Nicht der Zeitpunkt für Wahrheiten

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Leonardo's Sicht

Fuck ... wie soll ich ihr das bloß erklären. Wie soll ich ihr die Wahrheit sagen ohne sie zu verletzen oder ihr Sorgen zu bereiten ... oder ... sie zu verlieren.
Ich könnte sie verlieren ...
Aber wenn ich sie anlüge ... dann erst recht.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ihr durchstechender Blick macht mir Angst. Ich weiss sie würde es spüren wenn ich lüge. Aber nein ... das ist der falsche Zeitpunkt für die Wahrheit. Ich blocke sie also ab.
„Belle ich bin nicht verpflichtet dir alles zu erzählen !" (Mist das klang mieser als ich es sagen wollte)
Ihr Blick wandelt sich in Enttäuschung und in immer größere Wut.
„Ich hab dich verteidigt ! Und so dankst du's mir ? Und sagst nichtmal vor wem ich dich verteidigt hab ?" (Fuck sie hat so recht... aber ich kann das nicht.)
„Ich habe das nie von dir verlangt ! Ich hätte das selbst auch regeln können. Du hättest einfach oben bleiben sollen ..."
Mit einem verachtenden Zischen gehe ich wieder ins Haus und verschwinde in der Garage. Fuck so hätte das alles nicht laufen sollen.

Belle's Sicht

Mir stehen die Tränen in den Augen...
Ich habe Angst. Er will mir die Wahrheit nicht sagen. Wie schlimm ist sie dann ? Ist es wegen den „Drogenpreisen" die Oktavia erwähnt hat.
Oder ist es noch schlimmer ?
Dann kommt wieder die Wut in mir hoch, ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und trample in die Garage ... hinter ihm her. Ich muss jetzt einfach fahren. Ich knalle die Tür auf und sehe das völlig fertige Gesicht von Leo. Chester und er sitzen auf einer Bank an der Wand. Chester hat seinen Arm um ihn gelegt.
Mist ... Leo hat meine Schlüssel noch.
„Gib mir meine Schlüssel !"
„Belle ... bi...tte lass uns ... darüber reden ..."
„Ich will nicht mehr reden Leo. Gib mir den Schlüssel."
Ich halte ihm meine Hand entgegen. Er sieht mich an. Seine blauen Augen gleichen einem Wasserfall. Kristallklar...
Er kramt in seiner Jackentasche und legt ihn mir zögerlich in die Hand. Unsere Hände berühren sich und ich spüre seine Wärme an meinen Fingerkuppen. Er zittert. Auch wenn er das verdecken will ich spüre es.
Nein Belle ...du wirst jetzt nicht schwach...
Ich greife nach dem Schlüssel und wende meinen Blick von ihm ab.
Lautstark starte ich den Motor von meinem Bike und fahre los.

Stunden später...

Wieder allein... fahre ich die Straßen entlang. Erst wollte ich mir meinen Rückweg einprägen aber dafür ist es schon längst zu spät. 
Ich bin auf mich allein gestellt. Warum hab ich das alles nur zugelassen.
Warum habe ich so schnell Gefühle zugelassen ohne zu wissen ob er es ernst meint. Ständig lügt er und sucht sich seine Wahrheiten raus wie seine Unterhosen. Mein Herz tut weh... so weh das mir die Tränen in die Augen schießen. Unter dem Helm wird es unerträglich warm und mein Atem beschlägt das Visier. Ich kann mich kaum noch konzentrieren und fahre ohne wirkliche Sicht.
Wie konnte ich nur wieder gegen so eine Wand laufen ? Und dann... denke ich wieder an ihn. Seine kristallblauen Augen haben sich in meine Erinnerungen festgesetzt. Er sieht mich an mit einem Blick den ich nicht deuten kann. Das ist eins der Dinge warum ich ihn so faszinierend finde.
Ich kann ihn nicht lesen. Beim besten Willen kann ich nicht sehen was er denkt oder fühlt. Nur manchmal, wenn er es zulässt.
Dieses Pokerface kann so eiskalt sein das ich erfriere aber sein Lächeln kann so warm und vertraut sein das ich schmelze.

„Flashback"

Wir stöhnen laut auf und er erlöst sich in mir.
Dann sackt er über mir zusammen. Ich halte mich an ihm fest und atme heftig.
Zärtlich streichelt er mir meine Haare hinters Ohr und lächelt mich an.
„Ich habe ... mich noch nie einem Menschen so nah gefühlt, Belle.", flüstert er in mein Ohr.
Ich kann nur lächeln und spüre wie mir heiße Tränen über die Wangen laufen und auf das Kopfkissen tropfen.

„Flashback Ende"

Fuck... ich kann mich nicht mehr halten und mein Atem wird immer ungleichmäßiger. Wie konnte sich alles so schnell wieder ändern. Warum? Warum ?...
Ich fahre rechts ran und stelle mein Bike ab. Panisch ziehe ich mir den Helm vom Kopf und setze mich auf den Boden. Ich bleibe einfach auf der Straße sitzen. Mein Herz klopft so stark, als würde es meinen Brustkorb durchbrechen. Ich versuche garnicht mehr die Tränen wegzuwischen.
War das alles ein großer Fehler ? Wenn ich zuhause geblieben wäre, hätte sich dann alles ändern können?

Leonardo's Sicht

Mit einem leeren Blick starre ich gegen die Backsteinwand. Wieso kann ich mich ihr so nah fühlen obwohl sie so wenig von mir weiß. Und wie zum Fick kann ich sie nur so verletzen???
Wird sie wieder weglaufen?
Wird sie ... mich zurück lassen und in ihr altes Leben zurückkehren? Ein Leben von dem ich nichts weiß. Ein Leben von jemandem dessen Vergangenheit ich ebenfalls nicht kenne.
...
Würde sie ohne mich einfach wieder verschwinden ?
Und wenn ich nach ihr suchen würde, würde ich sie finden?
Fuck scheiß drauf... Ich zünde mir meine letzte Zigarette an und gehe wieder zu Chester rüber.
Chester dreht sich nicht mal zu mir um und schraubt weiter an seiner Lichtmaschine. Tristans Bike steht ja immer noch hier. Ich habe garnicht mehr über ihn nachgedacht. Fast so als wäre er nie da gewesen.
Aber er kam auch nicht zurück. Ich hoffe trotz Allem es geht ihm gut.
„Leo ich weiß genau das du Angst hast sie zu verlieren."
„Mh...", grummle ich mit meinem Blick auf dem Boden. Er kennt mich so gut.
Nur will ich einfach gerade nicht darüber reden.
Benommen schleppe ich mich zurück in unseren Wohnraum und lasse mich auf die Couch plumpsen. Aus Gewohnheit will ich mir eine Zigarette aus der Tasche ziehen, aber ich finde keine. Fuck ich muss mir noch neue besorgen.
„ZORRO!?", schreie ich durchs Haus.
„Ja?"
„Hast du noch ne Kippe da ?" (Ich bin jetzt süchtig seit ich weggelaufen bin. Seitdem ich 15 bin. Eine scheiß Sucht ist das...)
„Ne sorry, Bruder..."
„Fuuuck....", stöhne ich und sacke noch tiefer in die Couch. Ich kann nicht hierbleiben sonst drehe ich noch durch.
Ohne mich abzumelden packe ich mein Zeug zusammen und öffne die Haustür. Die Sonne strahlt mir ins Gesicht ,sodass ich meine Augen kaum öffnen kann. Neben mir sehe ich den Briefkasten, ganz verwuchert ist er. Mich haben nie die Blumen und Sträucher gestört auch wenn ich mir sicher bin das Chester diese Unordnung hasst.
Ich öffne ihn. Nichts drin... wie auch? Wir haben nie Post erwartet. Ich erinnere mich an Belle's Brief. Sie hat bestimmt keine Adresse hinterlassen.
Ich schließe den Briefkasten wieder und setze sich mich auf mein Bike.

Belle's Sicht

Es wird Zeit die alte Belle wieder zum Vorschein zu bringen.
Ich wische mir entschlossen dir Tränen aus dem Gesicht und krame einen roten Lippenstift aus meiner Jackentasche. Ich offne ihm mit diesem leisen Ploppen und ziehe mir meine Lippenkonturen nach. Melancholisch streiche ich über das, jetzt schon alte und verkratzte, Channelemblem. Lena hat ihn mir mal geschenkt zu meinem 17 Geburtstag.
Oh wie sie sich gefreut hat und wieviel Geld sie ausgegeben haben muss nur um mich lächeln zu sehen. Ich hing lange an dem Ding. Jeden Tag hatte ich rote Lippen und immer wenn sie mich sah, lächelte sie. Sie wusste das ich mich über etwas selbstgemachtes genauso gefreut hätte aber sie wollte immer etwas Besonderes für mich sein.
Sie wollte nie in Vergessenheit geraten oder gar in den Hintergrund rücken.
„Das ist einfach nicht mein Platz." ,sagte sie immer zu mir und warf ihre braunen Haare nach hinten.
Ich muss lachen wenn ich daran denke.

Ich steige von meinem Bike ab und krame nach meiner Bürste. Ich bändige meine Haare und gestalte mein Äußeres in eine 20-jährige, selbstbewusste, junge Frau um.
Meinen Blick wandle ich ebenfalls von einem süßen, liebevollen, verletzlichen Mädchen in eine starke, angsteinflößende und elegante Frau.
Ich liebe es diese Frau zu sein, es erinnert mich an meine Mom. Sie war genauso. Genauso wie ich es jetzt bin. Sie war etwas beängstigend aber in ihrem Kern die liebevollste und stärkste Frau die ich je kannte.
Wo ist sie jetzt in dieser Sekunde ? Denkt sie überhaupt noch an mich ?

Hellooo ihr Lieben... ab dieser Woche kommen wieder regelmäßig Kapitel.
I wish u a beautiful day ^^
xoxo ladyanonymity

Show me the freedom, LeoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt