Der Rat wird früher einberufen.
Zu groß sind nun die Geschehnisse. Einen gefallenen Soldaten und einen schwerverletzten. Dies sind nun also die Konsequenzen von dem Attentat auf dieses Paisley Schwein.
Ich lehne am Türrahmen der Küche und sehe noch wie die Frau von Theo sich liebevoll um den kleinen Mattia kümmert. Ich bleibe in der Dunkelheit und mache mich nicht auf mich aufmerksam.
Im nächsten Moment presst sich Mattia gegen Sie und fängt leise an zu weinen. Ein kleiner Junge der nun seine Mutter bräuchte. Doch auch Sie kümmert sich gut um ihn und versucht ihm zu geben, was er braucht.
Die Paisleys scheinen Lorenz schlimm zugerichtet zu haben. Das meiste Blut auf Mattia selbst war nicht seins, sondern das von Lorenz.
Nur unser Mattia hat es dort weg geschafft, doch mir ist das nicht ganz klar wieso. Etwas muss dahinter stecken. Wieso sollten Sie den jüngsten Sohn vom Don leben lassen?Unter normalen Umständen hätten Sie ihn sonst sofort getötet.
Unter anderen Umständen, doch unter welchen Umstände? Was war ihr Ziel dabei?
Nach und nach treffen die Mitglieder unserer Familie ein. Cousins und Cousinen. Älteste und wir, als seine Söhne, dürfen an den Tisch. Theo sitzt auf der einen Seite meines Vaters.
Als ich viel später in den Meetingroom komme, sehe ich den Platz neben Fran besetzt. Den Platz den ich sonst immer hatte einnehmen müssen.
Durch meinen Aufstieg in der Rangordnung der Familie musste ich nun neben Vater sitzen.Da Fran die frohe Botschaft noch nicht kund wurde, wirkte er stutzig, als mein Platz neben ihn besetzt wurde.
Sein Blick brennt auf meinem Rücken, als ich an ihm vorbei trete. Ich kann förmlich spüren wie sich die Wut in ihm zusammenbraut und mich durch Blicke verbrennt.Ich habe die Vermutung, nein, ich weiß, dass es ihm nicht gefallen wird. Er wird mich hassen dafür, dass ich es ihm vorenthalten habe.
Ich atme ruhig aus und sehe den Platz neben meinem Vater. Der Platz, der immer frei geblieben war. Der Platz für seinen Vize Don. Für mich.
Es wird ruhig in der Runde, als ich den Platz ansteuere. Als mein Vater sich erhebt, tun es auch all die anderen, während ich den Stuhl beiseite schiebe. Mit einer Geste deutet mein Vater mir sich an seine rechte Seite zu positionieren.
,,Matteo Valentin Lucchase ist mein Vize von nun an bis ans Ende. Er wird sofortartig der neue Boss, falls mir etwas zustoßen sollte" sagt er und setzt sich. Seine Aura erfüllt den Raum und liegt mir schwer auf der Brust. Nun habe ich so viel zu verlieren.
In der Runde wird scharf nach Luft geschnappt. Getuschel erfüllt den Raum, einige bekunden sofort ihre Freude darüber, andere sind noch zögerlich.
Mich aber interessiert nur die eine Reaktion in meinem Umfeld und so schweift mein Blick zu Fran. Sein entsetzter Blick blitzt mir durch den Körper direkt ins Mark. So voller Verachtung.
Ich versuche ihm ein Lächeln zu schenken, doch ihm wird es zu viel. Die Wut in ihm nimmt erneut überhand, seine Fäuste schlagen auf den Tisch und lassen das Getuschel ersterben.
Er schiebt sein Stuhl zurück, wobei er nach hinten fällt.Francesco hat nun wirklich die volle Aufmerksamkeit aller. Er sieht mich so vollkommen aufgelöst an.
,,Fran, was ist dein Problem?" höre ich die tiefe Stimme meines Vaters neben mir.
Mein Blick bleibt aber standhaft in dem seinen. Während alle bereits wieder sitzen und nur wir beide noch stehen, doch Fran beantwortet die Frage nicht, sondern verlässt die Ratssitzung.Ich würde ihm so gern nach und alles erklären, doch das darf ich nicht. Während ich zu sehe, wie er den Saal verlässt, muss ich mich auf meinen Platz setzen und dies tue ich auch.
,,Francesco beruhigt sich wieder" sagt Theo gegenüber von mir und bekommt dafür zustimmendes Gemurmel.
Nur einer sagt etwas anderes, als erwartet.Thomás. Vorhersehbar. ,,Er hat nicht ganz unrecht" sagt er mit seiner abgenutzten und rauen Stimme.
Alle anderen sehen nun zu ihm und hören ihm aufmerksam zu.,,Matteo ist noch ein Kind. Er kann weder Don noch Vize für uns sein" beendet er seinen Satz. Wieder zustimmendes Gemurmel.
,,Ich habe viel mehr Erfahrung und...-" mein Vater schlägt neben mir mit seiner Faust auf den hölzernen Tisch und unterbricht damit Thomás Ansprache. Ich sehe Thomás an, ohne mit der Wimper zu zucken.
,,Genug" ruft mein Vater und erhebt sich erneut. Alle anderen bleiben sitzen.
Ich fühle mich so unangenehm und weiß nicht wie ich mich verhalten soll.
Von außen wirke ich zwar taff, doch das bin ich nicht.
Ich bin unsicher, wie alle anderen Menschen auch.Der Unterschied ist, dass ich es nicht zeigen darf, weil Unsicherheit in unserer Welt Schwäche bedeutet und Schwäche wäre der Tod.
Die Hand meines Vaters ruht stolz auf meiner Schulter.
,,Matteo ist ein kluger und intelligenter junger Mann. Ihr werdet das Glück haben irgendwann unter seiner Führung zu stehen" sagt er mit Blick auf alle anderen.
,,Mit seinen 19 Jahren ist er schon lange kein Kind mehr" sagt er und hält kurz inne.
Das war die Wahrheit. Mattia war mit seinem Alter schon fast spät dran. In unserer Welt hat man als Junge so gut wie keine Kindheit, ab dem zwölften Lebensjahr wird man zu einem Soldati ausgebildet.
,,Es ist bereits besiedelt. Matteo trägt bereits das Messer seines Großvaters Matteo Luca" sagt mein Vater und setzt sich wieder.
Ich hatte gar nicht darauf geachtet, dass es von meinem Großvater war.Ich atme aus und werde traurig an den Gedanken an meinen Großvater. Der einst unseren Familienclan als Don angeführt hat.
Bis...naja...Bis auch er fürchterlich hingerichtet wurde und es, trotz seines starken Willens zu überleben, nicht schaffte.
Er starb an dem Tag der Geburt von Francesco und mir. Man sagte deswegen schon bei meiner Geburt, ich würde diesen Clan anführen, wenn die Zeit da war.,,Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum wir uns so dringend versammeln mussten, meine Brüder" spricht mein Vater an. Wir verfallen der Thematik der Familie Paisley. Es gibt kein anderes Thema mehr. Elio Paisley.
,,Es wird gemunkelt, Elio Paisley lebe" höre ich, werde hellhörig und gefriere zu Eis.
Diese Aussage stammt von Thomás. Elio Paisley ist Mariells Vater, doch für sie war er immer Ken Dougher. Ein Americano.,,Oh mio dio" murmele ich und reibe mir über meine müden Augen. ,,Das kann nicht sein" höre ich Frans Stimme der sich wieder auf seinen Platz setzt. Seine Hände ineinander verschränkt.
Er nickt Vater zu. Eine Entschuldigung. Vater nickt zurück.
,,Ich habe ihn sauber in die Stirn getroffen" sagt er. Ich kann seinen ekligen stolz hören.
,,Nachdem wir alles bereits abgeblasen hatten" kommt es von hinten.
Fran legt es mit einer passenden Handbewegung bei.

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Omertà & Pentito
Teen FictionOmertà. Das dunkle Gesetzt das zu schweigen verpflichtet. Vize-Anführer zu sein, die Last zu tragen einmal Anführer zu werden, das macht ihn aus. Es ist das einzige, wozu er bestimmt ist, die einzige Konstante in seinem Leben. Das und noch viel weni...