auf Allah!"

Die beiden Freundinnen umarmten sich und kicherten wie zwei kleine Mädchen. Züleyha war so glücklich wie nie zuvor. Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen. Jetzt zitterte sie vor Aufregung. Ihr Magen drehte sich förmlich um, sie wusste nicht was sie machen soll. War das ein Traum? Da drinnen saß der Mann den sie liebte und er hielt um ihre Hand an. Es war zu schön um wahr zu sein.

Am Abend ging Melek nach Hause. Züleyha und Ömer hatten sich verlobt und würden schon in einigen Tagen islamisch heiraten. Alles ging so schnell, aber so war es am besten. Es war nicht nötig Monate vorher zu flirten und dann erst den ernsten Weg einzuschlagen. So war es besser, so könnten sie eine gesegnete Ehe führen.

Bei dem Gedanken an Züleyha und Ömer schwärmte Melek vor sich hin. Sie dachte an Tarik und hoffte dass auch sie irgendwann glücklich werden könnten. Schon lustig wie sich das ganze entwickelt hatte. Der Junge, den sie bis gestern noch gehasst hat, wollte heute nicht mehr aus ihrem Kopf gehen. Aber Allah sagte ihr, dass er der Richtige ist. Was hätte sie noch gewollt? Die Vergangenheit war jetzt egal. Was geschehen war, war geschehen und Tarik bereut es jetzt. Das ist das einzige was zählt. Wenn sich jemand entschuldigt und aufrichtige Reue zeigt, sollte man die Entschuldigung annehmen. Wenn sogar Allah der Erhabene verzeiht, wer sind dann wir dass wir nicht verzeihen?

Den Sonntag verbrachte Melek überwiegend in ihrem Bett. Sie dachte über alles nach, schrieb bisschen mit Züleyha, schaute TV und lernte noch etwas. Am Montag machte sie sich auf den Weg zur Uni und ihre Augen suchten in der Bahn nach Tarik. Sie hoffte darauf, dass sie wieder nebeneinander sitzen könnten wie vor einigen Monaten. Eine Stunde neben Tarik sitzen, das würde Melek gefallen. Aber leider sah sie ihn nicht. In der Uni angekommen, wollte sie noch schnell etwas vom Kiosk holen als sie Tarik von weitem am Kiosk stehen sah. Sie fing an zu zittern. Mittlerweile war sie immer aufgeregt als sie ihn sah. Sie stellte sich hinter ihm an und versuchte ihr Portemonnaie raus zu holen. Da ihre Hände aber schon voll waren mit einem Ordner, fiel es ihr nicht gerade einfach noch zusätzlich ihre Tasche und ihr Portemonnaie zu greifen und somit fiel ihr Ordner runter und einige Blätter verteilten sich auf dem Boden. „Uff" sagte sie und wollte sich gerade bücken, als Tarik meinte „ich mach das schon". Er bückte sich und hob ihre Sachen auf, gab sie ihr ohne sie dabei anzuschauen. „Danke", sagte Melek und in dem Augenblick schaute Tarik sie an. Vielleicht zum ersten Mal nach Monaten trafen sich ihre Blicke. Manchmal muss man nichts sagen, Blicke sagen mehr als tausend Worte. Tarik nickte ihr zu und beobachtete sie einige Sekunden, bis er sich dann schließlich wieder nach vorne drehte.

Nachdem auch Melek etwas gekauft hatte, schaute sie auf die Uhr. Sie hatte noch etwas Zeit. Sie schaute Tarik hinterher, nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging zu ihm.

„Tarik", sagte sie mit einer zittrigen Stimme.

„Ja, bitte?", antwortete Tarik und drehte sich um.

Wieder diese nie enden wollenden Blicke.

„Ich glaube dir. Und verzeihe dir."

Tarik machte große Augen und fragte sie ob sie sich vielleicht kurz unterhalten könnten. Melek zögerte einen Moment, aber schließlich willigte sie ein.

Er fing an zu reden:

„Melek hör mir zu. Ich weiß das war alles ein riesen Fehler. Mich auf Burcu einzulassen, dich zu verarschen. Du glaubst nicht wie sehr ich mich dafür hasse. Aber ich musste diesen Fehler begehen. Denn durch diesen Fehler habe ich Allah gefunden. Ich habe mich Ihm genähert und gemerkt wie sehr ich Ihn doch brauche. Es hat halt alles seinen Sinn im Leben. Und ich habe dich dadurch gefunden. Davor kannte ich dich nicht richtig, nur vom weitem. Und ich dachte dass du ein arrogantes Mädchen bist und Burcu hatte mir Geld angeboten um das zu machen... Es tut mir so unglaublich leid. Ich weiß ich kann das nicht rückgängig machen, aber ich kann dir zeigen dass ich mich wirklich geändert hab wenn du mir die Chance dazu gibst. Ich liebe dich. Du gehst mir nicht aus dem Kopf. Ich bete jeden Tag zu Allah dass er uns zusammenführt. Du kannst dir gar nicht vorstellen was du mir angetan hast. Du tust mir so gut, auch wenn du nicht mit mir redest. Deine Anwesenheit allein macht mich glücklich. Ich brauche dich Melek, bitte gib mir diese Chance."

Meleks Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte noch nie etwas so schönes gehört. Sie fühlte sich geschmeichelt und seine Worte klangen so Aufrichtig, sie musste ihm einfach glauben. Sie sah es in seinen Augen. Nicht nur sein Mund, nein auch seine Augen zeigten Reue. Diese 2 schönen Augen sahen sie so bedeutungsvoll an.

„Ist okay, du brauchst mir das nicht mehr erklären. Ich glaube dir. Aber wie soll das jetzt weiter gehen?"

„Ich werde um deine Hand anhalten. Dieses Wochenende wenn es euch passt. Ich weiß, wir können nicht sofort heiraten das hat noch seine Zeit, aber zumindest können wir islamisch heiraten damit ich immer in deine wunderschönen Augen schauen, deine Stimme hören kann ohne dass es eine Sünde ist."

Sie konnte es nicht glauben. Wie schnell sich das ganze doch entwickelte. Aber genau das wollte sie. Sie war überglücklich und stimmte ihm zu. Die beiden lächelten sich noch einmal an und gingen dann in den Unterricht. Nur eine Woche nach Züleyhas Verlobung sollte jetzt auch die Verlobung von Melek stattfinden. Es war zu schön um wahr zu sein. Davon erfuhr niemand aus der Uni außer Züleyha und Ömer. Melek wollte nicht, dass ihrem Glück etwas entgegen kommt. Sie sprach mit ihren Eltern darüber und auch sie waren sehr froh über die Tatsache, dass ihre Tochter einen Mann gefunden hatte der alles richtig machte.

Die nächsten 3 Wochen vergingen wie im Flug. Züleyha und Ömer und auch Melek und Tarik hatten islamisch geheiratet. Melek verbrachte sehr viel Zeit mit Tarik und verliebte sich jeden Tag aufs neue in ihn. Er hatte bis jetzt nur einmal ihre Hand gehalten, die beiden schämten sich immer und wurden schnell rot. Weiter wollten sie sowieso nicht gehen und mit allem bis zur eigentlichen Hochzeit warten. Sie sahen so glücklich aus, strahlten förmlich Freude. Jeder aus Uni hatte das selbstverständlich mitbekommen.

Eines Tages saßen die Beiden in der Kantine und waren am Frühstücken. Sie redeten und lachten über die unterschiedlichsten Sachen. Auf diese Liebe die sie ausstrahlten hätte man glatt neidisch werden können. Plötzlich wurde ihr Gespräch durch das Klingeln von Tariks Handy unterbrochen. Es lag auf dem Tisch und Melek hatte freie Sicht drauf. Sie würde zwar niemals sein Handy durchwühlen, aber als es klingelte schaute sie automatisch auf den Namen, welches auf dem Display zu sehen war. Was sie dort sah schockierte sie. Sie blickte wütend und auch fragwürdig in Tariks Gesicht. Er selbst schien die Sache noch nicht ganz realisiert zu haben.

Auf dem Display stand „Burcu ♥".

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